26-10-2023
Im Stich gelassen
Für Arzach, Berg-Karabach, gab es keine solidarische Weltöffentlichkeit

Von Sivizius - Eigenes Werk, Arzach und umgebende Staaten von 1994 bis 2020 von Arzach beherrscht, ehem. autonomes Bergkarabach von Arzach beherrscht, außerhalb des früher autonomen Bergkarabach von Aserbaidschan beherrscht, aber von Arzach beansprucht
Von Wolfgang Mayr
Seit Tage protestieren pro-palästinensische Demonstranten gegen angebliche israelische Kriegsverbrechen in Gaza. In London haben mehr als 100.000 Menschen gegen Israel demonstriert. Auf den pro-palästinensischen Kundgebungen wird hemmungslos Hamas-Propaganda verbreitet, Kritik an der Hamas und ihren Pogromen wird unterschlagen.
Die in den West-Banks autoritär regierende PLO, die Konkurrenz der Hamas, stellt sich schützend vor die palästinensischen Islamisten. Die PLO unterstützt gar den Terror der Hamas. Mit Zahlungen der palästinensischen Autonomiebehörde an die Angehörigen von Selbstmord-Attentätern, von Terroristen, sponsert die PLO den menschenverachtenden Terror. Gelder, die von der EU für Investitionen zur Verfügung gestellt, aber missbraucht werden, recherchierte der Münchner Filmemacher Joachim Schröder.
Trotzdem, die palästinensische, arabische und türkische Diaspora in Europa sowie die antikolonialistische und antirassistische Linke applaudieren den totalitären Islamisten frenetisch zu. Dafür werden auch recht ungeniert Straftaten begangen.
Für die von Aserbaidschan überfallene armenische Region Arzach blieb die Solidarität aus. Inzwischen ist die Republik Arzach ethnisch gesäubert, mehr als 100.000 Menschen flüchteten in die Republik Armenien. Dieses Kriegsverbrechen ermöglichte die türkische und israelische Kooperation mit dem aserbaidschanischen Regime.
Inzwischen geht auch in der Republik Armenien die Angst um, vor dem gemeinsamen territorialer Hunger Aserbaidschans und der Türkei. Im Podcast „Nach Redaktionsschluss“ der ARD wird das alleingelassene Armenien behandelt, „Armenien von Medien im Stich gelassen?“
Kritisch wird hinterfragt, warum sich Formulierungen medial verbreiten, über die nicht weiter nachgedacht wird. Im Fall von Arzach zum Beispiel der Satz „völkerrechtlich gehört die Region zu Aserbaidschan“. Warum man mit solchen Formulierungen vorsichtig sein muss, erklärt der Journalist Eike Christian Petering. Zu Wort kommt Anna Aridzanjan, armenisch-stämmige Journalistin in Deutschland, die in den sozialen Netzwerken aktiv für das kleine Armenien ihre Stimme erhebt.
Der Vernichtungskrieg der Jungtürken während des Ersten Weltkrieges an den Armeniern ließ viele Überlebende in den Westen flüchten. Auch der aserbaidschanische Krieg gegen Arzach und gegen die Republik Armenien hatte eine Fluchtbewegung in den Westen zur Folge. Die armenische Diaspora erforschte Hakob Matevosyan. Er stammt aus Armenien, hat in Jerewan studiert und forscht am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europas. Nur ein kleiner Teil der Armenier und Armenierinnen lebt im eigenen Land – die meisten sind im Ausland.
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