Eklat in Hamburg: Pastor beschimpft Sinti als „Zigeunerpack“

Nordkirche entbindet Pastor von Aufgaben und leitet dienstrechtliches Verfahren ein

Von Jan Diedrichsen

Ein evangelischer Pastor aus Hamburg ist von seinem Dienst suspendiert worden. Hintergrund sind die Vorwürfe, er habe gegen Angehörige der Sinti und Roma sowie gegen Migrantinnen und Migranten gehetzt.

Laut „Hamburger Morgenpost“ soll der Pastor die Sinti unter anderem als „Zigeunerpack“ bezeichnet haben. Auch Gemeindemitglieder hätten ihm rassistische Äußerungen vorgeworfen. Die zuständige Nordkirche teilte mit, der Geistliche nehme „bis zur Klärung der Vorwürfe seine Amtsgeschäfte nicht wahr“.

Presseberichte zufolge hat der „Sinti-Verein zur Förderung von Kindern und Jugendlichen“ kirchliche Räume gemietet. Der Pastor soll die Sinti mehrfach ermahnt haben, die Kirche so zu hinterlassen, wie sie diese vorgefunden haben. Mit der Zeit sei der Streit eskaliert und der Pastor soll die Sinti abfällig beschimpft haben. Später soll er es abgelehnt haben, sich zu entschuldigen.

Die Nordkirche hat nach Eingang der Hinweise den Pastor von seinen Aufgaben entbunden. Die Äußerungen, die der Verein dem Pastor vorwerfe, widersprächen „in eklatanter Weise den Werten der Nordkirche und werden von dieser in keinerlei Weise toleriert“. Sie seien „absolut inakzeptabel“.

Antiziganismus als Straftat

Angriffe gegen Sinti und Roma haben in Deutschland zugenommen. Im vergangenen Jahr haben die Behörden insgesamt 145 Straftaten gegen Sinti und Roma registriert – der höchste Stand seit sechs Jahren. 

Zwölf der 145 Straftaten waren dem Innenministerium zufolge Gewaltdelikte. Insgesamt wurden 159 Verdächtige ermittelt. 2021 waren  109 antiziganistische Straftaten verübt worden, 2020 waren es 133. 

Die Bundesregierung im März 2022 einen Antiziganismus-Beauftragten ernannt. Der Anwalt Mehmet Daimagüler koordiniert seither die Antiziganismus-Strategie der Bundesregierung. 

Das Bundeskriminalamt (BKA) und der Zentralrat der Sinti und Roma haben Anfang des Jahres eine Vereinbarung unterzeichnet, um gemeinsam gegen Antiziganismus vorzugehen. Das BKA erkennt darin die Arbeitsdefinition von Antiziganismus der International Holocaust Remembrance Alliance an. Mit dieser Definition könne man dem Rassismus gegen Sinti und Roma entgegengetreten.

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