24-11-2021
SOS Femizide: Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Von Wolfgang Mayr
Mahnwachen zur Erinnerung an die vermissten und getöteten indigenen Mädchen und Frauen in Kanada und in den USA.
10.000 indigene Mädchen und Frauen wurden in den USA und Kanada getötet oder gelten als vermisst. Noch immer werden diese Verbrechen nicht oder nur vereinzelt aufgeklärt. Noch immer findet das Schicksal einer Indigenen im Vergleich zum Schicksal einer Weißen kaum Beachtung. Und weiterhin verschwinden zahlreiche indigene Frauen und Mädchen besonders im Umkreis von Männer-Arbeits-Camps der großenInfrastrukturprojekte.
In den USA ist das Problem – im Vergleich zu Kanada – noch schlimmer. Das nationale Informationszentrum für Verbrechen kennt 5.700 Fälle ermordeter oder verschwundener indigener Frauen. Die Mordrate an indigenen Frauen liegt zehn Mal über dem staatlichen Durchschnitt.
AktivistInnen auf beiden Seiten der Grenze sprechen deshalb von einem „Genozid“. „Genozid ist genau das, was hier passiert, und das Land verschließt die Augen davor“, sagt Lorelei Williams, deren Cousine von dem Massenmörder Robert Pickton umgebracht wurde. Pickton warb indianische Prostituierte auf den Straßen von Vancouver für Sexparties an und ermordete sie. Auf seinem Grundstück wurden die Überreste von bis zu 49 Frauen gefunden.
Der Fall Pickton ist typisch für das Problem. Indigene Frauen sind die schwächsten Glieder in der Gesellschaft. Niemand macht sich für sie stark, niemand unterstützt sie und somit werden sie zur bevorzugten Zielscheibe von Gewalttätern.
Am sogenannten Highway of Tears im Norden von British Columbia, an dessen Endpunkt Prince Rupert Vicki Hill lebt, wird das Problem besonders deutlich. Entlang der 700 Kilometer langen Highway liegen zwei Städte. Ansonsten gibt es eine Ansammlung von isolierten Dörfern, Holzfäller-Camps und Reservate.
Entlang dem Highway sind seit den 1970er Jahren nach offiziellen Schätzungen 43 Frauen verschwunden, darunter Vicki Hills Mutter. Nur ein einziger Mord wurde aufgeklärt. Privatdetektiv Ray Michalko, der sich einiger der Fälle annahm, sagt: „Da gibt es niemanden, der die Fälle lösen will, weder die örtlichen Behörden, noch die RCMP, die Bundespolizei.“
Auf Druck indigener Interessensgruppen reagierte Premierminister Justin Trudeau und setzte eine staatliche Untersuchungskommission ein. Nach drei Jahren Arbeit kam die kanadische Regierung zum Schluss, dass das „Problem“ den Begriff „Genozid“ verdiene. Ein symbolischer aber wichtiger Triumph für die Indigenen.
In den USA hinkt man noch weit hinterher. Es gibt einzelne Politikerinnen wie die Senatorin Heidi Heitkamp aus North Dakota, die sich dafür einsetzt, das Problem als „Epidemie“ anzuerkennen und Schritte zur Besserung einzuleiten. So möchte sie die Zusammenarbeit zwischen der US-Bundespolizei und den Reservats-Polizisten verbessern, um die skandalös niedrige Aufklärungsrate anzuheben.
Auch in den USA setzte eine Veränderung ein, mit der Wahl von Joe Biden zum Präsidenten. Seine Innenministerin Deb Haaland, eine Puebla, beauftragte eine Untersuchungskommission.
Petition für die Missing & Murdered Indigenous Women and Girls
Weiter Informationen:
About the Movement – idlenomore.ca
idlenomore.ca – Indigenous Revolution
Quellen: GfbV-Archiv, Indian Country Today
Mahnwache für die Missing & Murdered Indigenous Women and Girls
Am Donnerstag, 25. November 2021 von 17.00 bis 19.00 Uhr auf dem Konrad-Adenauer-Platz vor dem Düsseldorfer Hauptbahnhof!
Die OrganisatorInnen rufen dazu auf, als Zeichen der Solidarität ein rotes Kleidungstück ! Die Native Americans sagen: „Durch das Tragen von roten Kleidern hoffen wir, dass wir die verlorengegangenen Geister unserer Frauen und Kinder zurückrufen können, damit wir sie dann zur Ruhe legen können.“ „reDress“ steht für „Wiedergutmachung“.
By Camelia.boban - Own work, CC BY-SA 4.0,
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