08-05-2023
Ethnische Konflikte im Norden Indiens eskalieren
Mehrere Tote in Ausschreitungen zwischen Volksgruppen in Manipur

Von Jan Diedrichsen
Im indischen Bundesstaat Manipur haben gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen der Volksgruppen Kuki und Nagas sowie Meitei Anfang letzter Woche mindestens 55 Menschen das Leben gekostet und weitere 260 wurden in Krankenhäusern behandelt, wie Krankenhausbeamte in der Stadt Imphal am Sonntag mitteilten, berichtet CNN.
Die Gewalt resultiert aus weit in die Geschichte zurückgreifende ethnische Verwerfungen zwischen der mehrheitlich hinduistischen Meitei-Gemeinschaft, die im Tal von Imphal lebt, und den überwiegend christlichen Volksgruppen, die in den umliegenden Hügeln leben. Die verschiedenen Gruppen der Nagas und Kukis machen etwa 40 % der 3,5 Millionen Einwohner des indischen Bundesstaates aus.
Seit zwei Jahrzehnten fordern die Meitei, den Status eines „scheduled tribe“ zu erhalten, der sie für reservierte Quoten bei staatlichen Stellen und Hochschulen qualifiziert. Die Volksgruppen der Kuki und Nagas argumentieren dagegen, dass die Meitei-Gemeinschaft bereits die Mehrheit stelle, wohlhabender und gebildeter sei und über die politische Macht verfüge. Die Sonderregelungen seien der einzige Weg für die Kuki und Nagas Einfluss zu nehmen.
Der aktuelle Auslöser für die Gewalt ist eine Verfügung des Obersten Gerichtshofs von Manipur vom letzten Monat, in der die Regierung des Bundesstaates aufgefordert wurde, die Forderung nach einem Status als „scheduled tribe“ voranzutreiben. Am Mittwoch reagierte die All Tribal Students‘ Union Manipur mit einem Protest in Churachandpur, einem Bergdistrikt, gegen die Gerichtsentscheidung.
Hintergründe zum Konflikt
Die Meitei sind die dominante Volksgruppe in Manipur – sowohl politisch als auch wirtschaftlich geben die Vertreterinnen und Vertreter den Ton an. Die Nagas und Kukis wurden in der Geschichte unterdrückt. Bereits in den 1940er-Jahren begannen Nagas und Kukis für eine größere politische Autonomie und Unabhängigkeit zu kämpfen, was zu Spannungen und Konflikten mit den Meitei und der Regierung von Manipur führte. Im Laufe der Jahre eskalierten diese Konflikte zu bewaffneten Konflikten zwischen verschiedenen Rebellengruppen und der Regierung von Manipur.
Hinzu kommen auch religiöse Konflikte in Manipur zwischen dem Hinduismus und dem Christentum. Die Meitei sind hauptsächlich Hindus, während viele Nagas und Kukis Christen sind.
In den 1990er-Jahren begannen einige radikale hinduistische Gruppen, die christliche Missionierung in Manipur zu bekämpfen und die Christianisierung der Nagas und Kukis als Bedrohung zu betrachten. In einigen Fällen kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hindu- und Christengruppen.
Nagas
Die Nagas sind eine Gruppe von indigenen Völkern, die in den nordöstlichen Bundesstaaten Indiens sowie in Teilen von Myanmar leben. Sie sprechen verschiedene naga-Sprachen, die zur tibetobirmanischen Sprachfamilie gehören. In Manipur leben verschiedene Gruppen von Nagas, darunter die Tangkhul, Mao, Poumai, Rongmei, Thangal, Maring und Zeme, unter anderem.
Kukis
Die Kukis sind eine weitere Volksgruppe in Manipur. Sie sind verwandt mit den Mizo in Mizoram und den Chin in Myanmar und sprechen Kuki-Chin-Sprachen. Die Kukis haben eine lange Geschichte und Kultur, und es gibt verschiedene Untergruppen von Kukis in Manipur, darunter die Hmar, Thadou, Paite, Vaiphei und Zou.
Meitei
Die Meitei sind eine Volksgruppe, die hauptsächlich im nordöstlichen indischen Bundesstaat Manipur lebt. Sie sind die größte Sprachgruppe in Manipur und machen etwa 60 % der Bevölkerung des Bundesstaates aus. Die Meitei sprechen eine Sprache namens Meitei (auch Manipuri genannt), die zur tibetobirmanischen Sprachfamilie gehört.
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