GORD HILL: COMICS GEGEN DAS VERSCHWEIGEN

Von Wolfgang Mayr

Der kanadische Schriftsteller Gord Hill erinnert mit zwei Büchern an den indigenen Widerstand in Amerika: „The 500 Years of Indigenous Resistance“. Eine Ausgabe ist ein Comic-Buch. Der Künstler und Aktivist ist Angehöriger der Kwakwaka’wakw-Nation im kanadischen Britsch Kolumbien.

Zwei Bücher, die aufrütteln sollen. Aufrütteln scheint notwendig zu sein, in der Solidaritätsszene für Lateinamerika kommt der indigene Widerstand – wenn überhaupt – nur am Rande vor. Ausnahme sind die beiden Nachrichtenportale amerika21 und Nachrichtenpool Lateinamerika. Wenig bekannt ist auch der hartnäckige Widerstand der indigenen Völker in Nordamerika.

In Soli-Kreisen zählen die autochthonen Völker, so bezeichnet die Innu-Autorin und Aktivistin Natasha Kanape Fontaine die „tribal nations“, als naturnahe Gutmenschen, fast als Öko-Heilige, sie werden romantisiert. Die Autochtonen kämpfen ums Überleben.

„The 500 Years of Indigenous Resistance“ von Gord Hill ist ein Überblick über den indigenen Widerstand auf dem amerikanischen Doppelkontinent, zeichnet Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den verschiedenen Regionen nach. Der Verlag edition av bezeichnet den Schreibstil von Gord Hill als kraftvoll und schlicht, seine Illustrationen sind bewegend.

Der Comic beginnt mit der spanischen Invasion und endet im heutigen Jahrhundert. „Autor und Aktivist Hill erzählt vom Widerstand der Taino 1492, dem Aufstand der Inka, dem Kampf der Mapuche, der Pueblo-Revolte, den Seminolenkriegen sowie dem Widerstand der Apachen, Plains-Indianer und der Völker der Nordwestküste. Außerdem berichtet er von der Amerikanischen Indianischen Bewegung, Wounded Knee, der Oka-Krise, dem Aufstand der Zapatisten und den Konfrontationen am Gustafsen Lake und in Ipperwash“, schreibt der Verlag edition av.

Der indigene Widerstand richtete sich gegen Massaker, Vergewaltigungen, Folter, Genozid, Vertreibung und Assimilation. Die beiden Bücher sind eine Gegendarstellung zur gängigen Geschichtsschreibung in Nord- und Süd-Amerika.

Versöhnen reicht nicht

In Kanada setzt die liberale Regierung Trudeau auf eine Aufarbeitung des Kolonialismus und der kolonialistischen Verbrechen – wie die ein Jahrhundert dauernde Gehirnwäsche von 150.000 indigener Kinder in den residential schools und die unaufgeklärten Verbrechen an mehr als 4.000 indigenen Mädchen und Frauen.

Die Regierung will aufklären und versöhnen. Diesem Vorhaben widerspricht Gord Hill. In einem Gespräch mit dem Goethe Institut auf der Frankfurter Buchmesse – Kanada  war Ehrengast – sagte Hill, das kanadische Versöhnungsvorhaben ist zu eng gefasst. Im Gespräch betonte Gord Hill: „Das betrifft gerade auch die Fokussierung auf die Residential Schools, durch die das große Ganze der tiefgreifenden Folgen von Kolonialismus und Genozid aus dem Blick verloren wird. Außerdem wird der Gedanke transportiert, dass es einmal eine harmonische Beziehung zwischen indigener Bevölkerung und Kolonialisten gegeben habe, die man einfach wiederherstellen könne“.

Gord Hill wirft dem kanadischen Staat vor, mit dem Schlagwort Versöhnung Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, sich fortschrittlich zu geben, die kolonialistischen Fehler korrigieren zu wollen. Trotz der Dutzende Millionen Dollar für die Wahrheits- und Versöhnungskommission ändert sich nichts für die indigenen Völker, kritisiert Hill.,

CrimethInc. : Gord Hill, indigener Künstler und Anarchist : Interview und Bildergalerie

Idle No More Short Documentary – GROUNDED NEWS – YouTube

How Idle No More sparked an uprising of Indigenous people – YouTube

“Ulali Singing Idle No More” at the UN Chapel September 22, 2014 – YouTube

Idle No More – Bullet Proof – YouTube

500 Years of Indigenous Resistance : Gord Hill : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive

Interview und Bildergalerie: Gord Hill, indigener Künstler und Anarchist « crimethInc. (blogsport.de)

Gord Hill – Goethe-Institut Kanada

 

 

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