Die Angst vor dem Uran

Der russische Eroberungskrieg gegen die Ukraine bedroht auch Stammesnationen in den USA.

Von Wolfgang Mayr

Die US-Regierung hat schnell auf den russischen Eroberungskrieg gegen die Ukraine reagiert: Einfuhrverbote für russisches Öl und Kohle. Importiert werden darf aber weiterhin Uran aus Russland. Die mehr als 90 AKW sind darauf angewiesen.

Die New York Times vermutet, dass der russische Krieg der US-amerikanischen Uran-Industrie neues Leben einhauchen wird. Es wird auch ein Uran-Embargo angedacht, weiß die NYT, weil die Uran-Industrie die eigenen Vorkommen ausbeuten will. Besonders im Westen gibt es reichhaltige Uranstätten, in den verschiedenen Reservaten mehrerer Stammes-Nationen.

Mehrere Bergbau-Gesellschaft über Druck aus, ziehen auch vor Gericht, um ihre gedrosselten Uran-Abbau wieder kräftig steigern zu können. Beispiel dafür die Arizonas Pinyon Plain Mine, 10 Meilen vom südlichen Rand des Grand Canyon entfernt. Die dort lebenden Havasupai nennen das Bergbaugebiet Mat Taav Tiijundva, „Heiliger Ort.“ Die Mine wurde in unmittelbarer Nähe zu den Grabstätten der Havasupai errichtet, seitdem ist das Grundwasser verseucht, seitdem wird auch vor Gericht gestritten.

Im März forderte der republikanische Senator John Barrasso aus Wyoming in einem Gesetzentwurf ein Einfuhrverbot für russisches Uran. Gleichzeitig drängt Barrasso, auch in Wyoming gibt es große Uran-Lager, auf die Wiedereröffnung der Uran-Minen. Inzwischen liegt ein ähnlich lautender parteienübergreifender Gesetzesentwurf vor.

Die Atom-Industrie nutzt die Gunst der Stunde, verweist auf den russischen Krieg, auf die Abhängigkeit von russischem Uran und auf den Klimawandel, der eine neue Energiepolitik erzwingt: Eine Renaissance der Atomkraft.

Inzwischen formiert sich Widerstand auf den möglichen betroffenen Reservaten im US-Westen in Allianz mit den AKW-Gegnern. Sie verweisen auf die Hunderte von verlassenen Uranminen, deren Strahlen seit Jahrzehnten Reservats-Land verseuchen. Ein schwieriges Unterfangen, mehrere Gerichte wiesen bereits Klagen gegen die Inbetriebnahme von Uran-Minen ab, im Februar stellte sich ein Bundesberufungsgericht auf die Seite des US Forest Service in einem Urteil gegen die Havasupai und drei Umweltgruppen, die den Betrieb der Mine verhindern wollten.

David Kreamer, Professor für Hydrologie an der University of Nevada, bezeichnete einige der Uran-Minen als potenzielle „Zeitbomben“ mit schädlichen Auswirkungen. Der Ute Mountain Ute Tribe im Bundesstaat Colorado forderte die Schließung solcher Minen.

GfbV-Beirat Claus Biegert und Herausgeber von gfbv-voices recherchierte die dramatische Geschichte des Uran-Abbaus auf indianischem Land in Nord-Amerika und dokumentierte mit seinem „Uran-Atlas“ gemeinsam mit WissenschaftlerInnen und AktivistInnen den globalen Uran-Kolonialismus und die lebenszerstörenden Folgen.

Weitere links zum Thema:

EU – Taxonomie, Uran und Indigene Völker Hintergrundinformationen zum Statement der European Alliance for the Self-Determination of Indigenous PeopleS zu Uranbergbau und EU-Taxonomie

Verraten-Vertrieben-Verstrahlt – Infoemagazin Nr. 17

Weltweit ist die Atomindustrie in den Startlöchern und stellt die Kernenergie als klimafreundliche Alternative dar.

Urankreislauf und indigene Völker, Atomkraft ist keine Alternative, aus einem Forderungskatalog der GfbV.

Indian Country Today analysiert kritisch die Entscheidung der Biden-Regierung, die Umweltvorgaben für die Bergbau- und Uran-Wirtschaft zu senken.

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