„Freies Papua“: Rebellen mit Pfeil und Bogen fordern die staatliche Unabhängigkeit

Von Wolfgang Mayr

Seit einem halben Jahrhundert wehren sich West-Papua gegen die indonesische Kolonialisierung ihrer Heimat. Eine ungleiche Auseinandersetzung.

Wiro Nongganop befehligt eine Gruppe von Separatisten, die sich mit Pfeil und Bogen gegen die indonesische Kolonialherrschaft wehren. Nongganop lebt im Exil, aus der indonesischen Provinz Westpapua stammend, floh er 2019 mit einigen Angehörigen seines Muyu-Volkes nach Papua-Neuguinea. Seiner Gruppe gehören 700 Männer an, die sich mit Landwirtschaft im sumpfigen Land am Leben erhalten. Die Muyu im Exil glauben an die Unabhängigkeit Westpapuas. Vor 60 Jahren besetzte das indonesische Militär West-Papua und errichtete eine gewalttätige Kolonialherrschaft. Die französische Nachrichtenagentur Agence France Presse widmete den Widerstandskämpfern gegen die indonesische Fremdherrschaft einen ausführlichen Bericht.

Nongganop gehört der Free Papua Organization (OPM) an. Er beschreibt das politische und militärische Ungleichgewicht, die Rebellen verfügen über Pfeil und Bogen, die indonesischen Besatzer über Schnellfeuergewehre und sonstige hochtechnologische Kriegswaffen.

Indonesien „regiert“ West-Papua, wie Ost-Timor auch, mit harter Hand. Das Land wird geplündert, ein Selbstbedienungsladen der indonesischen Elite. Extreme Armut und gehäufte Menschenrechtsverletzungen sorgen für Widerstandsaktionen, für Anschläge auf Baustellen, Schulen und Kliniken, Einrichtungen der Armee, heißt es aus Widerstandskreisen.

Im April töteten Separatisten den indonesischen Geheimdienstchef in Papua. Die indonesische Regierung in Jakarta betitelte die Separatisten deshalb allesamt als „Terroristen“ und schickte mehr Soldaten in die Region, die für blutige Repressalien verantwortlich sind.

UN-Gesandte zeigten sich „ernsthaft besorgt“ über die indonesischen Reaktionen, weil Ausdruck des indonesischen Rassismus gegen indigene Papuas. Dazu zählen Folter, die Ermordung papuanischer Zivilisten und die Vertreibung von Zehntausenden. Immer wieder wird das Internet unterbrochen, JournalistInnen wird der Zugang verwehrt.

Wiro Nongganop sagte dem online‑Magazin Nationalia der katalanischen NGO Ciemen, in den letzten Jahren sind unzählige West-Papuas verschwunden. Der Widerstand dagegen ist einseitig, hilflos, den Rebellen fehlen die notwendigen Schusswaffen, Bögen, Pfeile und Speere reichen dafür nicht aus.

Wiro Nongganop und seine Widerstandskämpfer haben in der ärmsten Provinz Papua-Neuguineas Unterschlupf gefunden. Ein trostloses Exil, in dem das Überleben schwierig ist. Viele der Papuas, die 2019 ankamen, zogen wieder zurück nach Indonesien, trotz der Risiken und Gefahren.

„Sie waren hungrig, sie haben es nicht geschafft“, erzählt Wiro Nongganop über den herrschenden Hunger in den Lagern der Exilanten. Für ihn ist die Rückkehr derzeit ausgeschlossen. „Ich habe Angst, zurückzukehren,“ gibt er zu, „ich warte auf die Unabhängigkeit und dann kehre ich zurück.“

Unruhe auch in Papua-Neuguinea

West-Papua will die Indonesier loswerden, die autonome Region Bougainville will raus aus Papua-Neuguinea. Präsident Toroama appellierte an die Regierung von Papua-Neuguinea, seine Region endlich in die Uabhängigkeit zu entlassen. 2019, sagte Toroama, forderte die übergroße Mehrheit der Bevölkerung von Bougainvile in einem konsultativen Referendum die Selbstbestimmung. 98 Prozent der WählerInnen sprachen sich für die Abspaltung aus. Im ablaufenden Jahr verhandelten die Regierung von Bougainville und Papua-Neuguinea 2021 über den künftigen Statuts von Bougainville.

Während die autonome Region die Umsetzung des nicht bindenden Referendums verlangt, verzögert Papua-Neuguineas Premierminister James Marape den Prozess. Er respektiert das Ergebnis des Referendums, betonte Marape, die Loslösung darf aber nicht die Einheit seines Landes gefährden. Ein doch schwieriges Unterfangen.

Das Parlament von Papua-Neuguinea muss der Abspaltung noch zustimmen, als Unabhängigkeitstermin gilt 2027. Premier Marape will die Trennung etappenweise bewerkstelligen. Der Premier schlägt einen Pakt vor, der die Ausweitung der Selbstverwaltung vorsieht. Erst nach dem Erreichen des Voll-Autonomie soll die Unabhängigkeit in Kraft treten. Beim Referendum stand auch diese Variante zur Abstimmung an. Sie wurde von der Mehrheit strikt abgelehnt.

Links mit weiterführenden Informationen über die Lage in West-Papua und in Papua-Neuguinea:

Inside Indonesia’s Secret War for West Papua | Foreign Correspondent

The battle for West Papuan independence from Indonesia has had deadly results | ABC News

Home – West Papua Liberation Organization (webs.com)

West Papua Liberation Organization 

The Free Papua Organisation is Not a Terrorist Group | Tapol

Bougainville votes on independence from Papua New Guinea 

Unabhängigkeitsreferendum in Bougainville hat begonnen – 200.000 Wahlberechtigte

BOUGAINVILLE

 

 

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