Der Verharmloser

Der ehemalige General Erich Vad bleibt sich treu

Von Wolfgang Mayr

Erich Vad wirbt weiterhin um Verständnis, für Russland. Für den Ex-General und ehemaligen Sicherheitsberater der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, sind die ukrainischen Militäroffensiven „Fata Morgana“. Immerhin widerstand die ukrainische Armee vor zwei Jahren dem russischen Überrandwerden. Unvorstellbar, dass die ehemalige Truppe von General Vad – die Bundeswehr – in der Lage wäre, einen russischen Angriff abzuwehren.

Im Interview mit Tucker Carlson durfte der russische Kriegspräsident Putin werbewirksam mitteilen, dass er kein Interesse an Polen haben. Vad glaubt Putin. Im Interview mit der „Berliner Zeitung“ sagte Vad, dass er einen Angriff auf die Nato für eher unwahrscheinlich halte. Eher. Weil er die russischen Streitkräfte als zu schwach einschätzt. Trotzdem, ergänzt Vad und manifestiert sein Verständnis für den russischen Krieg gegen die Ukraine, „Moskau hat im Ukraine-Krieg das Ziel, einen Nato-Beitritt der Ukraine und die Stationierung westlicher Truppen in der Ukraine zu verhindern”. 

Kyrm und Ostukraine Sicherheitszone?

Russland geht es laut Vad um eine Sicherheitszone und er zitiert ähnliche Beispiele: Die Türkei beanspruche eine Sicherheitszone in Nord-Syrien und im Nord-Irak gegenüber den Kurden, Israel gegenüber der Hamas in Gaza. Eine eigenartige Gleichung strengt der Ex-General an. Nicht die Kurden bedrohen die Türkei, sondern die Türkei bekämpft die Kurden im Inneren und in den Nachbar-Staaten, Stichwort Afrin. Besonders perfid der Hinweis auf Gaza. Die arabische Welt reicht von Marokko bis zum Irak, Israel ist – um den Nazi Gauland abwandelnd zu zitieren – ein „Fliegenschiss“ auf der Landkarte. Überrennen arabische Hisbollah- und Hamas-Extremisten Israel, from the river to the sea, gibt es kein Israel mehr.

Ähnliches gilt für die Ukraine. Siegt Russland, dann gibt es keine Ukraine mehr. Der folgende Satz über Sicherheitszonen sagt viel über Vad aus: “So etwas ist nicht immer völkerrechtskonform; Militärs müssen das aber unabhängig von der jeweiligen Rechtslage, aus der strategischen Lage, die sich für beide Seiten daraus ergibt, interpretieren und verstehen. Erst so kann adäquat gehandelt werden”. Unabhängig von der jeweiligen Rechtslage! 

Unabhängig der Rechtslage?

Russland müsse deshalb – unabhängig von der Rechtslage – die Zugänge zum Schwarzen Meer kontrollieren, dazu sei offensichtlich auch die Kontrolle über die Krym notwendig. “Aus russischer Perspektive ist dies nicht verhandelbar,” folgt Vad zustimmend der russischen Strategie, “der Oblast Kaliningrad, die Region Murmansk und die Schwarzmeerregion mit der Krym bilden die strategischen Eckpfeiler der westlichen Verteidigung Russlands”. 

Auch deshalb seien die Waffenlieferungen an die Ukraine kurzsichtig. Der Ukraine werde es niemals gelingen, die annektierte Krym und den Donbass zu befreien, zurückerobern, sagt der General a.D. Im Gegenteil, Vad geht davon aus, dass die russische Armee im Raum Charkiw und Odessa vorstoßen wird. Wegen des Nachlassens der US-amerikanischen Hilfe ist es laut Vad “nämlich nicht unwahrscheinlich, dass im Laufe des Jahres der Konflikt in der Ukraine einfriert”. 

Darüber sollte offen diskutiert werden, denn Vad fehlt eine „offene Debatte“ über den Ukraine-Krieg. Der ehemalige General unterstellt nämlich den Medien Einstimmigkeit bis hin zu einem Schwarz-Weiß- und Freund-Feind-Denken. Er meint damit wohl die angebliche pro-ukrainische Haltung der deutschen Medien in Übereinstimmung mit der Mainstream-Politik. Ein Sager, den auch AfD-Politiker:innen von sich geben könnten oder Genoss:innen vom BSW. 

Kriegsschuldige Nato

Vad wirft der Nato vor, die Aufnahme der Ukraine forciert und damit zum russischen Krieg gegen die Ukraine beigetragen zu haben. Wie auch zum russischen Krieg in Georgien. Tucker Carlson oder Putin-Sprecher Dmitri Peskov hätten es nicht besser formulieren können. Der General in Ruhestand lobt in diesem Zusammenhang Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich auf dem Nato-Gipfel 2008 vehement gegen eine Aufnahme der Ukraine und Georgiens gewehrt hatte. Möglicherweise hätte aber eine ukrainische Nato-Mitgliedschaft den russischen Krieg verhindert. Diese Überlegung erlaubt sich Erich Vad nicht. 

Er ist überzeugt, dass die von der Ukraine gewünschten Taurus-Raketen den Krieg nur eskaliert hätten, ohne aber eine militärische Wende herzuführen. Ein Ex-General als Prophet, der Politikern Kriegsrhetorik vorwirft, obwohl sie wenig von Krieg und Militär verstehen, jahrzehntelange pazifistisch argumentiert hätten sowie geflüchteten Ukrainern vorwirft, Kriegsdienstverweigerung light zu praktizieren und Bürgergeld zu kassieren. Die AfD wird sich für diese „Analyse“ bedanken. 

Schräge Thesen

Diese schrägen Thesen, eine ganze Reihe weiterer hochrangiger Bundeswehr-Offiziere neigen diesen zu, stammen von einem, der von 2006 bis 2013 im Kanzleramt die Sicherheitspolitik definierte. Vorrangig in Afghanistan. Keine besonders gut gelungene Sicherheitspolitik. Am 4. September 2009  bombardierte die deutsche Luftwaffe im afghanische Kundus zwei LKW. 90 Menschen starben. Die islamo-faschistischen Taliban beherrschen wieder Afghanistan, ein Fünftel der Ukraine ist russisch besetzt und annektiert, weil Bundeskanzlerin Merkel wohl auf Anraten des damaligen Generals Vad die Aufnahme in die Nato verhinderte. Seit zehn Jahren herrscht nun Krieg in der Ukraine.  Eine gescheiterte Sicherheitspolitik eines Generals, der der Ukraine nach dem russischen Überfall im Februar 2022 eine rasche Niederlage prophezeite. Ein unzuverlässiger Prophet.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google

Zurück zur Home-Seite