28-10-2023
100 Jahre Türkei
Entstanden auf Millionen Toten, Vertriebenen und Assimilierten

Von Wolfgang Mayr
Die vom rassistischen Jungtürken Kemal Atatürk gegründete „moderne“ Türkei wird hundert Jahre alt. Vorausgegangen ist der Völkermord an den Armeniern und anderen christlichen Nationalitäten. Kräftig mitgeholfen haben im Ersten Weltkrieg Offiziere des kaiserlichen Deutschlands.
Das Leitmotiv von Attatürk, ein Staat, ein Volk, eine Sprache liegt seit 100 Jahren belastend auf der Türkei. Die angeblich moderne Türkei führt seitdem einen schmutzigen Krieg gegen die nicht-türkischen Bevölkerungsgruppen, gegen die Kurden. Tausende Armenier und Assyrer verließen ihr Land in Richtung West-Europa.
Die Grundlage für die türkischen Republik ist der Vertrag von Lausanne, der die Aufteilung Kurdistans sanktionierte. Die Folgen wirken noch heute nach. Die kurdische Nation erhielt nie die Chance auf eine Staatsgründung. Die arabischen und türkischen Nachbarn verleibten sich die kurdischen Regionen ein.
In den 1970er Jahren besetzten türkischen Truppen den Nord-Teil Zyperns, in den 1980er Jahren führte die hoch aufgerüstete Türkei, NATO-Mitglied, einen brutalen Krieg gegen die PKK-Terroristen. Im Visier der „Sicherheitskräfte“ war aber meist die Zivilbevölkerung. Bis zu 4.000 Dörfer wurden zerstört, mehr als eine Million Menschen wurden aus den kurdischen Regionen der Türkei vertrieben.
Terror-Pate Türkei
Immer wieder interveniert das türkische Militär in der autonomen kurdischen Region im Irak, sponsert die regierende islamistische AKP islamistische Terrorgruppen in Nord-Syrien und in Gaza. Nicht nur die verschiedenen Emirate, Saudi-Arabien und der Iran finanzieren gewalttätige Islamisten, auch die Türkei mischt in der islamistischen Terrorszene federführend mit.
Das Pogrom der klerikal-faschistischen Hamas an mehr als 1.000 Israelis wurde möglich, weil auch die Türkei als Pate dieser angeblichen palästinensischen Befreiungsbewegung agiert. Gegen Israel.
Das besonders Absurde, die Türkei und Israel rüsteten das autoritäre Aserbaidschan auf, das vor wenigen Wochen die armenische Bevölkerung aus Arzach restlos vertrieben hatte.
Die Türkei ist kein demokratischer Staat, führt Angriffskriege gegen Nachbarn, die NATO duldet diese türkischen Aggressionen. Die NATO müsste Angriffskriege von NATO-Staaten ächten, kommentierte Thomas Benedikter auf diesen Seiten: „Beim Umgang mit den Prinzipien und Grundregeln der internationalen Rechtsordnung muss die NATO künftig konsequenter werden, wenn sie glaubwürdig bleiben will.“
Im Schatten des russischen Eroberungskrieges in der Ukraine, Islamist Erdogan gab sich als doppelzüngiger Vermittler zwischen dem Täter Russland und dem Opfer Ukraine, und dem Krieg zwischen Israel und der Hamas agiert die Türkei ungehindert in Nord-Syrien.
Dokumentation von Kriegsverbrechen
Die kurdische Nachrichtenagentur North Press Agency in Nord-Syrien dokumentiert die türkischen Angriffe auf die zivile Infrastruktur der Region. Das türkische Militär und ihre islamistischen Verbündeten verüben Kriegsverbrechen, betroffen davon sind kurdische und andere Minderheiten in Nordsyrien und im Irak: „Weil Erdogan aus der NATO keinerlei Widerspruch zu erwarten hat, eskaliert er seine Gewalt und seine Rhetorik. In dieser Woche soll das türkische Parlament nach dem Willen Erdogans über eine zweijährige Verlängerung des Mandats für Auslandseinsätze der Armee im Irak und in Syrien abstimmen“, berichtete Kamal Sido von der GfbV.
Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien appellierte wegen der Aggressionen gegen ethnische und religiöse Minderheiten an die UNO und die internationale Staatengemeinschaft, Beobachter in die Region zu entsenden. Sie sollen das Leiden der Menschen und die Zerstörung der Wasser- und Stromleitungen, Krankenhäuser oder Schulen dokumentieren.
Laut dem „Monitoring and Documentation Department“ der North Press Agency tötete die türkische Armee Zivilisten, darunter Kinder und Frauen. „Ermutigt durch die Unterstützung ihrer NATO-Verbündeten griff die Türkei vom 5. bis 8. Oktober dieses Jahres insgesamt 146 Ziele von Derik im Nordosten über Kobani bis in die Vororte von Afrin im Nordwesten Syriens an,“ kritisiert Sido das westliche Schweigen.
Angegriffen wurden auch Stützpunkte der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Die SDF führte in der Anti-IS-Koalition am Boden Krieg gegen den sogenannten „Islamischen Staat“. Kamal Sido befürchtet, dass die Türkei weitere völkerrechtswidrige Angriffe auf die kurdische Bevölkerung plant, abseits der Weltöffentlichkeit. Während der „globale Süden“, seine „antikolonialistischen“ Verbündeten Russland und China und die breite weltweite Front linker und rechter Antisemiten die Hamas unterstützen, bleiben die Kurden den türkischen Aggressionen ausgeliefert.
Diese Destabilisierung scheint niemand zu fürchten: „Die Türkei muss an weiteren Angriffen auf Nordsyrien und den Irak gehindert werden. Erdogans Krieg gegen die kurdische Bevölkerung produziert mehr Flüchtlinge und stärkt radikale islamistische Gruppen und Milizen im Nahen Osten. Diese sind eine zunehmende Gefahr für die Region, aber auch für Europa“, warnt Kamal Sido von der GfbV.
Seit 100 Jahren praktiziert die Türkei diese aggressive Politik. Ein doch übler Geburtstag.
SHARE