07-12-2021
Klammheimlich annektiert: Die ukrainischen Regionen Donezk und Luhansk sind inzwischen Teil Russlands geworden.
By OSCE Special Monitoring Mission to Ukraine - OSCE SMM monitoring the movement of heavy weaponry in eastern Ukraine, CC BY 2.0,
Von Wolfgang Mayr
Der Kreml schafft unumkehrbare Fakten, schreibt Denis Trubetskoy aus Kyjiw für Ukraine verstehen. Die beiden sogenannten Volksrepubliken integrierte Moskau in seinen allrussischen Markt. Eine Annektion ukrainischen Territoriums, ohne die berühmt-berüchtigten „grünen Männchen“ nach Luhansk oder Donezk zu schicken. Die Produkte aus diesen beiden Regionen werden auf dem russischen Markt angeboten und verkauft. Anders formuliert, die wirtschaftliche „Integration“ wird klammheimlich vollzogen. Die politische Annektion scheint nur mehr eine Frage der Zeit zu sein. Denn, warum lässt der Kreml an der ukranischen Grenze mehr als 100.000 Soldaten aufmarschieren?
Denis Trubetskoy befürchtet aufgrund dieser Entwicklung das definitive Scheitern des Minsker Friedensabkommens. Dieses wird gezielt boykottiert von den Machhabern der „Volksrepubliken“, „die finanziell und militärisch am Tropf des Kremls hängen,“ kommentiert Trubetskoy für Ukraine verstehen. Und, „Russland ist Geburtshelfer, Pate und Sponsor der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk.“
Russische Pässe für Donbass
Dem „Anschluss“ an den russischen Markt ging ein politischer Schritt voraus. „Noch im April 2019 unterschrieb der russische Präsident Wladimir Putin einen Erlass, der es den Bewohnern der „Volksrepubliken“ ermöglicht, die russische Staatsbürgerschaft zu vereinfachten Bedingungen zu erhalten,“ erinnert Trubetskoy an die vollzogenen Fakten. Die Ansuchen müssen nur einen Pass der beiden „Volksrepubliken“ vorweisen. Bis Mitte 2021 haben nach offiziellen russischen Angaben mehr als 600.000 so russische Pässe erhalten.
Diese russischen Staatsbürger in der Ukraine konnten deshalb auch an Parlamentswahlen in Russland teilnehmen. Es waren immerhin ein Drittel, schätzt ukrainische Journalist. Sie konnten sich elektronisch in Servicezentren an der Wahl beteiligen, der russische Staat organisierte Busreisen zu Wahllokalen auf der anderen Seite der Grenze. Wahlentscheidend war die Beteiligung der neuen russischen Staatsbürger nicht, kommt Trubetskoy zum Schluss. Aber: „Doch war das ein weiterer Schritt zur politischen Integration der beiden „Volksrepubliken“ in die Russische Föderation, zumal mit dem früheren Donezker „Premierminister“ Alexander Borodai und dem ehemaligen Feldkommandeur Sachar Prilepin zwei prominente Separatistenvertreter als Kandidaten teilnahmen.“
Wirtschaftsunion?
Die beiden „Volksrepubliken“ standen sich lange feindlich gegenüber, überwachten peinlichst genau ihre Grenzen. Der Luhansker Republikchef wurde gestürzt, der Donzekzer ermordet. Ihre Nachfolger bemühen sich jetzt, einen einheitlichen Wirtschaftsraum zu bilden, bewertet Trubetskoy die beiderseitigen Bemühungen. Ihr Ziel, die beiden Regionen sollen sozial, wirtschaftlich und politisch an die angrenzende russische Region angeglichen werden. Dafür konnte Präsident Putin den russischen Unternehmer Jewgeni Jurtschenko gewinnen. Über seine Pläne schreibt Trubetskoy:
Denis Trubetskoy ist freier Journalist für deutschsprachige Medien in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw.
Ukraine/Russland: Chronik der Ereignisse im Januar 2016 – GfbV Blog
SHARE