23-08-2021
30 Jahre unabhängig: Beraubt und belagert – trotzdem feiert sich die Ukraine
Von Wolfgang Mayr
Am 24. August feiert die Ukraine den 30. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit. Über mehrere Generationen hinweg träumten UkrainerInnen von einem eigenen Staat.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und nach der bolschewistischen Revolution in Russland war die Ukraine kurz selbständig, getragen von der anarchistischen Bauernbewegung von Nestor Machno (Nestor Machno und seine ukrainische anarchistische Volksarmee – „Erinnert Euch an mich“ (Archiv) (deutschlandfunkkultur.de). Die bolschewistische russische Staatsmacht zerschlug die erste unabhängige ukrainische Republik.
Im Zweiten Weltkrieg wüteten auf dem Gebiet der Ukraine die Todeskommandos Stalins und Hitlers. Das stalinistische Regime provozierte eine gezielt herbeigeführte Hungersnot, der mehrere Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die Nazi-Wehrmacht und die Terrororganisationen des Nazi-Staates verwandelten die Ukraine in „Bloodlands“, schreibt der us-amerikanische Historiker Timothy Snyder (sieher: Einige Stimmen zum Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion – ukraineverstehen.de)
Das stalinistische Regime russifizierte gewaltsam die ukrainische Sowjet-Republik (siehe: Die hingerichtete Renaissance und Stalins Kampf gegen die ukrainische Intelligenzija (ukraineverstehen.de).
Erst mit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 ergriff die Ukraine die Chance, sich aus der russischen Umklammerung zu befreien. Seit 30 Jahren versucht nun die Ukraine einen eigenständigen Weg zu gehen. Ein schwieriges Unterfangen.
Das Zentrum Liberale Moderne schreibt auf seiner homepage Ukraine verstehen: „Der 30. Jahrestag ist ein Grund, zu gratulieren – und einen Blick auf dieses große und spannende Land im Osten Europas zu werfen!“
Die Ukraine hat es trotz der belastenden sowjetischen Vergangenheit geschafft, sich mehr oder weniger demokratisch zu entwickeln. Kein leichtes Experiment und keine Selbstverständlichkeit. In Russland und den ehemaligen zentralasiatischen Sowjetrepubliken konnten sich autoritäre Systeme etablieren. Im Schatten der anhaltenden russischen Aggression in der östlichen Ukraine und der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim wurden demokratische Institutionen aufgebaut. Mit allen Mängeln und Schwächen und dem üblen sowjetischen Erbe der Korruption und der im Hintergrund agierenden Seilschaften. Es wird sich zeigen, wie ernst die ukrainische Politik ihren Staat dezentralisiert. Das Land erklärte sich außerdem bereit, mit dem Assoziierungsabkommen europäische Standards zu übernehmen, in Richtung Europäische Union. Dafür sorgte die Maidan-Revolution von 2013.
In Deutschland, und nicht nur dort, ist das Verständnis für die ukrainische Selbstständigkeit gering. Unter dem Motto „Nie wieder“ solidarisieren sich weite Teile der SPD, die Linke und die AfD unbesehen mit Russland, weil Opfer der Nazis, die Linken, weil illiberal und nationalchauvinistisch die Rechte. Die Ukrainer gelten kollektiv als Nazi-Kollaborateure. So als ob in vielen anderen von den Nazis besetzten Ländern, Polen wie Russland, Frankreich wie Italien, nicht genügend willige Helfer zur Stelle waren.
Für die kritische Solidarität mit der Ukraine wirbt das Zentrum für Liberale Moderne, ein Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Organisationen und politischer Stiftungen. Das Zentrum unterstützt die ukrainische Zivilgesellschaft, wirbt für ein informiertes und differenziertes gegenseitiges Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Ukraine.
Das Zentrum Liberale Moderne nutzt den 30. Jahrestag dafür, die Ukraine und ihre Menschen in Deutschland sichtbarer zu machen. Die Initiative „Ukraine 30“ bietet eine Reihe von Veranstaltungen, bis Dezember 2021.
Das LibMod steht für die Verteidigung und Erneuerung der liberalen Moderne: „Die Kombination individueller Freiheit mit Demokratie, Weltoffenheit und kultureller Vielfalt steht weltweit unter Druck. In einer Zeit fundamentaler Veränderungen braucht es ein parteiübergreifendes Nachdenken über die Zukunft unseres Gemeinwesens und der internationalen Ordnung.
Für uns gehören individuelle Freiheit und gesellschaftlicher Zusammenhalt, Selbstverantwortung und starke öffentliche Institutionen zusammen. LibMod will Sammelpunkt für Freigeister aus allen politischen Lagern sein und Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit suchen. Das Zentrum wurde 2017 von Marieluise Beck und Ralf Fücks gegründet.
Warum das Zentrum Liberale Moderne? Hier.die Erklärung:
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Die Ukraine wird 30 – feiern wir zusammen! – ukraineverstehen.de
30 Jahre Unabhängigkeit der Ukraine – Interview mit Oskar Mangur – ukraineverstehen.de
30 Jahre unabhängig: Was nun auf die Ukraine zukommt | Herzinger.org
(45) 30 Jahre unabhängige Ukraine: Die demokratische Zivilgesellschaft sucht ihren Weg – YouTube
Luhansk im Sommer und Herbst 2014: Furcht und Ohnmacht (ukraineverstehen.de)
80 Jahre nach dem „Unternehmen Barbarossa“ – ukraineverstehen.de
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