28-11-2023
Der Anfang vom Ende?
Während im westlichen Europa Putin nahe Rechtsradikale Wahlen gewinnen, setzt sich in der Ukraine die russische Armee durch.
Von Wolfgang Mayr
Die Bilder „sprechen“ eine deutliche Sprache. Die klerikal-faschistische Hamas kann auf viele Sympathisierende in Europa zählen. Deutlich mehr, als die um ihre Existenz kämpfende Ukraine.
Kürzlich rief die linksnationalistische Sahra Wagenknecht wieder zu einer Kundgebung auf, gegen Waffenlieferungen an die Ukraine. Wagenknecht und ihre diversen Verbündeten sprechen der Ukraine das Recht auf Notwehr ab. Deutsche empfehlen den Ukrainerinnen und Ukrainer, endlich einen Kompromiss mit Russland einzugehen. Das Opfer soll sich dem Täter unterwerfen.
Es ist Zufall, in diesen Tagen gedachte die Ukraine dem Holodomor, der sowjetische „Tötung durch Hunger“. 1932-34 sollen mehr als vier Millionen Menschen der politische gewollten Hungerkatastrophe zum Opfer gefallen sein. Auf Befehl des großen Führers des Proletariats, Josef Stalin, beschlagnahmten die Behörden – nicht nur in der Ukraine – das Getreide. In ihrem Werk „Roter Hunger“ dokumentiert Ann Appelbaum die Vorgangsweise des stalinistischen Apparats gegen die ländliche Bevölkerung.
Menschen, die anderswo Nahrung suchten, wurden erschossen. Hunderttausende verhaftet und in Zwangsarbeitslager deportiert, die Elite ermordet.
Millionen Kasachen und Russen fielen auch der Zwangskollektivierungen zum Opfer. In der Ukraine richtete das Regime seine Politik des Hungers gezielt gegen die Bauernschaft, die als Träger der ukrainischen Kultur galten. Laut Raphael Lemkin, der den Begriff „Völkermord“ prägte, war der Holodomor ein Völkermord, ein Versuch, die ukrainische Nation auszurotten. In Kyiv widmet das Holodomor-Museum den von Russland geleugneten Hunger-Holocaust seine wissenschaftliche Forschung.
Korn spielte 1932/33 eine zentrale Rolle, wie auch jetzt im aktuellen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. So blockierte die russische Armee monatelang die Ausfuhr von Getreide durch die ukrainischen Häfen. Die Folgen waren explodierende Preise, die Menschen in armen Ländern bedrohen. Wie 1932/33 raubte Russland gleichzeitig Getreide in den besetzten Gebieten, um es zu exportieren.
Vor zehn Jahren demonstrierten hunderttausende Ukrainerinnen und Ukrainer auf dem Euro-Maidan für ihr Recht, über die eigene Zukunft selbst entscheiden zu können. Mit ihrer „Revolution der Würde“ forderten die ukrainischen Bürgerinnen und Bürger die Selbstbestimmung ein, für den eigenen Staat, unabhängig von Russland. Sie wollen der EU sein und Mitglied der NATO.
Das Putin-Regime versuchte die ukrainische Revolution – sie galt als eine Bedrohung der russischen Dominanz im östlichen Europa – einzudämmen. Russland annektierte die angeblich russische Krim und zettelte in der Ost-Ukraine seinen schmutzigen Krieg an.
Vor zwei Jahren marschierte die russische Armee – Russland-Versteher wie der österreichische Politikwissenschaftler Gerhard Mangott spielten die Konzentration von zehntausenden russischen Soldaten als Manöver klein – in die Ukraine ein. Seitdem tobt der Krieg, Vergewaltigungen, Morde, Vertreibungen, ständige Angriffe auf zivile Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Wohnblocks, Kraftwerke.
Die Ukraine wehrte sich erfolgreich gegen das Überrennen, derzeit tut sich die ukrainische Armee schwer, sich gegen die russische Übermacht zu behaupten. Die westlichen Waffenlieferungen sind zu dürftig, kommen zu spät oder überhaupt nicht. Deshalb, warnt der Sicherheitsexperte Christian Mölling im ZDF, wird die Ukraine unterliegen. Mit weitreichenden Wirkungen. Über die mögliche ukrainische Niederlage freut sich bereits ein Teil der deutschen Linken.
Russland begründet seinen Krieg gegen die Ukraine mit der angeblichen Unterdrückung der russischen Bevölkerung. Folgen dann Estland, Lettland und Litauen, dort klagen Russen, diskriminiert zu werden. Russischsprechende leben in Moldau, in Finnland, in vielen ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken nicht nur im Kaukasus, sondern auch in Zentralasien.
Das Sprachrohr des Kremls im TV, Wladimir Solowojow, tönte unüberhörbar. Die russische Armee wird nach der Niederringung der Ukraine nach Berlin marschieren. Dann werden wohl Sahra Wagenknecht und Tino Chrupalla mit einer Großkundgebung die russische Armee begeistert empfangen. Endlich befreit vom US-amerikanischen Joch.
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