Die letzten Österreicher: Eine  vergessene österreichische Kolonie in der Ukraine

Von Wolfgang Mayr

Der Grödner Lukas Pitscheider aus Südtirol entdeckte zufällig eine  vergessene österreichische Kolonie in der Ukraine. Daraus machte er einen preisgekrönten Film.

Über eine Koproduktion mit dem ORF finanzierte sich Pitscheider den Film „Die letzten Österreicher“. Ein Dokument über ein Dorf, das Jahr für Jahr ein Stück mehr stirbt. Der Film erzählt die Geschichte der schrumpfenden deutschsprachigen Minderheit im Theresiental in den ukrainischen Waldkarpaten.

Die österreichischen Bewohner wurden im 18. Jahrhundert aus dem Salzkammergut als Waldarbeiter im damaligen Osten der Habsburgermonarchie angesiedelt. Die Ortschaft Königsfeld (ukrainisch ‚Ust-Tschorna‘) mit etwa 1.500 Bewohnern war Anfang der 1990er Jahre noch ein mehrheitlich österreichisches Dorf.

Königsfeld liegt in einem langgezogenen schmalen Tal. Pferdefuhrwerke sind unterwegs, nur das Sägewerk bietet Arbeit an. In den 1990er Jahren florierte noch das Sägewerk, heute ist alles zerfallen. Das Holz, der einzige Rohstoff, fwurde früher verarbeitet, wird heute abtransportiert. Pitscheider zeigt in, wie ganze Berghänge abgeholzt werden.

Das gezielt herbeigeführte Sterben der Karpatenwälder, der ungehinderte grenzenlose Raubbau, belastet inzwischen Land und Leute. Aufforstung findet nämlich keine statt. Die Folgen: Wenn es mal ein paar Tage regnet, kommen wahre Sturzbäche die Hänge herunter. In den 1990er-Jahren war das Dorf zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten.

Der 34-jährige Pitscheider lebt in Gröden und Wien. Per Autostopp reist er immer wieder durch die Welt, war auch in Kriegsgebieten im Irak und in Syrien unterwegs. Pitscheider machte den Master in Journalismus und Neue Medien an der FH Wien, “aber Vernünftiges gelernt habe ich auf meinen Reisen.” Über den Journalismus kam er in die Dokumentarfilmecke, seit drei Jahren organisiert er das Filmfestival „Dolomitale“.

Pitscheider war 2015 per Autostopp von Budapest in Richtung Ukraine unterwegs. „Ich blieb ein paar Tage, denn es ist dort unglaublich schön, und es ist ein Grenzort mit bewegter Geschichte und Ähnlichkeit zu Südtirol,“ erzählte Pitscheider im Gespräch mit dem online-Magazin „barfuss.it“. „Die im südlichen Ungarn lebenden Donauschwaben erzählten mir von einer deutschsprachigen Enklave ‚in den Wäldern, weit weg‘. Es klang, als sprächen sie von einem Eingeborenenstamm im Amazonas. ‚Das sind Österreicher, so wie du‘, sagten sie mir, also machte ich mich auf den Weg, eingequetscht in einem kleinen Bus, am Boden sitzend, die Straßen wurden immer schlechter. Irgendwann ging es nur mehr im Schritttempo weiter, zu Fuß wärst du schneller.“

Die Reise zu diesen letzten ÖsterreicherInnen in den ukrainischen Karapaten waren für Pitscheider eine Zeitreise. Zurück in die Vergangenheit, zu kleinen Häuschen aus Holz, sehr abgelegen, zu Leuten, die einen alten deutschen Dialekt. „Es war gleich klar, darüber mache ich einen Film,“

Die Musik ist von der Gruppe Folksmilch eigens für den Film komponiert worden. Der Film wurde mit dem „Deutschen Dokumentarfilm-Musikpreis 2020“ ausgezeichnet.

TRAILER Die letzten Österreicher – Bing video

Die Letzten Österreicher – Filme (2020) – MYmovies.it

Interview mit Filmemacher Lukas Pitscheider: Die letzten Österreicher – BARFUSS: Das Südtiroler Onlinemagazin

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