13-01-2022
Offener Brief an Außenministerin Baerbock: Unterstützt die Ukraine!

Annalena Baerbock MdB, Bundestagsfraktion Buendnis 90/Die Gruenen
Von Wolfgang Mayr
Die ukrainischen Expertinnen und Experten drängen auf eine neue deutsche Ukraine-Politik und plädieren für eine größere Unterstützung der Ukraine durch Deutschland und die EU.
In dem Schreiben kritisieren die Unterzeichner die letzte Entscheidung der Regierung Merkel, die Lieferung von bereits bezahlten Defensivwaffen an die Ukraine zu untersagen. Damit verweigerte Deutschland der Ukraine auch das Recht und die Möglichkeit, sich gegen die russische Aggression verteidigen zu können, begründen die Fachleute ihre Kritik.
„Es entsteht der Eindruck, die Bundesrepublik sei bereit, in der Praxis gegen die eigenen Erklärungen über das Streben nach Frieden in der Ukraine vorzugehen, um den Zugang zu russischen Energierohstoffen und zum russischen Markt beizubehalten,“ heißt es in dem Offenen Brief an die Außenministerin.
Während die Ukraine letztendlich mit einem Waffenembargo belegt wurde, lieferte Deutschland Hightech-Ausrüstungen auf die besetzte Krim, staunen die Briefe-Schreiber. Russland besetzte nicht nur militärisch eines Teils des Donbass, sondern auch politisch und wirtschaftlich.
Aus diesen Gründen ist den ukrainischen Experten unverständlich, warum Deutschland „an dem antieuropäischen Projekt Nord Stream 2“ festhält. „Dieses Projekt zielt darauf ab, einerseits die Ukraine zu umgehen, aber andererseits auch die Abhängigkeit Europas vom russischen autoritären Regime zu stärken und die transatlantischen Beziehungen Europas zu schwächen“.
Erstaunlich finden die Experten, wie die EU und Deutschland hilflos dem russischen Agieren zuschauten. Die Annektion der Krim, die Interventionen im Donbas, die russische Invasion in Georgien, die Stationierung russischer Truppen in der Republik Moldau (seit wenigen Tagen auch in Kasachstan) kümmerten den Westen kaum. „Ein belangloses Problem, das irgendwo am Rande des Kontinents stattfand,“ wird vermutet.
Inzwischen greift der russische Präsident noch weiter, erklären die Experten die Gefährlich der russischen Aggression. Putin definiert nämlich besondere russische Interessen auf dem Balkan aber auch in Mitteleuropa und im Baltikum. Letztendlich drängt Putin auf eine Einschränkung der Souveränität von Nachbarstaaten.
Die Stationierung russischer Soldaten in der Nähe der ukrainischen Grenze ist eine klare Bedrohung, versuchen die erwähnten Fachleute Außenministerin Baerbock wachzurütteln. Es ist es an der Zeit, „von reinen Resolutionen und Besorgniserklärungen zu echten tatkräftigen Handlungen überzugehen“.
Sie empfehlen die Einstellung von Nord Stream 2 und Waffenlieferungen an die Ukraine.
Hier der auf der Seite von Ukraine verstehende veröffentlichte Brief im Wortlaut:
Offener Brief ukrainischer Experten an Außenministerin Baerbock – ukraineverstehen.de
Dieser Brief ist zuerst auf der Homepage des Сentre for Global Studies Strategy XXI erschienen.
Siehe auch Serhii Schapowalow auf „Ukraine verstehen“ über die Stimmung in der Ukraine. Er schreibt: „In acht Jahren russischer Aggression hat sich die ukrainische Gesellschaft unablässig von der russischen emanzipiert. Nur noch 20 Prozent können sich mit der Idee einer Union mit Moskau anfreunden. Unter diesen Umständen ist es fraglich, ob Russland weitere ukrainische Gebiete langfristig effektiv kontrollieren könnte“:
Emanzipation vom „Brudervolk“ als Folge der russischen Agression – ukraineverstehen.de
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