28-07-2021
Nationen ohne Staat – Ist der Überlebens-Nationalismus notwendig?
Von Wolfgang Mayr
Die Sprachpolitik der beiden autonomen Gemeinschaften Baskenland und Katalonien steht an einem Scheideweg: Setzen die regionalen Regierungen auf die baskische und katalanische Dominanz im Alltags- und im Geschäftsleben oder auf die strikte katalanisch-kastilische Zweisprachigkeit? In beiden Regionen dominieren im Erziehungswesen die Regionalsprachen. Ist damit der Bestand gesichert? Beispiel Katalonien.
Die linksnationalistische ECR, eine der Regierungsparteien im regionalen Parlament in Barcelona, setzt auf eine pan-katalanische Sprachenpolitik. Nicht nur in der autonomen Gemeinschaft Katalonien soll das Katalanische vorherrschen, sondern auch in Valencia und auf den Balearen. ECR-Sprecherin Marta Vilalta unterstreicht, dass zehn Millionen Menschen in Spanien katalanisch sprechen. Die gemeinsame Sprache der drei Gemeinschaften will die ECR stärken, sie dort zur ersten Landessprache „erheben“.
Vilalta wies den Vorwurf der rechtskonservativen spanischen Volkspartei PP zurück, mit der rigiden katalanischen Sprachpolitik das Land und die Bevölkerung zu spalten. Die ECR-Sprecherin erinnert daran, dass in der Franco-Ära von 1939 bis 1972 die katalanische Sprache verboten war. Vilalta kündigte deshalb eine Vorzugsschiene für das Katalanische an, „denn sie ist eine grundlegende Säule des Zusammenhalts,“ begründet Vilalta die neue Sprachenkampagne.
Diese Kampagne reicht inzwischen über die katalanische Sprachgrenze hinaus. Auf entsprechendem Druck der Direktion für Sprachpolitik der Regionalregierung bietet der US-Onlinevideo-Anbieter Netflix in Spanien auch Inhalte auf Katalanisch und Baskisch an.
Im Rosselló, dem zu Frankreich gehörenden Teil Kataloniens, koordiniert eine Behörde die Förderung und Unterstützung der katalanischen Sprache. Die „Oficina Pública de la Llengua Catalana“ wurde beauftragt, die autochtone katalanische Landessprache zu stärken.
Die sardische Regionalregierung verabschiedete ein Sprachpolitikgesetz, das das Sardische und das in der katalanischen Enklave l’Alguer (Alghero) gesprochene Katalanische in den Rang von Amtssprachen erhebt. Die katalanische Plataforma per la Llengua (Plattform für die Sprache) war federführend an der Ausarbeitung des Gesetzes beteiligt.
Die Minderheiten-Sendung „minet“ auf Rai Südtirol berichtet im folgenden Video über den Überlebenskampf einer Sprache:
Minet – Katalanisch – der Überlebenskampf einer Sprache (minet-tv.com)
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