Olympia und die Ainu

Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Japan kommen die Ainu nicht mehr vor. Sie wurden kurzerhand aus dem Programm gekippt. Sport-Events und Menschenrechte sind das Schwerpunkt-Thema der GfbV-Zeitschrift „Vielfalt“. Ein Ausschnitt daraus.

Am 24. Juli 2021 sollte eine Ainu-Tänzergruppe Teil des Eröffnungsspektakels der olympischen Sommerspiele sein.  Zwar ohne Publikum, aber farbenprächtig für die TV-Anstalten. Die Vorfreude währte nur kurz, der Tanz der indigenen Minderheit Nord-Japans wurde aus dem Programm genommen.

Die Veranstalter begründeten die Streichung mit logistischen Einschränkungen. Trotzdem werde man die Ainu bei diesen Spielen involvieren. Eine olympische Ankündigung.

Offen ist auch, wann das neue Upopoy National Ainu Museums in der Stadt Shiraoi auf Hokkaido eröffnet wird. Auf zwei Etagen und einem umliegenden Parkgelände wird den Besuchern ein Eindruck von Sprache, Geschichte, Kultur und Weltbild der Ainu vermittelt, würdigt „Vielfalt“ das museale Bemühen. Ainu-Engagierte wollen aber mehr als nur ein Museum, sie drängen auf autonome Land- und Sprachrechte.

Erst 2008 wurden die Ainu als indigenes Volk anerkannt. Jahrhundertelang wurden die Ainu verdrängt und bekämpft, die Ainu-Kultur und -Sprache sollten ausgelöscht werden. Die Ainu besiedelten einst die Inseln Sachalin, die Kurilen und Hokkaido. Japanische MigrantInnen nahmen seit 14. Jahrhundert die Ainu-Region in Besitz.

Im 19. und im 20. Jahrhundert verboten die japanischen Regierungen Sprache und Kultur der Ainu, wie auch die traditionelle Lebensweise der Jäger und Sammler. „Bis heute ist es den Ainu nicht gestattet, ohne Zustimmung der japanischen Behörden den traditionellen Jagd- und Fischfang-Praktiken nachzugehen,“ schreibt Alina Loup in „Vielfalt“.

Die staatliche Anerkennung als indigenes Volk blieb aber folgenlos. Zitat aus „Vielfalt“: „Der Ainu-Bevölkerung fehlt es an politischer, rechtlicher und kultureller Autonomie, während ihre Kultur und Sprache vom Aussterben bedroht sind. Weltweit soll es nach Angaben des Endangered Languages Project nur noch zwei Muttersprachler der Ainu-Sprache geben.“

Mehr in der Zeitschrift „Vielfalt“ der GfbV. Alina Loup studierte Anglistik und Japanologie an der Universität zu Köln. Im Rahmen ihres Studiums spezialisierte sie sich auf die Kultur, Geschichte und Sprache der Ainu. Als SEO Consultant, freie Illustratorin und Texterin lebt und arbeitet sie derzeit in Köln.

Olympische Spiele in Japan: Ainu-Eröffnungstanz aus dem Programm gestrichen (gfbv.de)

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