Das vergessene Abschlachten

Im Schatten der Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine erschüttern Gräueltaten den Sudan.

Von Wolfgang Mayr

Seit Mitte April wird im Sudan gekämpft. In der Hauptstadt Khartum brachen am 15. April zwischen der Armee und den Rapid Support Forces (RSF) Gefechte aus. Späte Nachwirkungen des Darfur-Konflikts?

Die von der ehemaligen Wagner-Gruppe aufgerüstete paramilitärische Truppe RSF verfügt über 100.000 Bewaffnete. Die RSF, sie wurden als Dschandschawid-Milizen bekannt, waren die „bewaffnete Hand“ von Ex-Diktator al-Baschir.

Diese Milizen, eine „schnelle Eingreiftruppe“, verübten ab 2003 in der westlichen Provinz Darfur einen Genozid an der dortigen Bevölkerung. Die Milizen „säuberten ethnisch“ das Land, für die hindernisfreie Erdölförderung durch chinesische Konzerne. Eine besondere Form der Bruderschaft von Staaten des „globalen Südens“.

Die RSF-Milizen, die Nachfolger der DschandschawidKiller, setzen mit flächendeckenden Massakern ihren Völkermord in Darfur wieder fort. In Darfur findet ein Krieg im Verborgenen statt.

Bisher starben mehr als 10.000 Menschen. Mehr als 20 Millionen Menschen hungern, fast die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung. Wegen des zusammengebrochenen Gesundheitssystems breiten sich eingedämmte Krankheiten wie Malaria, Masern oder Diarrhö wieder rasend schnell aus.

Mehr als sechs Millionen Menschen flüchteten vor dem Krieg zwischen der offiziellen und der inoffiziellen Armee. Der Großteil sucht Schutz innerhalb des Sudans. Mehr als eine Million Menschen flohen in die Nachbarländer.

Dort schaut es düster aus: Im Tschad, dort lebt jeder dritte Sudan-Geflüchtete, herrscht seit 2021 eine Militärregierung. Im unabhängigen Südsudan bekriegten sich in den vergangenen Jahren die verschiedenen Ethnien des Landes.

Und das Nachbarland Äthiopien, die Zentralregierung führte in Kumpanei mit Eritrea einen blutigen Krieg (mehr als 600.000 Toten) gegen Tigray, provoziert den östlichen Nachbarn. Der einstige Verbündete Eritrea verfügt gleich über drei Häfen, das Binnenland Äthiopien ist vom Meer abgeschnitten. Die äthiopische Regierung soll einen Krieg gegen Eritrea planen, um sich einen ungehinderten Zugang zum Roten Meer zu verschaffen. Will sich Äthiopien die eritreischen „Abtrünnigen“ wieder zurückholen?

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