Remember Tuzla & Bradina: Versöhnung ohne Gerechtigkeit?

(c) GfbV

Von Wolfgang Mayr

Die Jugendinitiative für Menschenrechte in Serbien und Bosnien erinnerte am Jahrestag der Verbrechen in Bradina und Tuzla an die vergessenen Opfer. Die Initiative forderte die serbischen und bosnischen Justizbehörden auf, die Verbrechen konsequent zu verfolgen.

Die Initiative kritisiert staatliche Institutionen, die Kriegsverbrecher verherrlichen und sie vor dem Zugriff der Justiz verstecken. Mitglieder der Initiative demonstrierten in Belgrad gegen ein Wandbild des Kriegsverbrechers Ratko Mladic. Polizei in Zivil löste energisch den kleinen Protest auf.

Die Jugendinitiative appellierte an die Justizbehörden in Serbien und Bosnien, bei der Verfolgung von Kriegsverbrechen zusammenzuarbeiten. Die bisherige Praxis des staatlichen Verleugnens der Massaker der Jugoslawischen Volksarmee, der kroatischen Armee sowie der rechtsradikalen serbischen und kroatischen Milizen ist unerträglich und soll endlich beendet werden, regt die Jugendinitiative die Aufarbeitung der gar nicht so weit zurückliegenden Vergangenheit an.

Bradina

Was geschah in den 1992er Jahren in Bradina? Am 25. Mai 1992 griffen Milizionäre der „Grünen Baretts“ und „Patriotischen Liga“ sowie paramilitärische Einheiten der kroatischen Streitkräfte und des Kroatischen Verteidigungsrates das Dorf Bradina in der Gemeinde Konjic an. Die kroatischen Aggressoren ermordeten 48 Menschen, 240 Bewohner des Dorfes wurden in das Internierungslager Čelebići getrieben.

Wegen der Kriegsverbrechen an der serbischen Bevölkerung im Konjic-Gebiet von Mai 1992 bis Mai 1993, einschließlich Bradina, stehen 13 Angeklagte vor Gericht.

Tuzla

Im Mai 1995 wurde aus den Stellungen der Armee der Republika Srpska die Stadt Tuzla, das UN-Sicherheitsgebiet, beschossen. Mehr als 70 Menschen wurden dabei getötet, mehr als hundert verletzt. Beschossen und erschossen wurden junge Menschen, die spazieren gingen. Die Mehrheit der Getöteten waren zwischen 18 und 25 Jahre alt, das jüngste Opfer, Sandro Kalesić, war erst zwei Jahre alt. Abgeschossen wurde auch eine Sprenggranate, sowjetischer Bauart. Der Standort befand sich  nahe der Ortschaft Panjik am Berg Ozren. Stationiert war dort die „Taktička Grupa Ozren“ (Taktische Einheit Ozren) der Armee der Republika Srpska.

Am 12. Juni 2009 verurteilte ein bosnisches Gericht Novak Đukić, den ehemaligen Kommandeur der Taktischen Gruppe Ozren der Armee der Republika Srpska. 25 Jahre Haft wegen des Kriegsverbrechens gegen die Zivilbevölkerung. Nachdem das bosnischeVerfassungsgericht dieses Urteil aufgehoben hatte, reduzierte ein Gericht 2014 die Strafe von Đukić auf 20 Jahre. In der Zeit zwischen den beiden Urteilen floh Novak Đukić nach Serbien, angeblich zur medizinischen Behandlung.

Lasche Justiz

2014 erließ die bosnische Justiz einen Haftbefehl gegen Đukić. Die serbischen Behörden wurden aufgefordert, das Urteil zu vollstrecken. Das Verfahren zur Anerkennung und Vollstreckung des bosnischen rechtskräftigen und vollstreckbaren Urteils gegen Đukić ist seit Februar 2016 vor der Abteilung für Kriegsverbrechen des Obergerichts in Belgrad ins Stocken geraten.

Die unterlassene Bestrafung von Kriegsverbrechern, in Kroatien und in Serbien, verwundert nicht. Sie gelten als Helden, in Zagreb wie in Belgrad. Trotz kroatischer Kriegsverbrechen ist Kroatien bereits Mitglied der EU geworden. Serbien hat beste Aussichten, im Gegensatz zu seinem Opfer Bosnien, auch EU-Mitglied zu werden.

Der serbische Präsident Vučić hat es geschafft, er und sein Land sind EU kompatibel, trotz seiner Verwicklungen in den Bosnien-Krieg. Vučić arbeitete während des Bosnien-Krieges als Reporter beim Propaganda-Fernsehkanal „Channel S“ der bosnischen Serben in Pale.

Vučić drohte im serbischen Parlament in Belgrad 1995 damit, dass man für jeden getöteten Serben hundert Muslime umbringen werde. Wendehals Vučić soll einer der Scharfschützen gewesen sein, die oberhalb von Sarajewo aus wahllos aber trotzdem gezielt auf Menschen, egal welchen Alters, in die bosnische Hauptstadt schossen. Laut der Tageszeitung FAZ pflegt Vučić auch Kontakte zur serbischen Mafia.

Tuzlanska Kapija i 10. Diverzantski Odred – YouTube

Vor 20 Jahren: Granatenangriff auf Tuzla – Bing video

Die Runde Ecke: Ich habe das Massaker von Tuzla überlebt – Bing video

YIHR – Youth Initiative for Human Rights

 

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