Hey Hamburg, kennst Du Duala Manga Bell? Museum am Rothenbaum beschäftigt sich mit der kolonialistischen deutschen Vergangenheit

Von Wolfgang Mayr

Das MARKK erzählt die „tragische, hierzulande weithin vergessene Geschichte eines widerständigen jungen Königs aus der Händlerfamilie der Bells, der zwischen Douala in Kamerun und einem kleinen Dorf in Süddeutschland aufwächst.“ Eine eng verflochtene Geschichte zwischen Kolonialmacht und Kolonie. Der junge König hieß Rudolf Duala Manga Bell, der nach seiner Ausbildung in Deutschland in seine Heimat in Douala zurückkehrte und sich dort – anfangs des 20. Jahrhunderts – gegen die kaltschnäuzige Willkür und die Enteignungspläne der arroganten deutschen Kolonialverwaltung in Kamerun auflehnte.

War der kaiserliche Kolonialismus die Blaupause für den NS-Eroberungskrieg im östlichen Europa? Gibt es eine kolonialistische Kontinuität zwischen dem Kaiserreich und dem Dritten Reich? Es gibt den berühmten roten Faden, die plündernde Brutalität. Das deutsche Kaiserreich raubte „seine“ Kolonien im Südpazifik, in Asien, in Südamerika und in Afrika aus. Reichskanzler Bismarck bezeichnete die Kolonien als „Schutzgebiete“, nicht für die dortigen Bevölkerungen, sondern für den deutschen Handel. Diese sogenannten Schutzgebiete – die Menschen und das Land – wurden erbarmungslos ausgebeutet.

In Deutsch-Süd-West-Afrika, dem heutigen Namibia, verübten die Kaisertruppen den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Die Opfer waren die Angehörigen der Hereros und Namas. Bereits in den 70er-Jahren wies die GfbV auf die Kolonialverbrechen des Kaiserreiches hin. Die vereinbarte Wiedergutmachung zwischen Deutschland und Namibia wird heute von der GfbV kritisiert, weil die Nachfahren der Genozid-Opfer in die Verhandlungen zur „Wiedergutmachung“ kaum einbezogen worden sind.

Das MARKK erzählt nicht die große Geschichte des deutschen Kolonialismus, sondern bricht diesen herunter auf Douala, auf Rudolf Duala Manga Bell, seine Familie und Verwandten. „Am Beispiel Duala Manga Bells Leben erzählt die Ausstellung von Rassismus, Kolonialismus und Widerstand, stellt Fragen nach Raubgut und der Rolle der Museen dabei. Sie versammelt historische Dokumente, Masken, Skulpturen und Speere aus der Sammlung, einige aktuelle Kunstwerke und eine großformatige Grafic Novel über Manga Bell, und schlägt den Bogen bis ins Heute. So stellt sie Hamburger Kaufleute vor, die mit Elfenbein, Kautschuk, Palmöl und Kakao reich wurden,“ erläutert das Museum das Ausstellungskonzept. Eine wichtige Ausstellung, denn die Geschichte ist nicht zu Ende. Menschen kämpfen weiter für ihre Rechte und eine neue Beziehung mit der Welt.

Einen Schönheitsfehler hat die beeindruckende Ausstellung. Warum wissen wir so wenig über den deutschen Kolonialismus, fragen sich die Ausstellungsmacher und geben sich eine fragwürde Antwort: Weil wir uns an der Schule nur mit dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg befassen. Da bleibt ein schaler Nachgeschmack.

In Kamerun gärt es derzeit wieder. Im Nordwesten des Landes findet ein Krieg niederer Intensität statt, zwischen Anglophonen und Frankophonen.

Ich, Rudolf Duala Manga Bell! Eine Kurz-Biographie bei Wikipedia

Quellen:

Hey Hamburg, – MARKK (markk-hamburg.de)

Ungewöhnliche Schau: „Hey Hamburg, kennst Du Duala Manga Bell?“ | NDR.de – Kultur – Kunst – Provenienzforschung

 

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