Haaland grüßt Guajajara

In der neuen da Silva-Regierung sind erstmals in der brasilianischen Geschichte die Ureinwohner vertreten.

Von Wolfgang Mayr

US-Präsident Biden hat es vorgemacht. Er berief nach seiner Wahl vor zwei Jahren seine demokratische Kollegin, die Puebla Deb Haaland, zur Innenministerin. 

Der vor kurzem wieder zum brasilianischen Staatspräsidentin gewählte linke Politiker Luiz Inázio Lula da Silva ernannte Sônia Guajajara zur Ministerinnen für indigene Völker. Unterstützt wird sie von Anielle Franco, Ministerin für die Gleichstellung ethnischer Gruppen.

Franco ist die Schwester der 2018 ermordeten Frauen- und LGTBIQ-Aktivistin Marielle Franco. Ein deutliches Signal an die indigenen und afrobrasilianischen Bewegungen.

Die 48-jährige Pädagogin Sônia Bone de Souza Silva Santos, Angehörige der Guajajara, leitete die „Organisation der indigenen Völker Brasiliens“ (Articulação dos Povos Indígenas do Brasil) und zählt laut dem Time Magazine 2022 zu den weltweit einflussreichsten Menschen.

Die 36-jährige afrobrasilianische Anielle Franco stammt aus einer Favela bei Rio de Janeiro, studierte Journalismus in den USA, und gründete in Erinnerung an ihrer Schwester 2020 das Institut Marielle Franco. Es setzt sich für benachteiligte Bevölkerungsgruppen ein.

Die schätzungsweise 900.000 Angehörigen der autochthonen Völker sind Überlebende einer langen Geschichte des kolonialen Genozids. Der Lula Vorgänger, der Rechtsradikale Jair Bolsonaro, unterstützte das Eindringen der Agrar-Industrie in die indigenen Territorien. Das Ministerium von Guajajara soll den Völkermord bekämpfen, die Territorien demarkieren und der indigenen Bevölkerung den Zugang zu Bildung und Gesundheit garantieren.

Die schwarzen und nicht-weißen Bevölkerungsgruppen, die „pardos“, stellen knapp die Hälfte der Bevölkerung. Sie ist strukturell benachteiligt, arbeitslos, verarmt, ausgegrenzt und oft der Willkür der Polizei ausgesetzt. Das Ministerium für die Gleichstellung der ethnischen Gruppen (Ministerio da Igualdade Racial, MIR) soll die ethnische  Gleichstellung fördern, insbesondere der schwarzen Bevölkerung, und den Rassismus bekämpfen.

Der von Bolsonaro und den brasilianischen Oligarchen vorangetriebene Raubbau am Amazonas richtete schwere ökologische Schäden an. Auch deshalb gilt der tropische Regenwald inzwischen als ein bedrohter Klimapuffer, dokumentierte Radiowissen von Bayern2 die Bedrohung des einzigartigen Ökosystems mit seiner enormen Artenvielfalt am Amazonas. Verantwortlich dafür, die Abholzung, der Minen- und Staudammbau, Plantagen- und Weidewirtschaft. Die Landlosenbewegung MST (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra) fordert als Antwort auf den Raubbau ein Abholzungsverbot, eine weitreichende Argarreform, um weitere Erschließungen überflüssig zu machen und eine ökologische Landwirtschaft.

Die Politik der brasilianischen Elite bedroht den Regenwald am Amazonas, aber auch die Ureinwohner-Völker, beispielsweise die Yanomami. In einer Reportage stellt Radiowissen von Bayern2 den Kampf der Yanomami ums Überleben vor. Die Feinde der Yanomami: Der Klimawandel, die künstlichen Waldbrände, die gewalttätigen Goldsucher, die rücksichtslose Agrarindustrie, die Zivilisationskrankheit. Trotz der oft scheinenden Ausweglosigkeit wehren sich die Yanomami.

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