13-05-2022
Von arroganten Deutschen
Die Kritiker und Gegner von deutschen Waffenlieferungen an die überfallene Ukraine sind nationale Egoisten.
Von Wolfgang Mayr
Bei Markus Lanz warb der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel für Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Bei Anne Will konnte der Soziologe Harald Welzer die rechtsphilosophischen Empfehlungen fortführen und den Waffenstillstand zwischen dem Aggressor und seinem Opfer als die Alternative zu den Waffenlieferungen anpreisen.
Deutsche empfehlen den ukrainischen Opfern, ein Auskommen mit ihren Vergewaltigern zu suchen. Entgrenzte Arroganz.
Merkel philosophierte zwar von der Pflicht der Ukraine, sich zu verteidigen. Aber nicht um jeden Preis, grenzte der Rechtsphilosoph die Selbstverteidigung wieder ein. Der ukrainischen Regierung warf Merkel vor, in ihrem Widerstand Tausende Menschenleben zu ignorieren, was einfach moralisch verwerflich ist. Die Kinder in der Ukraine „würden lieber überleben, als den Preis für die Tapferkeit ihrer eigenen Regierung zu bezahlen,“ unterstellt der Rechtsphilosoph der ukrainischen Regierung über Leichen zu gehen.
Den offenen Brief an Bundeskanzler Scholz versteht Merkel als eine Mahnung an die Ukraine. Die Forderung der deutschen Intellektuellen, ein Waffenstillstand und Verhandlungen. Mittels diplomatischer Kunst müssen Russland und die Ukraine einen Weg zu finden, den beide Kriegsparteien akzeptieren können. Nur damit kann die Entgrenzung des Krieges verhindert werden, verteidigte Welzer bei Anne Will den anzustrebenden Waffenstillstand. Beide, der Rechtsphilosoph und der Soziologe, bleiben aber die Antwort schuldig, wie denn nun ein Waffenstillstand erreicht werden kann.
Diese Art der Diskussion und das deutsche Zögern in der militärischen Unterstützung der Ukraine kommen in Israel nicht gut an, findet der Journalist Richard Schneider auf der Seite des Zentrums Liberale Moderne. Es bestätigt den Israelis, kommentiert Schneider, dass ihre Doktrin richtig ist: „Verlass dich auf niemanden. Verlass dich nur auf dich selbst. Nur die israelische Armee kann das Land verteidigen. Nur die eigene Armee soll das Land verteidigen.“
Verwundert ist die israelische Öffentlichkeit über die Forderung der UnterzeichnerInnen desOffenen Briefes von Alice Schwarze. Schneider zitiert Fragen israelischer Journalisten gefragt, ob die Unterzeichner des Briefes begreifen, was sie da fordern: „Was ist das für eine arrogante Haltung, den Ukrainern letztendlich zu untersagen, sich wehren zu wollen. Und im Grunde zu wollen, dass die Russen gewinnen, damit endlich Ruhe herrscht.“
Das Zentrum Liberale Moderne wirbt in seinem Schreiben an Kanzler Scholz für eine konsequente militärische Solidarität mit der Ukraine. Mit ihrem Widerstand gegen die russische Aggression verteidigt die Ukraine auch die westliche Demokratie und Freiheit.
Im Offenen Brief heißt es, wer einen Verhandlungsfrieden will, der nicht auf die Unterwerfung der Ukraine unter die russischen Forderungen hinausläuft, muss ihre Verteidigungsfähigkeit stärken und die Kriegsfähigkeit Russlands maximal schwächen.
Zwei weitere Zitate auf dem Offenen Brief des Zentrums für Liberale Moderne: „Was die russische Führung fürchtet, ist nicht die fiktive Bedrohung durch die NATO. Viel mehr fürchtet sie den demokratischen Aufbruch in ihrer Nachbarschaft, … deshalb der wütende Versuch, den Weg der Ukraine Richtung Demokratie und Europa mit aller Gewalt zu unterbinden.“
Deshalb ist die Verteidigung der Unabhängigkeit und Freiheit der Ukraine auch die Sache Europas. „Sie ist auch ein Prüfstein, wie ernst es uns mit dem deutschen `Nie wieder` ist. Die deutsche Geschichte gebietet alle Anstrengungen, erneute Vertreibungs- und Vernichtungskriege zu verhindern. Das gilt erst recht gegenüber einem Land, in dem Wehrmacht und SS mit aller Brutalität gewütet haben“, erinnert Ralf Fücks vom Zentrum Liberale Moderne an das deutsche Morden in der Ukraine im Zweiten Weltkrieg.
In ihrer Sendung Maischberger fragte Moderatorin Sandra Maischberger, ob mit schweren Waffen die russische Invasion gestoppt werden kann oder ob dadurch der Krieg weiter eskaliert wird? Maischberger diskutierte mit Marieluise Beck vom Zentrum für Liberale Moderne und der Linken Sahra Wagenknecht.
Wer sich dem Offenen Brief anschließen möchte, kann das via change.org tun:
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