WATCHERS OF THE SKY – Die Lebensgeschichte des Raphael Lemkin, der den Begriff Genozid prägte

Von Jan Diedrichsen

Unter dem Titel „The Art of Change“ findet vom 16. bis 25. September das vierte Human Rights Film Festival Berlin als hybride On- und Offline-Veranstaltung statt.

Wir stellen in den nächsten Tagen einige der Programm-Filme vor:

WATCHERS OF THE SKY stellt den polnisch-jüdischen Richter und Friedensaktivisten Raphael Lemkin vor, der heute nur wenigen Menschen noch ein Begriff ist. Doch es war Lemkin, der den Begriff des Genozid einst prägte. Der Dokumentarfilm der amerikanischen Regisseurin Edet Belzberg soll einerseits an Lemkin erinnern, andererseits thematisiert er aktuelle Völkermorde.

Der Film „Watchers of the Sky“ schildert den Weg des Anwalts Raphael Lemkin und seine Bemühungen, sich bei den Vereinten Nationen für die Einführung der Völkermordkonvention einzusetzen. Der Film konzentriert sich dabei auf vier Personen, die von Lemkin inspiriert wurden: Samantha Power, Botschafterin der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen; Benjamin B. Ferencz, Chefankläger im Nürnberger Einsatzgruppenprozess; Luis Moreno Ocampo, erster Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs; und Emmanuel Uwurukundo, Leiter der Flüchtlingslager im Tschad, die vom Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge des Darfur-Krieges eingerichtet wurden. Der Film basiert auf dem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Buch von Power, A Problem from Hell.

Der Film thematisiert verschiedene Völkermord im Laufe der Geschichte, darunter den Völkermord an den Armeniern, den Völkermord in Ruanda, den Krieg in Darfur und den Holocaust, um nur einige zu nennen. Er enthält ein ausführliches Interview mit der ehemaligen Journalistin und Botschafterin der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, sowie Gespräche mit dem ehemaligen Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Luis Moreno Ocampo.

Raphael Lemkin suchte seit 1941 nach einem Wort, das Gräueltaten wie die des osmanischen Reiches gegen die Armenier und die des Nazi-Regimes umschreiben kann. Lemkin entwickelte dafür letztlich den Begriff Genozid. In seinem Buch Axis Rule in Occupied Europe gab er auch eine Definition des Begriffs. Genozid sei „… ein koordinierter Plan verschiedener Aktionen, der auf die Zerstörung essentieller Grundlagen des Lebens einer Bevölkerungsgruppe gerichtet ist mit dem Ziel, die Gruppe zu vernichten. … Genozid hat zwei Phasen: Eine erste, bei der die typischen Eigenschaften und Lebensweisen der unterdrückten Gruppe zerstört werden und eine zweite, bei der die Eigenschaften und Lebensweise der unterdrückenden Bevölkerungsgruppe der unterdrückten aufgezwungen wird. Diese Aufzwingung wiederum kann erfolgen, indem die unterdrückte Bevölkerungsgruppe bleiben darf oder sie wird sogar nur dem Gebiet allein aufgezwungen, indem die Bevölkerung beseitigt wird und eine Kolonisierung dieses Gebiets durch die unterdrückende Bevölkerungsgruppe folgt.“

Im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1945 assistierte Lemkin dem Hauptanklagevertreter der Vereinigten Staaten, Robert H. Jackson. Im März 1948 erhielt er einen Lehrauftrag an der Yale University. Mit 59 Jahren starb Lemkin völlig verarmt in einem Einzimmer-Apartment auf der West Side (Manhattan).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google

Zurück zur Home-Seite