Ein Forum für die Geknebelten

Auf der UN-Experten-Session in Genf griff ein Vertreter der russischen Mission die Menschenrechtsaktivistin Yana Tannagesheva an. Er unterbrach ihre Rede, beleidigte sie, warf ihr die Visitenkarte ins Gesicht.

Von Wolfgang Mayr

Die Schweizer GfbV-Sektion und die Exilorganisation „International Committee of Indigenous Peoples of Russia“ (ICIPR) luden zum Side-Event ein, anlässlich der UN-Experten-Session für die Rechte indigener Völker in Genf. Russische Exil-Indigene kritisierten heftig den Krieg Russlands gegen die Ukraine und wiesen auf die Auswirkungen auf die indigenen Gemeinschaften hin. Sie sprachen auch über die größer werdenden Repressionen des russischen Staates, Repressionen, die auch in Genf direkt zu spüren zu waren:

Auf der Experten-Session griff ein Vertreter der russischen Mission in Genf die Menschenrechtsaktivistin Yana Tannagesheva an. Er unterbrach ihre Rede, beleidigte sie, warf ihr die Visitenkarte ins Gesicht. Ähnlich verhielt sich dieser russische Vertreter während des krimtatarischen Redebeitrages.

Tannagesheva zeigte sich geschockt über das aggressive russische Verhalten. Erfreut war sie über die indigene Solidarität im Sessionssaal. Teilnehmende formten einen schützenden Kreis um Tannagesheva. „Jetzt haben hier alle das wahre Gesicht Russlands gesehen“, zitiert die GfbV-CH Tannagesheva: „Für sie sei das nicht neu, aber es sei krass, dass Vertreter:innen Russlands sich nicht mal mehr für solche Übergriffe auf internationalem Parkett schämen würden“.

Russland bietet sich derzeit asiatischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern als antikolonialistischen Bündnispartner an. Ein Land, das einen Eroberungskrieg gegen die Ukraine führt und im eigenen Land seit 100 Jahren ein kolonialistisches Projekt realisiert, für das „weiße Russland“. Ein Wolf im Schafspelz. Ein besonderes krasses Beispiel dafür, die russische Armee „verheizt“ indigene Soldaten.

In der russischen Armee kämpfen viele indigene Soldaten. „Für die marginalisierten Indigenen, die oft in Armut und entlegenen Regionen leben, sei der Eintritt in die russische Armee häufig ein unvermeidbarer Ausweg. Indigene würden unter staatlichem Druck in die Armee gedrängt und müssten so an den Kampfhandlungen teilnehmen,“ heißt es in der Erklärung der GfbV-CH. Auffallend hoch ist die Zahl gefallener Indigener, eine soziale und demografische Katastrophe für die indigenen Völker in Russland.

Pavel Sulyandziga berichtete darüber, wie der russische Staat indigene Organisationen mit eigenen Leuten unterwandert und Indigenenvertretungen denunziert. Als Reaktion darauf gründeten Sulyandziga und weitere Teilnehmende des Side-Events die Exilorganisation ICIPR und setzen ihr Engagement aus dem Exil fort.

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