Ost-deutsche Handwerker und die Ukraine

Handwerker in Sachsen-Anhalt fordern ein Ende der Russland-Sanktionen

Von Wolfgang Mayr

Die Position dieser Handwerker ist klar und deutlich: „Die breite Mehrheit ist nicht gewillt, für die Ukraine ihren schwer erarbeiteten Lebensstandard zu opfern“. Die Ukraine ist also ihr Thema nicht. Und, der Krieg „ist auch nicht unser Krieg!“

Die anti-ukrainischen Handwerker finden außerdem, dass die Ukraine kein lupenreiner demokratischer Staat ist. Sie verweisen auf die weit verbreitete hohe Korruption in der Ukraine. Die ostdeutschen Handwerker haben aber den Bericht von Transparency nicht zu Ende gelesen. Transparency kritisiert die Parteienfinanzierung und den regellosen Lobbyismus in Deutschland. Genauer: Transparency verweist auf illegale Parteispenden, intransparentes Sponsoring, zweckentfremdete Steuermittel und gestückelte Wahlkampfspenden.

Die Ukraine ist also kein lupenreiner demokratischer Staat und außerdem korrupt. Anders formuliert, es ist also egal, wenn die russischen Streitkräfte – die Armee eines korrupten mafiösen Staates – die Ukraine plattwalzt, in Schutt und Asche bombt.

So wie es einst die Vorfahren dieser Handwerker im Zweiten Weltkrieg taten. Die Wehrmacht und andere terroristische bewaffnete Verbände Nazi-Deutschlands plünderten und mordeten in der Ukraine, ein blutgetränktes Land. Für die flächendeckende Zerstörung von Land und Leute durch deutsche Landser und SSler gab es keine Wiedergutmachung aus Deutschland. In der Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit mit ihren monströsen Verbrechen kommt die Ukraine nicht vor. Zufall?

Haben diesen Brief an Bundeskanzler Scholz die in der AFD organisierten Handwerker geschrieben? Neben Teilen der Linken kann sich der russische Präsident auf die „Solidarität“ der AFD verlassen. Stramm auf der Seite Putins und seiner Politik. Die da heißt, Invasionskrieg, Zerstörung von Städten und Infrastrukturen, Vertreibung, Besetzung ukrainischen Territoriums, gezielter Beschuss von Wohnvierteln, Vergewaltigungen und Morde. Wenn die ukrainische Verteidigung nicht der Krieg dieser deutschen Handwerker ist, dann ist im Umkehrschluss der russische Krieg ihr Krieg.

In diesem Krieg kommen unzählige Men­schen ums Leben. Die rus­si­schen Truppen zer­stö­ren aber auch gezielt ukrai­ni­sche Kul­tur­gü­ter, um die kul­tu­relle Iden­ti­tät der Ukraine zu vernichten, klagen Denkmalpfleger Denis Yashny und Kulturwissenschaftlerin auf „Ukraine verstehen“ an: „Die Zer­stö­rung von Kul­tur­gü­tern ist eines der wich­tigs­ten poli­ti­schen Instru­mente des Kremls im Zuge der bewaff­ne­ten Aggres­sion gegen die Ukraine – und das nicht erst seit Beginn des Krieges am 24. Februar. Bereits bei der Beset­zung und Anne­xion der Krim 2014 und der Teil­be­set­zung des Donbass hatte Russ­land dieses Ziel ver­folgt“.

Die beiden Wissenschaftler listen die Zerstörung ukrainischer Kulturstätten 2014 in der von russischen Spezialeinheiten besetzten Krim und der östlichen Ukraine auf. Mit einem virtuellem Museum

dokumentiert die Ukraine den russischen Krieg.

Zum Beispiel auf der Krim. So wurde die antike griechische Stätte Cher­so­nes in der Nähe von Sewas­to­pol 2015 von den rus­si­schen Besat­zungs­be­hör­den „modernisiert“. Teile der Ruinen wurden zerstört, aus der antiken Stätte wurde ein Freizeitpark. Die Taliban lassen grüßen.

Ein weiteres Beispiel: Die russischen Besatzungsbehörden auf der Krim ließen das Kulturerbe der Krim-Tataren – den Bacht­schis­sa­rai-Khan-Palas­t – „restaurieren“. Ein Zeugnis für üblen Kolonialismus.

Die russischen Besatzer genehmigten auch Ausgrabungen auf der Festung Sudak, einer Befes­ti­gun­gsanlage der genue­si­schen Han­delsära.

Die seit dem 24. Februar über Teile der Ukraine hinwegrollende russische Invasion ist also auch ein Angriffs­krieg gegen die ukrai­ni­sche kul­tu­relle Iden­ti­tät. Die russischen Besatzer gehen in den derzeit besetz­ten Gebie­ten der Regio­nen Cherson, Sapo­rischschja, Donezk und Luhansk gegen das ukrai­ni­sche Kul­tur­erbe vor. Die „Behörden“ ließen die Samm­lun­gen des Museums für Regio­nale Geschichte in Meli­to­pol und des Kunst­mu­se­ums in Cherson „beschlag­nahmen“, also rauben.

In den russisch besetzten Städten Mariu­pol, Lys­y­chansk, Sive­rodo­nezk, oder Rubi­zhne sind 90 Prozent aller his­to­ri­schen Gebäude zer­stört. In Lys­y­chansk wurde ein Gebäu­de­kom­plex, der als das größte bel­gi­sche Kul­tur­erbe im Ausland gilt, zer­stört. Rus­si­sche Rake­ten haben Museen in Mariu­pol, Vol­no­vakha, Popasna und Izyum zerstört. In Charkiw, Myko­la­jiw und in der Region Sapo­rischschja vernichteten rus­si­sche Bomben zahl­rei­che Kul­tur­denk­mä­ler.

Denkmalpfleger Denis Yashny und Kulturwissenschaftlerin listen in ihrem Artikel „Perfide Kriegsstrategie – wie Russland ukrainische Kulturgüter zerstört“ auch den groß angelegten Raub von Kunstschätzen auf, belegen, wie die russische Armee auch gegen die Kulturgüter der Minderheiten vorgeht. Detailliert nachzulesen auf „Ukraine verstehen“.

Kurzum, was jetzt geschieht, ist die zerstörerische und vernichtende „Politik“, erprobt und ausgeführt auf der Krim und in der Ost-Ukraine. Vernichtung auf grö­ße­rem Maßstab. Dazu zählen auch die Unter­drü­ckung der krim­ta­ta­ri­schen Sprache, die Leug­nung der ukrai­ni­schen Sprache, die Mani­pu­la­tion his­to­ri­scher Fakten, das Abstrei­ten der Exis­tenz der Ukraine als sou­ve­rä­ner Staat sowie das Schüren inter­re­gio­nale Feind­schaft. Russ­land leugnet auch die Existenz der Krim­ta­ta­ren als indi­ge­nes Volk auf der Krim.

Also, die ukrainische Verteidigung ist nicht der Krieg der sächsischen Handwerker. Anders rum, also ist die russische Invasion ihr Krieg. Damit stehen sie in der Tradition ihrer Vorväter, verhaftet im Geist des berüchtigten Hitler-Stalin-Pakts von 1939.

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