„Sprachen.Vielfalt.Verstehen“. Das Kulturradio Ö1 des ORF widmete der UN-Dekade der indigenen Sprachen ein aufschlussreiches Sonderprogramm

Der Ö1 will mit seinem Jahresschwerpunkt ein Zeichen für sprachliche Vielfalt, Mehrsprachigkeit und Sprachkultur setzen. Die GestalterInnen der Sendungen suchten auch nach zukunftsweisenden Ansätzen für Diversität im Sprach(en)-Bewusstsein.

Von Wolfgang Mayr

Der Ö1 will mit seinem Jahresschwerpunkt ein Zeichen für sprachliche Vielfalt, Mehrsprachigkeit und Sprachkultur setzen. Die GestalterInnen der Sendungen suchten auch nach zukunftsweisenden Ansätzen für Diversität im Sprach(en)-Bewusstsein.

Ein weitgespannter thematischer Bogen wurde vom 15. bis 23. Jänner in 18 Sendungen gezeichnet, das Programm im Detail ist abrufbar unter https://oe1.orf.at/sprachen. So sprach der Südtiroler Theologe  Martin Lintner in seinem „Zwischenruf“ über „Einander verstehen trotz verschiedener Sprachen“, GestalterInnen suchten „Wort.Schätze.“

„Sprachen. Vielfalt. Verstehen.“ richtete das Augenmerk auf das Verschwinden und das Erneuern, auf die „Biodiversität“ bedrohter Sprachen und die zukunftsweisenden Bemühungen, ihre Vielgestaltigkeit und Potenziale zu bewahren. Die katalanische NGO Ciemen wirbt für eine UNO-Erklärung der Sprachenrechte, weil, so die Ciemen-Argumentation, das Recht auf die eigene Sprache ein Menschenrecht ist, wie auch die GfbVmit einem Memorandum dokumentiert.

„Kann man tote Sprachen wiederbeleben?“. Es gibt zahlreiche Versuche, gefährdete Sprachen wiederzubeleben: In den wenigsten Fällen gelingt das aber so gut wie mit dem Hebräischen, heute Muttersprache von neun Millionen Menschen. „Vom Versuch Okzitanisch und Plattdeutsch zu retten“, „Wenn Sprachen sterben. Und was wir mit ihnen verlieren“.

Dafür ist Österreich ein beeindruckendes Beispiel. Die Sprachen des sechs anerkannten „autochthonen“ Minderheiten, der Volksgruppen der Slowenen, Kroaten, Ungarn, Roma, Tschechen und der Slowaken sind gefährdet, bedroht.  Die UN-Dekade der indigenen Sprachen soll aufrütteln und bewusst machen, wie dramatisch die Reduktion der weltweit gesprochenen Sprachen bereits fortgeschritten ist und welche kulturellen Verluste damit einher gehen. Der Ö1 warb mit seinem Jahresschwerpunkt für das Anliegen der sprachlichen Minderheiten, ob Volksgruppen oder indigene Völker, deren sStimmen und Sichtweisensollten gehört werden.

Vorbildlich allemal, die österreichische Politik bleibt in dieser Frage schwammig und zögerlich. Wie auch die EU, die vor einigen Monaten recht kaltschnäuzig die Fuen-Bürgerinitiative minority safepack kurzerhand versenkt hat. Ziel dieser Initiative war die Anerkennung der vielen authochtonen Minderheitensprachen in der EU und deren Förderung.

Der Europäische Gerichtshof seinerseits wies in dieser Frage die Klage Rumäniens gegen die Europäische Kommission zurück. Rumänien zweifelte die Berechtigung der Kommission an, die Bürgerinitiative MSPI der Fuen zuzulassen. Der Gerichtshof bestätigte die Gerichtsentscheidung der ersten Instanz, wonach die Kommission berechtigt ist, die Europäische Bürgerinitiative Minority SafePack zu registrieren.

Laut dem Gerichtshof sieht ein Rechtsakt der Union vor, die Minderheitenrechte zu achten und die kulturelle und sprachliche Vielfalt zu gewährleisten. Die Fuen begrüßt die Haltung des Europäischen Gerichtshof, der „konsequent zu unseren Gunsten über die Rechte von Minderheiten und die Förderung der kulturellen und sprachlichen Vielfalt entschieden hat“.

Die Fuen hofft auf weitere Unterstützung der obersten EU-Richter. Mit einem Nichtigkeitsverfahren soll die Kommission verpflichtet werden, sich mit Rechtsvorschriften auf der Grundlage der MSPI-Vorschläge zu befassen.

Es geht auch anders, schreibt Simon Constantini vom Brennerbasis-Blog und verweist auf die spanische Post: „Spanien ist ein mehrsprachiges Land, in dem neben Kastilisch auf regionaler Ebene auch Baskisch, Galicisch und Katalanisch (einschließlich der Variante Valencianisch) amtlich sind. Auch die spanische Post nutzt diese Sprachen, was zum Beispiel an ihrem mehrsprachigen Internetauftritt ablesbar ist“. Von Spanien kann auch gelernt werden, „Sprachen.Vielfalt.Verstehen“

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