06-07-2021
BEDROHTE VÖLKER UND DER KLIMAWANDEL

Von Dietmar Hasse
Besonders unter dem Klimawandel leiden weltweit nicht weniger als ca. 370 Millionen Menschen. Es sind die Ureinwohner, die bedrohten Völker weltweit. Sie leben in 70 Ländern meistens in abgelegenen Gebieten. Ihr Land ist meistens reich an Rohstoffen; durch den Abbau der Rohstoffe (Uran, Diamanten, Eisenerz, Erdöl und Erdgas, seltene Erden und andere) sind sie gefährdet.
Von den Waldvölkern des Amazonas bis zu den Indigenen Völkern Indiens, von den Inuit der Arktis bis zu den Aborigines Australiens, überall gibt es Rohstoffvorkommen.
In folgenden Ökosystemen leben Indigene Völker:
Polare Ökosysteme
Trockene und subhumide Ökosysteme, wie Wüsten und Savannen Aride und semiaride Ländereien, Grasländer und mediterrane Landschaften
Zu den Indigenen Völkern zählen unter anderem:
Inuit und mehr als 40 weitere Völker der Arktis. Die indigene Bevölkerung der Inseln im pazifischen Ozean, (Staaten wie Kiribati und Samoa und weitere Inselstaaten)
Chanten, Nenzen und andere Völker in der arktischen Tundra Sibiriens
Quechua, Aymara und Mapuche in den Anden, die nomadischen Völker Savannen und Wüsten Afrikas, wie die Massai, Samburu oder Tuareg sowie Indigene Völker der Tropischen Regenwälder und viele weitere.
Nun folgt ein besonderer Fokus auf die Indigenen der Arktis:
Russische Föderation:
Nenzen auf der Jamal Halbinsel – Ca. 34 000 Mitglieder:
Die Weidegebiete der Nenzen werden durch Erdgas- und Erdölforderung (Northstream) zerstört. Auch tauende Permafrostböden und nicht mehr durchgefrorene Flüsse behindern die Nenzen, wenn sie tagelang schauen müssen, wann der Ob durchfriert, Bei Temperaturen um 6° bis 10° ist es eine Kniffelige Angelegenheit, wenn die Rentiere auf die Kalbungsgebiete wollen und mit allen möglichen Mitteln aufgehalten werden müssen, damit sie nicht ertrinken. Der tauende Permfrost lässt Häuser, Wälder, Pipelines!! brechen und weiter nordöstlich steht dazu noch ein AKW vom Tschernobyl.
Diese Probleme kennen alle rentierzüchtenden Nomadenvölker Sibiriens.
Die Samen in Norwegen, Schweden, Finnland und der russischen Kolahalbinsel.
Wenn aufgrund des Klimawandels im Winter sehr heftige Temperaturen (Tagsüber nahe null und in der Nacht es wieder gefriert, kommen die Rentiere nicht mehr an die Bodenflechten heran. Es muss zugefüttert werden. Das geht nur mit Futterkrippen, wobei sich Krankheiten (eine unheilbare Augenkrankheit z.B.) ausbreiten können. Darüber hinaus möchte ich noch folgende besondere Bedrohungen der Samen nennen: In Norwegen am Repparfjord soll ein Kupferbergwerk entstehen, dabei soll der Abwässer in den Fjord geleitet werden.Aurubis aus Hamburg ist der Betreiber. Und in der Finnmarksvidda soll neben zwei bestehenden Überlandleitungen noch eine dritte gebaut werden, natürlich im Winterweidegebiet (Borealer Wald).
In Schweden sind bei „Bergstaten“ (Bergbaubehörde) hunderte von Anträgen auf den Abbau von Kupfer, Silber, Gold, Eisenerz, Nickel und Uran eingegangen. In der Nähe von Piteå baut eine deutsch-schwedische Firma (Sveavind) 1.001 Windräder in samischen Gebiet. Die Samen wurden natürlich nicht gefragt. Das Projekt heißt „Markbygden“. Es gibt eine Studie von Anna Skarin von der schwedischen Landwirtschaftsuniversität, nach der Rentiere, egal wie fett die Weiden sind, unter den Windrädern nicht durchziehen.
Die Inuit auf Grönland:
Ca.300 km vor der Westküste Grönlands liegt eine unterseeische Raketenabschussbasis der USA. Sie wurde zu Beginn des kalten Krieges 1958 mit 600 Atomraketen bestückt. Es gab einen tragbaren Atomreaktor, eine Kirche usw. tausende Kilometer für Transporte und ein paar hundert Abschussrampen. wegen des Eisdrifts und dem Absinken des Abfalls wurde 1966 die Station aufgegeben und nur der Reaktor mitgenommen. Zurückgelassen wurden 9200 Tonnen Baumaterial, 240m³, 200m³ Diesel und polychlorierte Benzole, 240m³ Abwässer und das leicht (!) radioaktive Kühlwasser des Reaktors. Die ca. 10 000 Tonnen Müll liegen heute 30 – 70 m unter dem Eis. Fragt sich nur, wie lange noch …
Kommen wir nun zu den Inuit-Völkern
Das Problem ist hier, dass das Meereis immer weniger wird und das Tauen und Wiedergefrieren sich 4 bis 6 Wochen verschoben hat.
Das bedeutet weiter, dass die Jagd auf Meeressäuger sehr beschwerlich ist; die Jäger können schwer einschätzen, ob das Meereis sie mitsamt Hundeschlitten bzw. Motorschlitten trägt. Auch Schneeverwehungen, die früher als Wegweiser dienen konnten, haben sich verändert und taugen nicht mehr zur Orientierung.
Der Orca kann jetzt aufgrund der Risse im Eis bis an die Küsten vordringen. Dort aber lebt der Narwal. Dieser ist ein langsamer Schwimmer, der sich meistens in Küstennähe aufhält und so zur leichten Beute des Orcas wird.
Quellen: Arte, 3sat, SVT und div. Bücher
Foto: Dietmar Hasse, Koordinator für Arktis, Klima u. boreale Wälder
Dietmar Hasse, Koordinator für Arktis, Klima u. boreale Wälder ist seit Jahren in der Gesellschaft für bedrohte Völker tätig und setzt sich bereits seit Jahrzehnten für die Fragen des Klimawandels und die Auswirkungen auf die Indigenen Völker weltweit ein.
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