Rote Karte für Erdogan: Menschenrechtspreis für Selahattin Demirtas

Die Gesellschaft für bedrohte Völker begrüßt die Verleihung des Menschenrechtspreises der Stadt Weimar an den inhaftierten kurdischen Politiker Selahattin Demirtas. Demirtas zählt zu den wichtigsten Oppositionspolitiker in der jüngeren Geschichte der Türkei. Der ehemalige Vorsitzende der HDP (Türkisch: Halklarin Demokratik Partisi; Demokratische Partei der Völker, kurdisch: Partiya Demokratîk a Gelan) sitzt seit dem 3. November 2016 unschuldig in Haft. Ihm wird „Terrorpropaganda“ vorgeworfen.

„Diese Auszeichnung ist ein deutliches Zeichen an die deutsche Bundesregierung, ihre bisherige Türkeipolitik zu überdenken – wegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei und auch wegen der Menschenrechtsverletzungen, für die die Türkei in Ländern wie Syrien oder Libyen verantwortlich ist“, erklärte der GfbV-Nahostexperte Kamal Sido. „Die Bundesregierung sollte einen schärferen Ton gegenüber dem Erdogan-Regime anschlagen und die sofortige Freilassung von Demirtas fordern. Denn alle Menschen in der Türkei haben ein Leben in Freiheit und Demokratie verdient.“

Selahattin Demirtas wurde 1973 in Palu, im kurdischen Teil des Landes geboren. Mit 18 Jahren entschied sich Demirtas, sich politisch zu engagieren. Er nahm an einer Trauerfeier für einen ermordeten Kurdenpolitiker teil. Dabei erlebte er mit, wie die türkische Polizei das Feuer auf die trauernde Menge eröffnete und viele Menschen tötete. Demirtas studierte Jura, um Menschen mit friedlichen und rechtlichen Mitteln vor politisch motivierter Polizeiwillkür zu schützen. Nach dem Studium arbeitete er als Menschenrechtsanwalt und stieg durch sein Wirken innerhalb der Kurdenbewegung auf. Er leitete die Zweigstelle eines Menschenrechtsvereins in der kurdischen Hauptstadt Diyarbakir im Süden der Türkei und wurde zum Vorstand gewählt.

Politisch, aber vor allem als Mensch steht Selahattin Demirtas für eine friedliche Lösung der Kurdenfrage, für eine echte Demokratisierung, für die Glaubensfreiheit christlicher, alevitischer und yezidischer Glaubensgemeinschaften. Er setzt sich für die sprachliche, politische aber auch kulturelle Gleichberechtigung der kurdischen, assyro-aramäischen, armenischen und griechischen Volksgruppen in der Türkei ein.

Selahattin Demirtas ist mit der Lehrerin Basak Demirtas verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Sein in Deutschland lebender Bruder versucht, ihn im Gefängnis zu erreichen und über die Auszeichnung zu informieren. Die offizielle Preisverleihung soll im Dezember stattfinden.

 

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