15-09-2022
Die Botschaft aus der Wüste
Vor 30 Jahren war die Dine-Aktivistin Anna Rondon beim World Uranium Hearing in Salzburg mit dabei
Von Wolfgang Mayr
30 Jahre danach war Rondon wieder in Salzburg. Mitte September. Zeit für einen Rückblick, Zeit für einen Ausblick. Und Zeit, das Erreichte zu feiern – mit Geschichten und Gesungenem.
Salzburg im September 1992: Sie kamen aus allen Kontinenten, um auf dem World Uranium Hearing (WUH) Zeugnis abzulegen über das Zeitalter, das seit dem Abwurf der US-Bomben im August 1945 auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki Atomzeitalter genannt wird.
In der Mehrzahl stammten die Delegationen aus indigenen Gesellschaften, waren Opfer von Uranabbau, Bombentests und Strahlenmüll. Sie kamen, weil die Welt durch den Super-Gauvon Tschernobyl erkannt hatte, dass die sogenannte „friedliche Nutzung“ der Atomspaltung in keiner Weise friedlich war.
Sie kamen nach Salzburg, um einem internationalen „Board of Listeners“ vor Augen zu führen, dass jegliche Nutzung der Atomenergie eine Spur menschlichen Leids hinterlässt und viele Regionen der Erde unbewohnbar macht.
Claus Biegert erinnert sich an das Salzburger Treffen: „Sie riefen uns zu: ´Lasst das Uran in der Erde!´ und sie verfassten `Die Deklaration von Salzburg´. Diese Deklaration (die auch am Fuße des Großglockners liegt) fand ihren Weg nach Genf zum Menschenrechtsrat der UNO; aus ihr entstand der internationale Nuclear-Free Future Award; er führte zum ersten Uran-Atlas. 30 Jahre sind vergangen, heute noch reden die Teilnehmer von damals, von diesem Ereignis.
In Europa und in Amerika drängen Wirtschaftskreise und ihre politischen Fürsprecher auf eine Renaissance der AKW. Dagegen formiert sich Widerstand, besonders dort, wo die Atomwirtschaft ihren Anfang nimmt, beim Abbau von Uran. Dieser begehrte Rohstoff befindet sich meist auf Land indigener Völker weltweit, listet der Uran-Atlas auf.
In den USA wehren sich die BewohnerInnen der Reservate im mittleren Westen. Sie haben mit dieser Energiewirtschaft im vergangenen halben Jahrhundert üble Erfahrungen gemacht.
Die Dine´ Anna Rondon ist Projektleiterin des New Mexico Social Justice and Equity Instituteund Koordinatorin der McKinley Collaborative for Health Equity. Beide Einrichtungen beschäftigen sich mit Gesundheits-Verträglichkeitsprüfungen. Rondon arbeitete auch für die Reservats-Verwaltung der Dine´, Schwerpunkt Landrechte, Landnutzung und Schutz des Wassers vor radioaktiver Verseuchung.
Rondon wehrte sich als Aktivistin gegen die Ablagerung von radioaktivem Müll auf dem Reservat der Dine´. Die verschiedenen Bergbaugesellschaften, die meist im Tagebau Uran abbauen, hinterlassen verwüstetes Land und verseuchtes Wasser, kritisiert Rondon. Aus ihrem Aktivismus wurde Gemeindearbeit für die Dine´ und Widerstand gegen die Atomwirtschaft.
Rondon gehört der Initiative Beyond nuclear. Als Vertreterin der Southwest Indigenous Uranium Forum war sie 1992 Gast auf dem World Uranium Hearing in Salzburg. Voices wird Rondon einen Podcast widmen.
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