Ostkurdistan

Nach der Ermordung von Jîna Mahsa Amini breiteten sich in ostkurdischen Städten die Proteste gegen das Mullah-Regime aus.

Von Wolfgang Mayr

Mitte September begannen die Aufstände in Seqiz, weiteten sich auf andere ostkurdische Städte wie Ûrmiye (Urmia), Serdeşt (Sardascht) und Sine (Sanandadsch) aus. Die zwei zentralen Slogans lauten „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frauen, Leben, Freiheit) und „Bimre dîktator“ (Tod dem Diktator).

Das islamistische Regime warf den Demonstrierenden vor, vom Ausland gesteuert zu sein. Darauf reagierten mehrere politische Parteien und zivilgesellschaftliche Organisationen in Ostkurdistan mit Aufrufen zu Massenprotesten und zu einem Generalstreik.

Die Proteste in den kurdischen Gebieten stießen den „Ungehorsam“ und den Widerstand in allen Teilen des Landes an. Angehörige der kurdischen, persischen, arabischen und aserbeidschanischen Volksgruppen demonstrieren gemeinsam gegen das repressive Regime.

Die Versuche scheiterten, die Demonstrationen zu verbieten. Das Regime mobilisierte deshalb die berüchtige mittelalterlich-faschistische „Sittenpolizei“, die „Aufstands-Bekämpfungspolizei“ und das Militär, um die Menschen von den Straßen und Plätzen zu schlagen. Auch zu erschießen.

Das shiitische Regime, das sich 1979 mit einer Revolution an die Macht putschte, schickte zur Stabilisierung der neuen Republik die „Revolutionsgarden“ gegen die kurdische Bevölkerung. Die anfängliche kurdische Solidarität mit der shiitischen Revolution hielt nicht lange an. Die kurdische Nation galt wegen des Strebens nach Autonomie bald als Revolutionsfeind.  Die Revolutionsgraden griffen hart durch, schlugen gewaltsam zu.

Die von der Polizei ermordete Jîna Amini ist ein Symbol dafür. Jîna Amini war eine 22-jährige junge Kurdin aus der ostkurdischen Stadt Seqiz (Saqqez). Weltweit wird sie von Medien und Politik jedoch als „Mahsa Amini” bezeichnet. Die Folge der anti-kurdischen Politik, die der Iran seit Jahrzehnten verfolgt. „Jîna“ ist Kurdisch und steht für Frau; der kurdische Name ist jedoch verboten, weswegen ihre Eltern damals gezwungen waren, ihr einen anderen offiziellen Namen zu geben. Deshalb hieß Jîna bei den Ämtern „Mahsa“, was aus dem altpersischen kommt und so viel wie „wie der Mond” oder „die Mondähnliche” bedeutet.

Der Tod von Jîna Amini sorgt für ein landesweites politisches Beben. Mädchen, Frauen, junge Männer wehren sich gegen die Unterdrückung, wollen nicht am religiösen Faschismus der Mullahs ersticken. Die Menschen befürchten eine totale Eskalation seitens des Regimes.Doch trotz der eskalierenden Gewalt durch das iranische Regime lässt sich jetzt schon sagen, dass die Aufstände tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen werden.

Das Mullah-Regime hat bisher mit Angst und Gewalt die Menschen zum Schweigen gebracht. Die Mauer des Schweigens wurde nun durchbrochen. Die Menschen – vor allem die Frauen – haben sich nun erhoben und sind sich selbst und ihrer Kraft einmal mehr bewusst geworden.

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