20-11-2022
Die ukrainische Tragödie
Für den russischen Krieg gegen die Ukraine trägt auch Deutschland ein großes Stück an Verantwortung.

Von Wolfgang Mayr
Die langjährige Journalistin des Deutschlandfunks, Sabine Adler, rechnet mit der deutschen Ukraine-Politik ab. Adler formuliert ihren Vorwurf des deutschen Versagens unmissverständlich deutlich: Die Weigerung von Bundeskanzlerin Merkel, die Ukraine in die Nato aufzunehmen, führte direkt in den russischen Eroberungskrieg.
Erschreckend ist laut Adler auch der Hass auf die Ukraine, gepflegt von Rechtsradikalen, von Teilen der Linken, auch von der SPD. Besonders abstoßend klingt Linken-Abgeordnete Sevim Dagdalen, sie spricht über Ukrainerinnen und Ukrainer wie der türkische Islamist Erdogan über Kurdinnen und Kurden. Hetzerisch rassistisch.
Das Fazit ihres Buches „Die Ukraine und wir – Deutschlands Versagen und die Lehren für die Zukunft“ lautet: „Unsere historische Verantwortung ist es zu handeln und nicht zuzusehen und andere zu mahnen“. Jahrzehntelang wurde über den zweitgrößten Staat Europas hinweggeschaut und Russland kniefallend hofiert. Adler zieht eine kritische Bilanz: politische Versäumnisse, Lobbyismus, Doppelmoral und ein verlogener Pazifismus waren über weite Strecken bestimmend.
„Die Ukraine und wir“ widerspricht den kruden Thesen der ehemaligen ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz, die als Putin-Propagandistin durch Deutschland tourt. „Selten treffen langjährige Kenntnis vor Ort und Vertrautheit mit der Geschichte des Schauplatzes so sehr aufeinander wie in Sabine Adlers Ukraine-Buch“, würdigt der Historiker Karl Schlögel die Arbeit von Sabine Adler.
Das Münchner Literaturfestival bot der widerstandsleistenden Ukraine ein Forum. Bayern2 präsentierte Ausschnitte aus der Veranstaltung „Frei sein – Mitteleuropa neu erzählen“ mit der Kuratorin Tanja Maljartschuk, dem Historiker Philipp Ther und dem Schriftsteller Martin Pollack.
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