30-12-2023
Putin, der antisemitische Nutznießer
Der russische Kriegspräsident lenkt mit seinen Angriffen auf Israel von seinem Krieg in der Ukraine ab
Von Wolfgang Mayr
Alexander Friedmann schreibt Kartext in der „Jüdischen Allgemeinen“. Er wirft dem russischen Präsidenten vor, mit seiner pro-palästinensischen Solidarität kruden Antisemitismus zu betreiben. Putin wirft Israel Völkermord vor, während seine Truppen in der Ukraine vorsichtig – Zivilisten schonend – agierten. Israel tötet Kinder, Russland deportiert sie nur, seine Botschaft an den „globalen Süden“, der sich mit den von Israel angegriffenen arabischen Gaza-Bewohnern solidarisiert.
Laut Friedmann ist Putin ein antisemitischer Nutznießer des israelischen Krieges in Gaza. Als eine Hochburg des russischen Antisemitismus machte Friedmann das russische Außenministerium aus: „Der Außenminister Sergej Lawrow hat sich mit Spekulationen über Hitlers jüdische Herkunft blamiert. Der russische UN-Botschafter bei den Vereinigten Nationen Wassili Nebensja ist in Israel als ´Stimme der Hamas` bekannt. Lawrows Pressesprecherin Marija Sacharowa wirft Israel nationalsozialistische Methoden vor, instrumentalisiert den Holocaust und geht den ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj antisemitisch an.“
Präsident Putin, ein Autokrat, schreibt Friedmann, der eine brutale Zerstörungspolitik in der Ukraine betreibe, präsentiere sich in der medialen Öffentlichkeit als ein Menschenfreund. Israel betreibe in seinem „Zerstörungswahn eine pauschale Vergeltung“, Russland hingegen agiere in der Ukraine „bewusst behutsam, anständig und stets auf die Rettung der Zivilbevölkerung bedacht“. Alt-sowjetische Propaganda der übelsten Sorte. Die Hauptlast des Krieges in der Ukraine trägt die Zivilbevölkerung, die Vielzahl der russischen Kriegsverbrechen spricht für den pauschalen russischen Zerstörungswahn.
Wie der russische tönt auch der türkische Präsident. Auch er attackiert die rechtsrechte Regierung Israels, nennt den Krieg in Gaza einen Völkermord, unterstellt der israelischen Regierung Vertreibungspläne. Für Erdogan sind die satt finanzierten und hochgerüsteten Hamas-Terroristen Befreiungskämpfer. Die Türkei ihrerseits führt Krieg gegen die eigene kurdische Bevölkerung, gegen Kurden in der autonomen kurdischen Region im Nord-Irak, besetzte die kurdischen Enklave Afrin in Nord-Syrien – mit entsprechender „ethnischer Säuberung“ – und lässt ständig die kurdisch dominierten Selbstverwaltungsgebiete im nördlichen Syrien bombardieren. Erdogan, ein Menschenfreund wie Putin.
Die Massaker an Jüdinnen und Juden der klerikal-faschistischen Hamas am 7. Oktober erklären die vielen antisemitischen Verharmloser als nachvollziehbare Reaktion der angeblich von einem Völkermord bedrohten Palästinenser. Die Solidarität mit dem Hamas-Opfern blieb aus. Es gab keinen entrüsteten Aufschrei wegen der Vergewaltigungen und des sexuellen Missbrauchs durch Hamas-Kriminelle. Die internationalen Frauenorganisationen schwiegen. Die Opfer helfen sich selber.
Im Schatten der weltweiten Solidarität mit den Opfern in Gaza, zweifelsohne führt die israelische Armee einen unverhältnismäßig brutalen Krieg, lässt das Mullah-Regime im Iran KurdInnen hinrichten. Die Islamische Republik zählt zu den Sponsoren der verschiedenen antiisraelischen palästinensischen Terrorgruppen. Gleichzeitig verfolgt das islamistische Regime mit aller Härte die Opposition. Wegen angeblicher Zusammenarbeit mit Israel wurden drei kurdische Männer und eine kurdische Frau ermordet.
Der Iran und die Türkei, ein NATO-Land, gehen gegen Kurden vor. Die Türkei und Israel halfen dem autoritären Aserbaidschan, die Armenier aus Arzach zu vertreiben. Ausgerechnet die Armenier. Waren sie doch die ersten Opfer eines Völkermordes, Armenien so etwas wie die Heimstatt der Völkermord-Überlebenden. Wie Israel. Stattdessen steht das rechtsrechte Israel solidarisch auf der Seite Aserbaidschans. Der Shoah-Staat lieferte gemeinsam mit der Türkei des Antisemiten Erdogan den Aghet-Staat der aserbaidschanischen Armee aus.
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