Vom Kolonialismus der Marke China

Linke schwärmen von der Kampfansage des Brics-Bündnisses gegen den europäisch-amerikanischen Neo-Kolonialismus.

Von Wolfgang Mayr

Ein seltsamer Staatenmix bildet Brics, Russland, China, Indien, Brasilien und Südafrika. In diesem angeblich alternativen Bündnis zum Westen wollen auch Saudi-Arabien, der Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emiraten mit dabei sein. 

Eine doch erschreckende Alternative. Das kriegsführende Russland ist eine Kolonialmacht, China unterdrückt nicht nur die eigene Bevölkerung, sondern konsequent und erfolgreich Tibet, Ost-Turkestan, die Innere Mongolei und Hongkong. Ungeniert lassen die chinesischen National-Kommunisten die Welt wissen, dass sie in naher Zukunft die demokratische Republik China, Taiwan, “heimholen” werden. Indiens Klassengesellschaft kennt “Unberührbare”, Staat und Konzerne führen Krieg gegen die “Waldmenschen”, gegen die autochthonen Adivasi.

Äthiopien überzog brutal die Region Tigray mit einem Vertreibungskrieg, sponsert die Sezession des Somali-Landes von Somalia, die übrigen Brics-Nachrücker Saudi-Arabien, Iran, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate würde der ehemalige US-Präsident George W. Bush wohl Schurkenstaaten nennen.

Russland bietet sich in Afrika als Partner der Befreiung an, nicht nur gegen den französischen Neo-Kolonialismus. Russische Söldner stützen Militär-Juntas und dürfen im partnerschaftlichen Gegenzug Rohstoffe plündern. Wer im Wege steht, wird eliminiert. Die russischen “antikolonialen Befreiungskämpfer” stehen der “Allianz der Sahelstaaten” zur Seite, gegen der vom Westen geförderten Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten, ECOWAS.  Waffen gegen Rohstoffe, das antikolonialistische Tauschgeschäft.

Kolonialmacht China

Die kommunistische Volksrepublik China, Partner des autoritär-mafiösen Russlands, agiert ein stückweit anders. Großinvestitionen in Großprojekte und Infrastrukturen, Groß-Kredite zum großzügigen Abbau von Rohstoffen. Im Prinzip mischt China aber genauso kräftig in den afrikanischen Staaten innenpolitisch mit, beispielsweise im Kongo, auf der Jagd nach Kobalt. 

Beide Staaten müssen sich nicht um die öffentliche Meinung vor Ort scheren, keine NGO wird in Russland oder China das durch und durch kolonialistische Tun in Frage stellen oder gar kritisieren. 

In Lateinamerika verkauft sich China als Alternative zu den USA, die seit Jahrhunderten in Kumpanei mit der lateinamerikanischen Oligarchie Land und Leute plünderte. China braucht Lithium, das Leichtmetall, um Batterien für seine E-Autos zu produzieren.

Großprojekte statt Genossenschaften 

Der Abbau von Lithium ist schadet der Umwelt: Es wird viel Wasser benötigt, um Lithium zu gewinnen. Das gefährdet die Trinkwasserreserven in den Ländern des Lithium-Dreiecks Bolivien, Chile und Argentinien. Aber auch im Brics-Staat Brasilien. Willy Suvelza kritisierte auf ntv die Folgen des großflächigen und rabiaten Lithium-Abbaus, Wasser versalzt, die Salzseen werden verschmutzt, Täler und Wüsten werden zerstört, die Bevölkerung wird vergiftet.

Chinesische Konzerne “bauen” aber nicht nur Rohstoffe ab, sie sind auch an Projekten wie Stromnetzen, Atomkraftwerken und Häfen beteiligt. In Peru verwirklicht der Staatskonzern Cosco – der den Hamburger Hafen mit sozialdemokratischer Zustimmung aufkaufen wollte – den größten Hafen an Südamerikas Pazifikküste, nördlich der Hauptstadt Lima. Von dem Großhafen “Megapuerto de Chancay” können Rohstoffe aus Peru direkt nach China verschifft werden. Auch das Lithium-Dreieck liegt im Einzugsbereich.

Lateinamerika löst sich – mit wenigen Ausnahmen wie das “libertäre” Argentinien – aus dem US-amerikanischen Vorhof und wendet sich China zu. Mehrere lateinamerikanische Länder kündigten ihre Beziehungen zu von Taiwan, um sich China anzubiedern. China hilft “solidarisch”, wenn seine Ein-China-Politik akzeptiert wird, also Taiwan als Teil von China und nicht als eigenständiges Land. 

Nur noch zwei Staaten pflegen diplomatische Beziehungen zu Taiwan, Guatemala und Paraguay. Der Hinterhof der USA wird zum Vorhof Chinas in Amerika. 

China bietet sich als Problemlöser an. In Kolumbiens 10-Millionen-Einwohner-Hauptstadt Bogota bauen chinesische Firmen eine S-Bahn gegen das ausufernde Verkehrschaos. Kommt bei den Menschen gut an.

Indigene Opfer

Chinesische Unternehmen sind auch in Mexiko “engagiert”. So ist ein chinesisches Unternehmen am Bau der EisenbahnstreckeTren Maya“ durch den Südosten beteiligt:  1500 Kilometer quer durch den Urwald. Ein überdimensionales Kolonialisierungsprojekt auf Kosten der indigenen Landbevölkerung. 

Ein internationaler Verbund von Nichtregierungsorganisationen belegt diesen Vorwurf: Bei mehr als einem Dutzend chinesischer Investitionsprojekte wurden die Rechte der autochthonen Völker missachtet. Untersucht wurden die Bereiche Bergbau, Erdölförderung und Wasserkraftwerke und deren Folgen wie Wasser- und Luftverschmutzung. Absprachen mit der autochthonen Bevölkerung fanden keine statt. Auf Proteste reagieren Konzerne mit noch mehr Unterdrückung.

Die angebliche Brics-Alternative wird für die autochthonen Völker Lateinamerikas zu einem Fluch. Trotz des linken Applauses aus Europa.

Siehe auch: Entwaldung am Amazonas für den EU-Green Deal

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google

Zurück zur Home-Seite