Europäisches Parlament fordert umgehende Friedensverhandlungen in Kamerun – Zivilbevölkerung leidet unter anhaltenden Kämpfen

Von Jan Diedrichsen

Der de facto Bürgerkrieg in Kamerun zwischen der abtrünnigen Region Ambazonien und der Regierung in Jaunde fordert seit Jahren zahlreiche Opfer. Die dramatische Lage findet jedoch in der Weltöffentlichkeit wenig Beachtung.  Immer wieder kommt es zu Kämpfen, werden grausame Verbrechen auf beiden Seiten begangen.

Das Europäische Parlament hat sich heute in einer Debatte zu der Situation in dem zentralafrikanischen Land geäußert und eine Resolution verabschiedet.

 

VOICES hat über die komplexen Hintergründe und Lösungsmöglichkeiten des Konfliktes berichtet:

Thomas Benedikter: Ambazonien-Krise – Autonomie für den anglophonen Nordwesten Kameruns?

 

Unbekannte Bewaffnete haben am Mittwoch Ekondo Titi angegriffen, eine Stadt in der von Gewalt heimgesuchten Südwest-Region des Landes und dabei mindestens drei Schüler und einen Lehrer getötet, wie eine lokale Menschenrechtsgruppe mitteilt. Bei dem Angriff wurden mehrere Personen verletzt. Die getöteten Schüler waren 12, 16 und 17 Jahre alt, das vierte Opfer war ein Französischlehrer.

Der Konflikt hält schon mehr als vier Jahre an. Staatliche Einheiten kämpfen gegen dutzende Seperatistengruppen, die eine unabhängige Nation Ambazonien fordern.

Rund 4 000 Menschen wurden bisher in dem Konflikt getötet, mehr als 700 000 Menschen mussten aus ihren Häusern fliehen.

Die Gewaltausbrüche und der langandauernde Konflikt haben heute das Europäische Parlament in Straßburg beschäftigt:

Die Abgeordneten zeigten sich äußerst besorgt über die nicht enden wollenden Gewaltausbrüche. In der Entschließung wird auf eine Reihe von Problemen, die das Land beuteln, aufmerksam gemacht – darunter die Bedrohung durch die Terrorgruppe Boko Haram im äußersten Norden des Landes sowie die bewaffnete separatistische Rebellion, die seit fast fünf Jahren in den anglophonen Regionen im Nordwesten und Südwesten des Landes andauert. Der Konflikt zwischen Milizen und staatlichen Einheiten hat bisher Tausende von Menschenleben gefordert und eine humanitäre Krise in den anglophonen Regionen Kameruns herbeigeführt, so die Abgeordneten.

Das Parlament fordert sowohl die kamerunische Regierung als auch die politischen und militärischen Führer der Separatistengruppen umgehend dazu auf, einen Waffenstillstand zu vereinbaren, und ermutigte die Konfliktparteien, sich auf vertrauensbildende Maßnahmen zu einigen, wie etwa die Freilassung politischer Gefangener und die Aufhebung des Schulboykotts.

Die Abgeordneten fordern die Regierung von Präsident Paul Biya und die anglophonen Separatisten auf, unverzüglich Friedensgespräche einzuleiten. Gleichzeitig appellieren sie an die internationale Gemeinschaft, insbesondere an die Afrikanische Union, die zentralafrikanischen Staaten und die EU eine Vermittlerrolle zu übernehmen.

Das Parlament fordert die kamerunischen Behörden auf, keine Menschen mehr vor Militärtribunale zu stellen und keine Todesstrafen zu verhängen, insbesondere keine Zivilisten. Die Abgeordneten erinnern Kamerun daran, dass es das Recht aller Bürger auf ein faires Verfahren vor unabhängigen Gerichten wahren muss, und erinnern daran, dass Militärgerichte keine Gerichtsbarkeit über die Zivilbevölkerung ausüben dürfen.

Die Resolution wurde mit 614 Ja-Stimmen, 32 Nein-Stimmen und 40 Enthaltungen angenommen.

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