14-11-2021
Flucht aus der Heimat: KurdInnen stranden an der belarusisch-polnischen Grenzen
(c) anf
Von Wolfgang Mayr
Tausende KurdInnen verlassen die autonome Region Kurdistan im Irak und die Autonomieverwaltung in Nord-Syrien. Die Schlepperei organisieren der türkische Islamist Erdogan und der belarusische Neo-Stalinist Lukaschenko. Mit dem Segen des lupenreinen demokratischen russischen Präsidenten Putin.
Eine Delegation des PKK-nahen Nationalkongresses Kurdistan (KNK) besuchte die kurdischen Zeltlager an der belarusisch-polnischen Grenze. Die Delegation drängte angesichts der bitteren Kälte auf eine rasche humanitäre Lösung. Laut KNK sind bereits mehr als 17 Hilfe suchende Menschen gestorben.
Die EU, Belarus – als staatlicher Schlepper – und Russland – als Pate von Belarus – sprechen von einer „humanitären Katastrophe”. Die UNO-Flüchtlingsorganisation forderte Belarus dringend auf, die Flüchtlinge schnell und menschenwürdig unterzubringen.
„Verlasst Kurdistan nicht!“
Die Lage an der EU-Außengrenze ist hoffnungslos, warnt die kurdische Arbeiterpartei PKK die Bevölkerung im südlichen Kurdistan, in der autonomen Region im Irak. Hoffnungslos deshalb, weil es kein Durchkommen in den Westen geben wird.
Die PKK schätzt, dass in diesem Jahr bereits mehr als 30.000 Menschen Süd-Kurdistan verlassen haben. Die auf der Terrorliste stehende PKK forderte die kurdische Regionalregierung der Barsani-Partei PDK auf, würdevolle Lebensbedingungen für die Menschen zu schaffen. Die PKK wirft der PDK vor, mehr auf den Pakt mit der Türkei zu setzen und sich nicht um die eigenen Leute zu kümmern. Die PKK bewertet die Flucht- und Migrationsbewegung „als ein Warnsignal und wird die Zukunft des kurdischen Volkes beeinflussen“, zitiert anf-deutsch die PKK.
Die kurdische Arbeiterpartei kritisiert die PDK für ihre Türkei freundliche Politik. Der Elite gehe es um Geschäftemacherei, sie kümmere sich nicht um die Belange der Bevölkerung. Außerdem sei Süd-Kurdistan zu einer türkischen Provinz verkommen, mit mangelhafter Demokratie und fehlender Meinungsfreiheit. Diese Entwicklung treibe die Menschen aus ihrer Heimat, analysiert die PKK.
Mustafa Barsani, der starke Mann der PDK, überlasse die autonome Region der islamistischen Türkei, die dort ungehindert angebliche kurdische Terroristen verfolgen darf. Islamistische Gruppen und Mafiosi agierten ungehindert in Südkurdistan, genauso kriminelle Schlepper, stellt die PKK fest. Sie wirft der regierenden PDK-Partei einen Pakt mit Erdogan vor. Die Türkei, so die Berichterstattung in den letzten Tagen, half kurdischen Migranten aus dem Irak über die Türkei nach Belarus zu kommen.
Die türkische Hilfe bei der Auswanderung bezeichnet die PKK als einen Versuch von Ankara, die Bevölkerungsstruktur in Süd-Kurdistan zu verändern. Kurdistan zu entvölkern, der Vorwurf der PKK an die PDK und an die Türkei. Fakt ist, in der von der türkischen Armee und ihren islamistischen syrischen Verbünden besetzten einstigen kurdischen Enklave Afrin in Nord-Syrien gibt es kaum KurdInnen mehr. Sie wurden vertrieben. Wegen eines weiteren drohenden türkischen Einmarsches in Rojava in Nord-Syrien flüchten auch von dort Menschen.
Die PKK bittet deshalb ihre südkurdischen Landsleute, in der Heimat zu bleiben. Sie sollten statt zu emigrieren, für eine sozial gerechte kurdische Region kämpfen. Die Flucht oder Migration ist laut PKK ein Ergebnis der PDK-Politik. Deshalb müssen Barsani und sein türkischer Verbündeter alles unternehmen, um den gestrandeten KurdInnen an der EU-Außengrenze rasch zu helfen.
Auf Druck der menschenrechtsverletzenden Türkei stufte die EU und die USA – darüber freuten sich türkische Politiker – die PKK als Terrororganisation ein.
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