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Carles Puigdemont: Vom Staatsfeind und angeblichen Terroristen zum politischen Königsmacher

„Gib nie auf, wenn du ein erfolgreicher Politiker sein willst“, schreibt Jan Diedrichsen in seiner aktuellen Kolumne über den Fall des früheren katalanischen Präsidenten Carles Puigdemont. Denn bist du an einem Tag noch Staatsfeind und Landesverräter, kannst du vielleicht irgendwann das Schicksal des Staates mitgestalten, der dich noch vor Kurzem für den Rest deines Lebens hinter Gitter bringen wollte.

Tony Hillerman – ein Fall von Kultureller Wertschätzung

Ein Klassiker kommt zurück: Die Navajo-Krimis von Tony Hillerman im Schweizer Unionsverlag. Ein weißer Autor schreibt über Menschen im Indianerreservat – geht das heute noch? Als Antwort ein Blick ins Online-Angebot der erfolgreichsten Serien: DARK WINDS läuft in den USA seit Juni, die deutsche Fassung startet als WIND DES BÖSEN am 12. September. Zu Grunde liegen die Romane von Tony Hillerman. Nie zuvor hatte eine US-Filmproduktion ein derart starkes Aufgebot an indigenen Mitwirkenden. Claus Biegert über Tony Hillerman. 

Autonomie für die Westsahara: Ausweg aus dem Konflikt?

Seit mehr als vierzig Jahren haben Zehntausende von marokkanischen Soldaten einen Sandwall aufgehäuft, der sich 2.400 Kilometer durch die westliche Sahara zieht. Der Wall ist vom Königreich Marokko seit den 1980er Jahren zum Grenzschutz errichtet worden, nach der Chinesischen Mauer und dem römischen Limes wohl die zweitlängste jemals gebaute Grenzbefestigung. Der mit Stacheldraht und unzähligen Landminen gesicherte Grenzwall teilt ein Gebiet mit 266.000 km2, bekannt als Westsahara, die von Marokko als „seine Sahara-Region“ bezeichnet wird.

Schleswig/Sønderjylland: Ein Minderheitenmodell in der deutsch-dänischen Grenzregion

Prof. Jørgen Kühl kennt das deutsch-dänische Grenzland und die Minderheitensituation wie kaum ein anderer. Für VOICES hat er die Besonderheiten dieses "Modells" zur Beilegung von nationalen Konflikten und die Förderung sowie den Schutz der Minderheiten und der Sprachenvielfalt der Region analysiert.

„Jesiden in der Sindschar-Region auf der Flucht: Machtpolitik auf dem Rücken der Bevölkerung“

VOICES-Kolumne im "Der Nordschleswiger": Aktuell spielt sich – weitestgehend von der Weltöffentlichkeit unbeobachtet – ein Drama ab, das schlimmste Erinnerungen an das Jahr 2014 weckt. Tausende Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden sind zum Spielball internationaler sowie regionaler Interessen geworden und fürchten um ihr Leben, schreibt Jan Diedrichsen in seiner Kolumne.

Krimtatare inhaftiert, weil er die Wahrheit über den Krieg berichtet

Viele Krimtataren haben bereits nach dem Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine im Jahr 2014 und die Besatzung der Krim ihre Heimat verlassen. Die GfbV hat in der Zeit der beginnenden russischen Aggression intensiv das Schicksal der Krimtataren begleitet. Heute sind die Krimtataren beinah gänzlich aus dem Fokus verschwunden Der Druck auf die verbliebenden politischen Akteure bleibt jedoch enorm.

Der chilenische Verfassungskonvent beschließt erste Artikel

Der chilenische Verfassungskonvent hat nach sechsmonatiger Arbeit die ersten Artikel für die neue Verfassung beschlossen. Kaum vorgelegt, sorgen die Entwürfe für Aufregung, ist doch von Justizsystemen die Rede. Die Mapuche beispielsweise drängen auf ihre autonome Gerichtsbarkeit. Der Konvent scheint das selbstgesetzte Ziel anzustreben, die Plurinationalität und damit die Anerkennung der Ureinwohner.

Von Tjan Zaotschnaja

Aleksandr Sokurow, bekannter Regisseur und Drehbuchautor, hat während der Dezember-Tagung des Menschenrechtsrates der Russischen Föderation einen Brief von den BewohnerInnen des wotischen (russisch: Wod’ oder Wozhanen) Dorfes Luzhitsy an Vladimir Putin verlesen:

„Sehr geehrter Wladimir Wladimirowitsch, wir, die einfachen Bewohner des alten wodischen Dorfes Luzhitsy, Kreis Kingisepp, Gebiet Leningrad, appellieren an Sie, unser einzigartiges Dorf, das in diesem Jahr 521 Jahre alt geworden ist, zu erhalten. Dies ist der einzige Ort auf der Welt, an dem noch Woten – Ureinwohner des Nordwestens von Russland – kompakt siedelnd leben. Es gibt nur noch 40 von uns, die wir unsere alte Kultur und Sprache bewahrt haben. Seit ewigen Zeiten haben die Woten die Grenzen Russlands bewacht und Russland dabei nie verraten. Kein einziger Wote blieb in Finnland, wohin sie während des Zweiten Weltkriegs gewaltsam vertrieben wurden.

Derzeit ist ein Verkehrsknotenpunkt im Dorf Luschitzy sowie der Bau eines Gasverarbeitungskomplexes durch RusChimAlliance geplant. Das Schiffsholz wurde bereits einen Meter vom Friedhof des Dorfes entfernt abgeholzt. Der Friedhof ist 500 Jahre alt. Im Dorf leben noch immer Menschen, die die Schrecken der Lager in Estland überlebt haben, wohin die Einwohner in der Geschichte ebenfalls verbannt wurden.

Um die Ehre Russlands zu bewahren und die Sicherheit der Einwohner zu gewährleisten, bitten wir Sie, den Verkehrsknotenpunkt vom jetzigen Friedhof, außerhalb des Dorfes Luzhitsy zu verlegen, zumal es eine solche technische Möglichkeit durchaus gibt.“

Der Regisseur und Autor Aleksandr Sokurow wendet sich nach der Verlesung des Briefes ebenfalls direkt an Putin: „Ich stütze mich auf die russische Verfassung, die uns den Kampf um den Erhalt kleiner Volksgruppen garantiert. Vor allem von den Volksgruppen, die im Nordwesten des Landes leben. Ich weiß nicht, wie die Verwaltung des Leningrader Gebiets darüber denkt, denn trotz aller Appelle der Einwohner von Luzhitsy gibt es keine Antwort. Meiner Meinung nach ist dies eine ernsthafte verfassungsrechtliche Frage. Und muss im Zusammenhang mit den Menschenrechten betrachtet werden. In diesem Sinne bin ich der Auffassung, dass wir uns mit Blick auf diese Situation in einer Verfassungskrise befinden.“

Hintergrund:

Am 9. November 2021 genehmigte die Bezirksverwaltung von Kingisepp einen Antrag an das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung zur Etablierung einer Sonderwirtschaftszone auf dem Gebiet der Siedlung Ust-Luga.

Dort ist die größte Gasaufbereitungsanlage Russlands und damit eine der leistungsstärksten der Welt geplant. Das Projekt wird von RusChimAlliance durchgeführt, die Gazprom und RusGasDobycha gehört.

Es wurde bereits mit dem Bau einer Zufahrtstraße für LKWs begonnen. Die einzige Straße des Dorfes, der Fluss Luzhitsa und die Brücke über ihn, sind von den Bauarbeiten betroffen. Vor allem jedoch das Gebiet in der Nähe des alten Friedhofs des Dorfes. Der Wald wurde in unmittelbarer Nähe der Friedhofsgräber abgeholzt, das Wasser des Flusses hat sich von klar in schlammig und sandig verwandelt.

 

Weitere Informationen

RG München der GfbV hat 2017 eine Radiosendung beim Radio LORA München: „Die Woten und die Ischoren im Leningrader Gebiet“ gemacht.

GfbV zum Thema im pogrom-bedrohte Völker, Nr. 4 / 2019„Kleine indigene Völker im Baltikum fürchten Pipeline-Bau“, von Ulrich Delius, S. 26-27.