08-04-2023
Die schräge Logik des linken Lula
Der brasilianische Präsident empfiehlt der Ukraine, auf die Krim zu verzichten
Von Wolfgang Mayr
Brasilien will Frieden in der Ukraine, Präsident Lula da Silva bietet sich als Vermittler an. Gemeinsam mit dem chinesischen Diktator Xi Jinping drängt Lula die ukrainische Staatsführung, die Fakten anzuerkennen. Laut Lula ist die von Russland annektierte Krim russisch und wird es bleiben, ist der ehemalige linke Gewerkschafter überzeugt.
Mit anderen Worten, die von Russland überfallene Ukraine soll auf einen Teil ihres Territoriums verzichten. Im Tausch mit einem Waffenstillstand und Frieden. Präsident Wolodymyr Selenskyj muss die Realitäten akzeptieren, empfiehlt Lula der Widerstand leistenden Ukraine. Ähnlich sieht es auch die chinesische Staatsführung, die derzeit die unabhängige Republik Taiwan bedroht, im annektierten Tibet und in Ostturkesten die tibetische und die uigurische Nation einem radikalen Entnationalisierungs-„Programm“ unterworfen hat.
Die Haltung von Lula verwundert keineswegs. Er warf Selenskyj ja vor, ein Kriegstreiber zu sein. In einem „Times“-Interview unterstellte Lula dem ukrainischen Präsidenten, den Krieg gewollt zu haben. Statt online-Reden vor verschiedenen europäischen Parlamenten zu halten, hätte Selenskyj mit Putin verhandeln sollen. Selenzskyj ist am Krieg genauso schuldig wie Putin, stellt Lula Opfer und Täter auf eine Ebene.
Hinter der angeblichen ukrainischen Kriegstreiberei vermutet Lula die USA. Kein Wunder, sind doch für die lateinamerikanische Linke die USA die Hauptverantwortlichen für weltweite Konflikte und wirtschaftliche Ausbeutung. Lange mag es ja so gewesen sein, die Liste der US-Interventionen in Lateinamerika zugunsten der plündernden Elite ist lang, sie reicht von Guatemala, über El Salvador, über Venezuela, Kolumbien, Peru, Bolivien, Brasilien und Chile. Tatsächlich führen sich westliche Konzerne, deutsche wie die BASF, wie die neuen Konquistadoren auf. Sklavenarbeit, laut nicht nur der Vorwurf von Solidaritätsgruppen, sondern wird auch von der brasilianischen Staatsanwaltschaft erhoben.
Der Hass auf die USA der lateinamerikanischen Linken, die durch und durch nationalistisch ist, lässt sie zu Verbündeten von Putin-Russland werden. Der brasilianische Präsident ist nur ein Beispiel dafür. Der „globale Süden“ sucht die Nähe zum russischen Imperium, das seine Kolonien nicht weniger schamlos plündert, wie dies einst die USA taten. Bedauerlich.
Wie würde wohl Brasilien reagieren, wenn seine Amazonas-Nachbarn Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien aus angeblich historischen Gründen Teile des Amazonas-Beckens annektieren würden?
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