18-09-2021
China schlägt gegen Tibeter zu: Bild des Dalai Lama reicht als Verhaftungsgrund
By *christopher* - Flickr: dalailama1_20121014_4639, CC BY 2.0,
Von Jan Diedrichsen
Die Polizei in Ost-Tibet hat etwa 100 Tibeter verhaftet, wie tibetische Quellen berichten.
Die International Campaign for Tibet (ICT) ist zutiefst besorgt angesichts von Berichten über eine Verhaftungswelle in der Präfektur Kardze, die seit August anhält. Die Verhaftungen richten sich unter anderem gegen tibetische Sprachaktivisten und den Besitz von Bildern des Dalai Lama. Berichten zufolge haben chinesische Sicherheitskräfte dabei Razzien in Privathäusern durchgeführt und mehr als 100 Tibeter festgenommen.
„Die Übergriffe der Behörden sind inakzeptabel und müssen sofort gestoppt werden“, so ICT. „Bilder des Dalai Lama sind nicht illegal und Aktivismus zum Schutz der bedrohten tibetischen Sprache muss geschützt und nicht verfolgt werden. Wie in anderen Teilen Tibets schüren die chinesischen Behörden ein Klima der Angst und terrorisieren damit eine ganze Region. Dies zeigt, wie wenig Vertrauen die Kommunistische Partei den Tibetern entgegenbringt. Während die KP Chinas mit den Winterspielen 2022 in Peking in der Welt ein positives Bild von sich zeichnen will, ist die Realität in Tibet eine völlig andere.”
Bei der Razzia in der Gemeinde Dza Wonpo in der Autonomen Tibetischen Präfektur Kardze (chinesisch Ganzi) wurden Ende August 19 Mönche eines örtlichen Klosters und 40 Laien festgenommen, deren Wohnungen von der Polizei gründlich durchsucht wurden, so ein in Indien lebender Tibeter gegenüber Radio Free Europe.
Die Behörden inspizierten auch ein örtliches Altersheim unter dem Vorwand, die Einrichtung zu säubern, und beschlagnahmten eine Reihe der verbotenen Fotos und übergaben den Bewohnern des Heims Bilder des chinesischen Präsidenten Xi Jinping und anderer chinesischer Staatsoberhäupter, die sie an deren Stelle aufhängen sollten.
Das örtliche Kloster von Dza Wonpo, das nach den weit verbreiteten Protesten in den tibetischen Regionen im Jahr 2008 bereits strengen Beschränkungen unterworfen war, erregte 2012 verstärkt die Aufmerksamkeit der Polizei, als sich die Mönche weigerten, chinesische Nationalflaggen auf den Dächern des Klosters zu hissen.
Der Dalai Lama, der von der chinesischen Führung als Staatsfeind betrachtet wird, floh inmitten des gescheiterten Volksaufstandes von 1959 ins indische Exil.
Die chinesischen Behörden halten die Region fest im Griff, schränken die politischen Aktivitäten der Tibeter und die friedliche Äußerung ihrer kulturellen und religiösen Identität ein und setzen die Tibeter systematische Verfolgung u.a. durch Folter, Inhaftierung und gezielten Tötungen aus.
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