Zwangsjacke für den Schamanen

Aleksandr Gabyschew bleibt weiterhin in psychiatrischer Haft

Von Tjan Zaotschnaja

Der jakutische Schamane Aleksandr Gabyschew wanderte 2019 durch Sibirien, nach Moskau. Aus Protest gegen den russischen Diktator Wladimir Putin. 

Seine friedliche Wanderung endete in der Psychiatrie. Schon in der sowjetischen Ära erfolgreich gegen Dissidenten und Oppositionelle angewandt. Sein Vergehen, seine Straftat: „Aufruf zum Extremismus“. Auch die Menschenrechtsorganisation „Memorial“ und – inzwischen verbotene – andere demokratische Organisationen klassifizierte der Putin-Staat als Extremisten.

Nach seiner Entlassung 2021 setzte er unbeeindruckt seine Anti-Putin-Wanderung fort. 

Eine unerträgliche Herausforderung für die Staatsmacht, die in Deutschland in der rot-braunen Szene aus Linken und AfD Sympathien genießt. Gabyschew wurde erneut weggesperrt, wiederum in ein psychiatrisches Krankenhaus.

Ende Juni 2023 teilte Alexey Pryanischnikow mit, Gabyschew werde von einem psychiatrischen Krankenhaus in Ussurijsk in eine psychoneurologische Klinik nach Jakutsk verlegt. Das heisst, seine Zwangsbehandlung werde mit einer „milderen Behandlung“ fortgesetzt.

Die Freude der Angehörigen und Freunde war von kurzer Dauer. Der Staatsanwalt der Stadt Ussuriysk, Dmitry Denisch, legte erfolgreich gegen die Verlegung Berufung ein. Die Berufung überraschte, stimmte doch die Staatsanwaltschaft auch für die Einweisung nach Jakutsk. Laut den medizinischen Unterlagen gehe von Gabyschew keine Gefahr für die Gesellschaft aus. Offensichtlich doch, der Schamane scheint für das Regime eine Gefahr zu sein.

Ist Gabyschew gefährlicher als Jewgeni Prigoschin, Gewaltunternehmer, Chef der mordenden und vergewaltigenden Wagner-Söldner und angeblicher Anti-Putin-Putschist? Muss der Schamane in der Psychiatrie verbleiben, auf Befehl gar aus dem Kreml?

Zur Erinnerung: Im Frühjahr 2019 brach der jakutische Schamane Aleksandr Gabyschew zu einer Wanderung nach Moskau auf, um, wie er ankündigte „den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit einem Ritual aus dem Kreml zu vertreiben“. An der Grenze zwischen Burjatien und der Region Irkutsk wurde er schließlich von „Spezialkräften“ – wie jenen in der Ukraine – festgenommen.

– Gabyschew wurde in eine psychoneurologische Klinik in Jakutsk eingewiesen und es wurde ein Strafverfahren gegen ihn wegen „Aufrufs zum Extremismus“ eingeleitet.

 – Im Oktober 2021 wurde Aleksandr Gabyschew erneut in ein Krankenhaus zwangseingewiesen. Bei dieser Aktion traf sogar der stellvertretende Minister des jakutischen Innenministeriums ein; insgesamt waren 50 Personen an der zweiten Festnahme beteiligt. Das Stadtgericht Jakutsk wies Gabyschew zur Zwangsbehandlung in ein psychiatrisches Krankenhaus mit Gefängnischarakter in Nowosibirsk ein.

 – Im April 2022 wurde Aleksandr Gabyschew von Nowosibirsk nach Ussurijsk verlegt.

 

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