Von den Pocken zum Corona-Virus: Zu den Hauptopfern zählen weltweit indigene Völker

Von Wolfgang Mayr

Die GfbV hat schon vor einigen Wochen Alarm geschlagen. Für viele Minderheiten ist das Virus existenzbedrohend, die Folgen von Covid 19 für indigene Völker sind dramatisch. Die Angehörigen dieser Völker sind dem Virus wegen fehlender Abwehrkräfte hilflos ausgeliefert. Sie werden von den Staaten im Stich gelassen.

 

VOICES berichtete:

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Bei der Eroberung der „Neuen Welt“ vor 500 Jahren importierten die europäischen Abenteurer und Plündern für die Einheimischen tödliche Krankheiten. Von Alaska bis nach Feuerland rafften die Pocken millionenfach Menschen weg. Weil sie keine Abwehrkräfte gegen diese neuartigen Krankheiten hatten. Die US-Armee verteilte pockeninfizierte Decken an die Frauen der Ureinwohner-Völker, die Rechnung der chemischen Kriegsführer ging auf.

Heute sind viele Angehörige der indigenen Völker in den Regenwäldern und in abgelegenen Regionen oft durch Krankheiten geschwächt, die die neuen Eroberer ins Land bringen. Goldsucher, Landlose, auf Expansion setzende Großgrundbesitzer, Mitarbeiter von Großprojekten zum Abbau begehrter Rohstoffe.

„Manche Regierungen benutzen das Virus gezielt, um gegen Minderheiten oder Demokratiebewegungen vorzugehen,“ schreibt die GfbV. Manche Staaten weigern sich, politische Gefangene von Nationalitäten aus der Haft freizulassen, um sie vor einer Ausbreitung des Virus in den Gefängnissen zu schützen, berichtet die GfbV. Stattdessen nehmen diese Staaten den Tod der Inhaftierten bewusst in Kauf, um Engagement für Menschenrechte zu schwächen.

Weitere Staaten wiederum nutzen die Corona-Krise schamlos, um unbeachtet von der Öffentlichkeit Menschenrechte zu verletzen. „Wir geben aber auch den Opfern von Covid-19 eine Stimme, die unter schweren Menschenrechtsverletzungen leiden,“ bietet die GfbV sich als Plattform Betroffener an.

Hier auf Voices kommt Confeniae zu Wort, die Dachorganisation von 1.500 Gemeinden der amazonischen Nationalitäten Kichwa, Shuar, Achuar, Waorani, Sapara, Andwa, Shiwiar, Cofan, Siona, Siekopai und Kijus. Confenia organisiert Entwicklungsprogramme für ihre Gemeinden, verteidigt ihre bedrohte Umwelt und die natürlichen Ressourcen.

Der Amazonas, die große grüne Heimat vieler kleinerer Nationalitäten, steht unter großem Druck. Stichworte Expansion der Öl-, Agro- und der Holz-Industrie. Dagegen wehren sich die Ureinwohner, sie drängen auf die oft versprochenen Landrechte, auf die lückenlose Einhaltung der ILO-Konvention 169 und fordern die Selbstbestimmung:

Die moderne Expansion an den bisherigen Rändern der Welt, in diesem Fall der Amazonas-Regenwald, verbreitet ungehindert die Covid 19-Pandemie unter den indigenen Völkern. In Brasilien können Eindringlinge in die indigenen Territorien die dort lebenden Menschen terrorisieren, die Sicherheitskräfte schauen weg oder machen mit. In Brasilien weigerte sich die Bolsonaro-Regierung, die indigenen Amazonas-BewohnerInnen mit ausreichendem Impfstoff zu versorgen. Unterlassene staatliche Hilfeleistung, beklagen die Betroffenen, kritisieren heftig Menschenrechtsorganisationen.

Jose´ Francisco Cali Tzay, ein Maya Kaqchikel aus Guatemala, gibt sich sehr beunruhigt über die Entwicklung. Der UN-Experte für die Rechte der indigenen Völker ist auch deshalb beunruhigt, weil „es nicht immer nur um Gesundheitsfragen geht“, sagte er und bestätigte die Sorgen der GfbV.

Die ihrem Schicksal überlassen indigenen Völker helfen sich in Eigenregie. Confeniae installierte eine Covid 19-Überwachung. Der Dachverband setzt das Interactivo-Portal ein, um die Auswirkungen der Pandemie im Amazonasgebiet dokumentieren zu können. Dieses Tool ermöglicht es, die pandemische Entwicklung nach Territorien und Nationalitäten aufzulisten.

Die Stimme von CONFENIAE – CONFENIAE

162 indigene Völker in Brasilien von Covid-19 betroffen | amerika21

Brasilien: Indigene Völker kämpfen gegen Covid und Bolsonaro (survivalinternational.de)

sobre | APIB (apiboficial.org)

Coronavirus bedroht Minderheiten weltweit (gfbv.de)

Corona gefährlich für Urbevölkerung | Aktuell Welt | DW | 20.03.2020

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