Deutsche Minderheit in Polen demonstriert gegen Diskriminierung

Die Regierung in Warschau hat Zusage nicht eingehalten: Bislang keine Rücknahme der Kürzungen im Sprachunterricht erfolgt

Protest zum Schlesischen Autonomiemarsch in Kattowitz

Protest zum Schlesischen Autonomiemarsch in Kattowitz

Von Jan Diedrichsen

Es war ein Tiefschlag für die Minderheitenpolitik: Die rechte polnische Regierung kürzte im Februar 2022 die Finanzierung für den muttersprachlichen Unterricht der deutschen Minderheit in Polen. Das Parlament kappte die Förderung um ein Fünftel. Die deutschen Minderheitenschulen sollten künftig 40 Millionen Zloty weniger erhalten, das sind zehn Millionen Euro. 

 

VOICES berichtet

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Polen kürzt Unterstützung der deutschen Minderheit um zehn Millionen Euro – Bundesregierung kritisiert „Falsches politisches Signal“ – Warschau fordert mehr Geld für Polen in Deutschland

 

Doch es ging nicht ums Geld, sondern war ein heftiger Wink Warschaus Richtung Berlin: Bildungsminister Przemyslaw Czarnek forderte gleichzeitig Deutschland auf, die polnische Minderheit in der Bundesrepublik so zu behandeln, wie dies Polen mit der deutschen Minderheit praktiziere. Deutschland vertritt die Haltung, dass es keine polnische Minderheit in Deutschland gibt, die den Status einer autochthonen (alteingesessenen) Minderheit für sich reklamieren könnte. 

 

Die Deutsche Bundesregierung hat ausführlich in der Sache Stellung bezogen.

 

Die deutsche Minderheit in Polen hat trotz der Verärgerung wegen der diskriminierenden Kürzung versucht einen Kompromiss zu finden. Man war in Oppeln daher erfreut, als einige Monate später derselbe Przemysław Czarnek bei einem Treffen mit Vertretern der deutschen Minderheit verkündete, dass die Kürzungen so bald wie möglich wieder aufgehoben werden würden. Doch bis heute – sechs Monate später – hat sich niemand im polnischen Bildungsministerium gerührt.  Sehr zum Verdruss der Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Minderheit in Polen: Der Abgeordnete der deutschen Minderheit im polnischen Parlament, Ryszard Galla, erklärte im „Wochenblatt“, dass die Entscheidung, die Zahl der Unterrichtsstunden für Deutsch als Minderheitensprache zu reduzieren, mehr als 56 000 Kinder und Jugendliche in ganz Polen betrifft. „Die Streichung von Deutschstunden für Kinder ist nicht nur ein Schlag für die Kinder selbst, sondern auch für die lokalen Gemeinschaften, die sich bisher am effektivsten für den Aufbau der Bürgerrechte in Polen eingesetzt haben“. 

Nun geht die deutsche Minderheit in die Offensive und hat eine öffentlichkeitswirksame Kampagne unter dem Titel “Gebt den Kindern die Sprache zurück” gestartet. Auf Werbetafeln wird auf den Missstand aufmerksam gemacht. Auch am schlesischen Autonomiemarsch in Kattowitz wurde mit einem Transparent an die Reduzierung der Stundenzahl für Deutsch als Minderheitensprache erinnert. Junge Angehörige der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Schlesien trugen ein Transparent mit der Aufschrift: „Diskriminierung ist keine Lösung. Gebt uns den Deutschunterricht zurück!“

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