15-01-2022
Dänemark beschließt „diplomatischen Olympia-Boykott“ in China – Zeitungen berichten, dass Deutschland und Frankreich sich gegen einen Boykott ausgesprochen hätten
Diese Corona-Karikatur hat im vergangenen Jahr Dänemark den Zorn Chinas eingebracht. Mal schauen, wie Peking nun auf den Olympia-Boykott Kopenhagens reagiert.
Von Jan Diedrichsen
Wenn in drei Wochen die Olympischen Winterspiele in China beginnen, werden keine dänischen Regierungsvertreterinnen noch Mitglieder der königlichen Familie sowie andere offizielle Vertreter auf der Tribüne sitzen. Dänemark boykottiert die Olympischen Winterspiele diplomatisch. Die Regierung in Kopenhagen erklärte, dass man seit Anfang Dezember an einer Entscheidung arbeite – kurz nachdem die USA als erstes Land einen diplomatischen Boykott der Spiele verkündet hatte.
VOICES berichtet
Nach einem Treffen der EU-Außenministerinnen und -Außenminister am vergangenen Freitagnachmittag im französischen Brest war der dänischen Regierungschefin Mette Frederiksen (Soz.) anscheinend klar, dass es kein gemeinsames Vorgehen der EU in der Sache geben wird. Die Regierung hat daher unilateral entschieden, keine Vertreterinnen nach China zu entsenden.
Dänische Zeitungen berichten derweil, dass sich Frankreich und Deutschland im Rahmen des Treffens in Brest gegen einen Olympia-Boykott ausgesprochen hätten. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte eine Teilnahme für sich persönlich ausgeschlossen.
Seit Dezember gibt es im dänischen Parlament, Folketing, eine Mehrheit dafür, die Spiele mit einem „diplomatischen Boykott“ zu verhängen. Begründet wird dies mit den Menschenrechtsverletzungen in China.
„Ich freue mich, dass wir diesen Schritt gehen. Aber es sollte auch die Konsequenz haben, dass wir das Gleiche mit der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar machen“, sagt die außenpolitische Sprecherin der Linkssozialisten, Eva Flyvholm (EL).
China ist dafür bekannt, seine diplomatischen Muskeln auch gegenüber Dänemark spielen zu lassen. Das bekam Kopenhagen im vergangenen Jahr zu spüren, als China von Jyllands-Posten (ja, das ist die Zeitung mit den Mohammed-Karikaturen) eine Entschuldigung für eine satirische Karikatur verlangte, die die Zeitung im Zusammenhang mit den Anfängen der COVID-Pandemie abgedruckt hatte (siehe Foto).
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