Wahlen in Brasilien

Indigene kämpfen gegen Bolsonaro und für die Rettung des Klimas

Von Jan Diedrichsen

In Brasilien wird morgen gewählt. Dabei müssen sich die Brasilianerinnen und Brasilianer zwischen zwei äußerst unterschiedlichen Präsidentschaftskandidaten entscheiden, die sehr konträre Vorstellungen für die Zukunft des größten Landes Lateinamerikas haben.  Amtsinhaber Jair Bolsonaro, der Rechtsaußen, der 2018 mit dem Versprechen gewann, die Korruption zu bekämpfen und die Wirtschaft anzukurbeln und Luis Inácio Lula da Silva, dem linksgerichteten ehemaligen Präsidenten mit zwei Amtszeiten, der sich als Verteidiger der jungen brasilianischen Demokratie zur Wahl stellt. Die Umfragen sehen da Silva in Führung. Bolsonaro hat die letzten Monate genutzt, um bereits im Vorfeld Zweifel an der Wahl zu schüren. Er hat erklärt, nur ein Wahlergebnis zu akzeptieren, das ihn als Sieger verkündet. Die Zeichen stehen auf Konfrontation.

Mitten drin in dieser aggressiven Vorwahlstimmung befinden sich die Indigenen des Landes: Eine Rekordzahl indigener Kandidatinnen und Kandidaten stehen zur Wahl. Auch eine Reaktion auf die zunehmende Gewalt gegen Indigene und Umweltaktivistinnen in den letzten vier Jahren der Regierung von Präsident Jair Bolsonaro.

Es haben sich 181 Kandidatinnen und Kandidaten registrieren lassen, die sich selbst als Indigene bezeichnen – ein Anstieg von 36% innerhalb von vier Jahren. Die meisten von ihnen kandidieren für ein Abgeordnetenmandat auf Landes- oder Bundesebene, und viele treten zum ersten Mal an. Bislang hat Brasilien nur zwei indigene Vertreter in den Kongress gewählt: Mário Juruna vom Volk der Xavante im Jahr 1982 und Joênia Wapichana aus dem amazonischen Bundesstaat Roraima im Jahr 2018. In ganz Brasilien leben etwa eine Million indigene Menschen aus mehr als 300 ethnischen Gruppen.

Die Angriffe auf die indigene Bevölkerung und ihr Land sind unter Präsident Jair Bolsonaro eskaliert. Bei der Dokumentation dieser Verfolgung wurden im Juni der Indigenen-Experte Bruno Pereira und der britische Journalist Dom Phillips ermordet.

Im August 2021 verklagte eine Koalition indigener Gruppen Bolsonaros Regierung vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) des Völkermordes, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und des Ökozid. In ihrer Erklärung vor dem IStGH prangerten sie eine Eskalation der Invasionen in indigenes Land, die Abholzung und Brandrodungen sowie die Zunahme des illegalen Bergbaus in den indigenen Territorien an.

Die „Lunge der Welt“, der riesige Regenwald, der zu 60 Prozent in Brasilien liegt, spielt eine zentrale Rolle bei der Eindämmung des Klimawandels, indem er Kohlendioxid aufnimmt. Bolsonaro hat ihn als eine Ressource bezeichnet, die es zu nutzen gilt, um die Brasilianer aus der Armut zu befreien. Er hat Behörden, die mit dem Schutz der indigenen Bevölkerung betraut sind, entkernt und gleichzeitig darauf eingeschworen, „keinen weiteren Zentimeter“ indigenen Landes vor der Erschließung zu schützen.  Etwa 17 Prozent des Amazonasgebiets sind bereits abgeholzt.

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