14-07-2021
In Südtirol erstarkt die Staatssprache – Verlust der Wichtigkeit?
Der Blog Brennerbasisdemokratie untersuchte den Sprachgebrauch in den beiden autonomen Regionen Südtirol in Italien und Katalonien in Spanien. Fazit: Trotz Autonomie brechen die Minderheitensprachen ein.
Von Simon Constantini, Brixen
Die deutsche Sprache verliert in nur zehn Jahren in der sprachgruppenübergreifenden Einschätzung deutlich an Bedeutung „für ein gutes Zusammenleben“ in Südtirol. Ein Befund, der sich mit den wachsenden Schwierigkeiten des Deutschen als Amtssprache deckt.
Selbst die deutschsprachigen Südtirolerinnen sind mehrheitlich der Meinung, dass die lingua franca nazionale wichtiger sei als ihre eigene, wiewohl das Deutsche die Muttersprache von über zwei Dritteln der hier wohnenden Menschen ist. Vor zehn Jahren noch sahen die Deutschsprachigen Deutsch als die wichtigste Landessprache an. Die Südtirolerinnen italienischer Muttersprache waren 2004 noch zu 75,8% der Meinung, die deutsche Sprache sei für das gute Zusammenleben »ausschlaggebend« oder »sehr wichtig«. 2014 sahen das nur noch 68,1% so.
Auffallend ist zudem, dass gerade die Personen, die ein andere Muttersprache als die drei autochtonen Landessprachen angaben, dem Deutschen unter allen Gruppen die geringste Bedeutung beimessen (67,6%), deutlich weniger als dem Italienischen (87%). Dies deutet darauf hin, dass Südtirol außerstande ist, Zugewanderten die Gleichwertigkeit der beiden landesweiten Amtssprachen Deutsch und Italienisch erfolgreich zu vermitteln.
Die von den Südtirolerinnen insgesamt gefühlte Bedeutung der deutschen Sprache ist während der letzten zehn Jahre — also im Vergleich zum ersten Sprachbarometer — um über sechs Prozentpunkte eingebrochen, von damals 79,2% auf 72,7%.
Gleichzeitig hat die Wichtigkeit der italienischen Sprache leicht von 81,5% auf 81,8% zugenommen. Der Unterschied zwischen Deutsch und Italienisch beläuft sich nun schon auf knapp zehn Prozentpunkte und hat sich somit in zehn Jahren vervierfacht.
Die Bedeutung des deutschen Dialekts (63,8%) ist laut Einschätzung der Südtirolerinnen übrigens noch einmal um fast zehn Prozentpunkte geringer, als jene der deutschen Hochsprache (72,7%).
Wichtigste Sprache: Italienisch. – BBD (brennerbasisdemokratie.eu)
Territoriale Identität schwächelt. – BBD (brennerbasisdemokratie.eu)
Banaler Nationalismus. – BBD (brennerbasisdemokratie.eu)
Banaler Nationalismus in Katalonien. Und Südtirol. – BBD (brennerbasisdemokratie.eu)

Simon Costantini
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