Switchen zwischen Mehrheit und Minderheit

Ein Vergleich zwischen Katalonien und Südtirol

Von Simon Constantini

Das öffentliche katalanische Meinungsumfrageinstitut CEO (Centre d’Estudis d’Opinió) hat wieder eine neue Sprachen-Studie veröffentlicht.

Dabei wurden diesmal Fragen zu Sprachwechsel und Sprachbeharrung gestellt.

Sechs von zehn Katalanischsprachigen geben an, ins Kastilische (Spanisch) zu wechseln, wenn sie auf eine unbekannte Person treffen, die Kastilisch spricht. Immerhin vier von zehn beharren jedoch auf Katalanisch. Unter den Zweisprachigen und den Anderssprachigen (deren Erstsprache weder Katalanisch noch Kastilisch ist) passen sich in diesem Fall rund neun von zehn Personen der Sprache des Gegenübers an

Deutlich anders fällt das Verhalten offenbar aus, wenn Menschen auf eine unbekannte Person treffen, die Katalanisch spricht. Sechs von zehn Kastilischsprachigen beharren auf ihre Sprache, nur vier von zehn passen sich der Sprache des Gegenübers an. Interessant ist auch, dass auch Zweisprachige und Anderssprachige seltener Katalanisch mit Katalanischsprachigen als mit Kastilischsprachigen Kastilisch sprechen.

Wenn die Sprache des unbekannten Gegenübers unklar ist, versuchen es Katalanischsprachige zwar mehrheitlich mit Katalanisch, alle anderen tendieren jedoch klar zur Staatssprache Kastilisch.

Dieses Verhalten hat wohl auch einen psychologischen Hintergrund. Kastilischsprachige finden es durchschnittlich sehr unhöflich, wenn ihnen auf Katalanisch geantwortet wird, während sie im Durchschnitt kaum Probleme sehen, Katalanischsprachigen auf Kastilisch zu antworten.

Ich kann darin große Ähnlichkeiten zur Situation in Südtirol sehen, wo die Kommunikationssprache zwischen Deutsch- und Italienischsprachigen häufiger italienisch als Deutsch ist.

Laut Astat-Sprachbarometer von 2014 (S. 153) sprechen über die Hälfte (54,9%) der Italienischsprachigen mit Personen anderer Muttersprache immer Italienisch, nur 9,9% wechseln immer in die Sprache der anderen. Dagegen sprechen nur 21,1% der Deutschsprachigen immer Deutsch, 24,4% passen sich immer der Sprache des Gegenübers an.

Anders als in Katalonien wurde hier aber nicht spezifisch das Verhalten im Umgang mit Unbekannten abgefragt.

Auch die Frage zur Zukunft der katalanischen Sprache wird sehr unterschiedlich beantwortet. Während Katalanischsprachige ihre Sprache großmehrheitlich als gefährdet betrachten, wird diese Ansicht nur von 22% der Kastilischsprachigen geteilt:

Dies wirkt sich zum Beispiel auch auf die Bereitschaft aus, Minderheitenschutzmaßnahmen mitzutragen.

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