Unmissverständliche Botschaft

Der aserbeidschanische Botschafter Aslanov in Italien kündigte an, die „Grauzonen“ in Aserbaidschan zu beseitigen

Von Wolfgang Mayr

Rashad Aslanov ist im Gespräch mit der italienischen Nachrichtenagentur AGI undiplomatisch deutlich. Er schätze alle aufrichtigen Vermittlungsinitiativen, die wirklich nützlich sind. Und zwar für die von Aserbeidschan vorgeschlagene „Friedensagenda“. Die Argumente ähneln dem russischen Friedenssprech. Der Aggressor überfällt seinen Nachbarn, formuliert seine Friedensagenda, Ziel, der Überfallene muss kapitulieren. Empfehlungen, die deutsche „Humanistinnen“ wie Sahra Wagenknecht, Alice Schwarzer oder Ulrike Guerot an die Ukraine weiterreichen.

Rashad Aslanov begründet im Interview mit AGI die Spezialoperation in Arzach, der armenischen Enklave Karabach. Alle Fragen, die mit „der Region in Aserbaidschan verbunden sind, sind interne Angelegenheiten sind, damit weist der Botschafter mögliche Initiative zugunsten Arzachs als unerwünschte Einmischungen zurück. Aussagen, die in Italien von links bis rechts vorbehaltslos geteilt werden. Großzügig ließ der autoritäre Präsident Aserbaidschans die Menschen in Arzach wissen, dass „die Armenier, die in Karabach leben, dort weiterhin als Bürger Aserbaidschans leben und die gleichen Rechte genießen, die unsere Verfassung jedem Bürger Aserbaidschans bietet, unabhängig von seiner Herkunft“. Soll beruhigend klingen, es ist aber keineswegs.

Die „Spezialoperation“ wird vom autoritären Staat Aserbaidschan als Anti-Terror-Maßnahme begründet, gegen die in Arzach vertretenen armenischen Streitkräfte und gegen die „illegalen bewaffneten Gruppen“, Milizen der Arzach-Armenier. Die armenischen Soldaten und die Milizionäre müsse ihre Waffen abgeben, sich aus ihren Kampfstellungen zurückziehen und Arzach verlassen.

Arzach muss sich bedingungslos unterwerfen

Aserbaidschan fordert die vollständige Unterwerfung von Arzach, Zitat des Botschafters, „um die Wiedereingliederung der Armenier im Rahmen der aserbaidschanischen Verfassung“ zu erreichen. Deshalb waren die „Anti-Terror-Maßnahmen innerhalb des souveränen Territoriums Aserbaidschans notwendig, um die verfassungsmäßige Ordnung der Republik wiederherzustellen“, betonte Botschafter Aslanov im AGI-Interview.

„Es ist unser Recht, die Grauzonen innerhalb unseres Territoriums zu beseitigen. Welches Land würde die illegale Existenz von Streitkräften und Grauzonen in seinem Hoheitsgebiet akzeptieren?“, fügte der Botschafter hinzu. Italienischer Applaus ist dem Botschafter sicher: „Ich möchte klarstellen, dass es in Aserbaidschan nicht mehr die sogenannte territoriale Einheit ‚Bergkarabach‘ gibt“, ergänzte der Diplomat, „sondern die Wirtschaftsregion Karabach im Hoheitsgebiet der Republik Aserbaidschan“. „Grauzonen beseitigen“, was bedeutet das? Gründliche „ethnische Säuberung““. Der Armenier-Killer Attatürk und Massenmörder Stalin lassen grüßen.

Die Anti-Terror-Maßnahme war notwendig, wirbt Botschafter Aslanow für Verständnis, weil „20 % der Gebiete Aserbaidschans seit 30 Jahren von Armenien besetzt sind. Armenien führte in den Jahren 1988-1993 ethnische Säuberungen und Massaker an Aserbaidschanern durch. Wir hatten mehr als 750.000 Binnenvertriebene aus den besetzten Gebieten und mehr als 250.000 Flüchtlinge aus Armenien, die immer noch auf ihre Rückkehr in ihre Heimat warten.“

Kein Wort über die armenischen Opfer, über die Vertreibungen, über die seit Monaten praktizierte Blockade, gedacht als Instrument der Aushungerung. Aserbaidschan das Opfer?

Kein Wort darüber, dass das Land zwischen Armenien und Arzach von den Aseris ethnisch gesäubert wurde, das sich die ehemalige sowjetische Teilrepublik Aserbaidschan Arzach – ohne die Bevölkerung zu fragen – einverleibt hatte. 

Trotz der Trilateralen Erklärung vom November 2020 unterhielt Armenien weiterhin seine Streitkräfte in Arzach. „Heute gibt es 10.000 illegale armenische Soldaten in Karabach, die seit Jahren aserbaidschanische Bürger terrorisieren und dieser Terrorismus muss gestoppt werden,“ stellt der Botschafter Aserbeidschaner als ausschließlich Opfer dar: „Die Gesamtzahl der Opfer von Landminen beträgt 320 Menschen, von denen mehr als 60 nach dem 44-tägigen Vaterländischen Krieg von 2020 gestorben sind“, führt Aslanow weiter aus. Ja, die Aseris als Opfer. Wie „die Russen“ in der Ost-Ukraine. Aserbaidschan lernte ganz offensichtlich vom russischen Aggressor und setzte sich nun gewaltsam durch.

Arzach, eine düstere Zukunft

Aserbeidschan geht es ausschließlich darum, versichert der aserbaidschanische Botschafter in Rom, mit seiner Anti-Terror-Maßnahme militärische Formationen und illegale militärische Infrastrukturen zu zerschlagen. Die Spezialoperation ziele nicht auf die Zivilbevölkerung ab. Wer es glaubt, wird selig. Das aserbaidschanische Militär appellierte an die Zivilbevölkerung, sich neutral zu verhalten und Kampfplätze zu meiden.

Laut Botschafter Aslanow ist die Präsenz armenischer Streitkräfte in Arzach eine ernsthafte Bedrohung für den Frieden und die Stabilität in der Region. Der einzige Weg, Frieden und Stabilität in der Region zu erreichen, „ist der bedingungslose und vollständige Rückzug der armenischen Streitkräfte aus der Region Karabach in Aserbaidschan und die Auflösung des Marionettenregimes.“ Dieses angebliche Marionettenregime ist von den Menschen in Arzach gewählt worden. 

Die Eroberung wurde möglich, weil die angebliche Schutzmacht Russland die Aseris handeln ließ, weil die islamistische Türkei – ein NATO-Staat – und das rechtsregierte Israel Aserbaidschan massiv militärisch aufgerüstet haben. 

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