Euro-Ukraine

Der russische Krieg mobilisiert das multinationale Volk der Ukraine

Von Wolfgang Mayr

Der ukrainisch-amerikanische Historiker Serhii Plokhy hat sich eingehend und tiefschürfend mit der Geschichte seiner Heimat auseinandergesetzt. In vielen Essays erzählt Plohky, warum die Ukraine zum Schauplatz eines neuen Ost-West-Konflikts wurde. Die ukrainische Nation, schreibt Plokhy in seinem Essay-Sammelband „Die Frontlinie“ (Podcast des SWR2), die es nach Ansicht der russischen Kriegspräsidenten Putin niemals gab, machte über sprachliche, ethnische und religiöse Trennlinien hinweg mobil, um die russische Aggressionzu stoppen.

Schon gleich nach dem Ersten Weltkrieg gingen die Bolschewisten brutal gegen die bäuerlichen Anarchisten der Machno-Bewegung in der Ukraine vor. In den 1930er Jahren setzten die Stalinisten eine tödliche Hungerpolitik mit besonderem Schwerpunkt in der Ukraine um, ab 1939 wütete und verwüstete Nazi-Deutschland – über den Hitler-Stalin-Paket mit der Sowjetunion verbündet – die Ukraine.

Nach ihrem Sieg im Zweiten Weltkrieg vernichtete die Rote Armee den ukrainischen Widerstand, startete die KPdSU eine flächendeckende Russifizierung der Ukraine. Ukrainisch war verboten. Ukrainisch stand für faschistisch.

Vor 30 Jahren nutzten die Ukrainer den Zerfall der Sowjetunion für ihre Unabhängigkeit, die erst mit den Massenprotesten auf dem Maidan 2013 ihr demokratisches ideologisches Gerüst fand. Ein Jahr später begann der neue russische Krieg gegen die Ukraine, initiiert von Präsident Putin, dem angeblichen Partner des Westens. Putin ließ die Krim besetzen und annektieren, schickte seine Sonderkommandos in den Donbass. Aus dem „eingefrorenen Konflikt“ wurde Ende Februar der russische Eroberungskrieg in der Ukraine. Historiker Plohky widerspricht westlichen Darstellungen, Putin wehrt sich gegen die Nato- und EU-Mitgliedschaft der Ukraine. Putin will die Ukraine heimholen in sein russisches Reich, um die „historische Einheit“ von Russen und Ukrainern wieder herzustellen, schreibt Plohky in seinem Essay-Sammelband „Die Frontlinie“. Und genau das wollen die UkrainerInnnen, welcher Sprache, Nationalität und Religion auch immer, ganz und gar nicht.

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