03-09-2023
Entscheidung in Kyiv
Historiker Karl Schlögel warnt, in der Ukraine steht „unser Leben auf dem Spiel“

Von Wolfgang Mayr
Karl Schlögel befasst sich seit Jahren mit dem östlichen Mitteleuropa, das im Westen kaum bekannt ist. Er „zeichnete“ literarisch die Metropolen nach, die dort pulsierende Kultur, die Multikulturalität und Multinationalität. Das war Nazis und später die Stalinisten übrigließen.
Kyiv, die urkainsche Hauptstadt, wurde für Schlögel ein Sehnsuchtsort. In Kyiv, stellvertretend für die Ukraine, fällt die Entscheidung über die Zukunft Europas. Thema seines jüngsten Buches. „Ukrainische Städtebilder zeigen was nicht fern von uns auf dem Spiel steht“, hieß es auf dem taz Talk auf der Buchmesse Frankfurt.
Schlögel war viel und ist immer wieder in der Ukraine unterwegs. Er besuchte mehrere Städte, von Odesa bis Kyiv über Donezk, alle einst florierend mit einer einzigartigen vielfältigen Kultur.
Die Städte leiden unter Putins Expansionspolitik, sie sind von der Auslöschung bedroht. Die Ukraine wehrt sich, ihr wird auch geholfen, um die kulturelle und politische Eigenständigkeit erhalten zu können. Das Ziel des russischen Krieges ist es, die ukrainische Selbständigkeit zu brechen.
Die Städtebilder aus „Entscheidung in Kiew“ führen vor Augen, „was nicht weit von hier bedroht ist und auf keinen Fall verloren gehen darf. Denn zwischen Schönheit und Lebendigkeit spiegeln die Städte der Ukraine wider, was gerade in Europa passiert,“ würdigt die TAZ das Buch von Karl Schlögel.
Karl Schlögel, Professor für Osteuropäische Geschichte in Frankfurt/Oder, erhielt 2016 den Preis des Historischen Kollegs für sein Buch „Terror und Traum“. Sein neues Buch „Entscheidung in Kiew“ erschien im Hanser Buchverlag.
Schögel war kürzlich Gast auf den Literaturtagen Lana, in Südtirol. Dort, und auch in einem Gespräch auf RAI-Südtirol, sagte Schlögel unmissverständlich, „wir haben keine Ahnung, was es bedeutet, wenn über Städten Raketen niedergehen“.
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