Russland: Löst es auf! Putins Mafia-Staat ist eine kolonialistische Hochburg

Von Wolfgang Mayr

Karte: Free Nations Post Russia Forum, www.freenationsrf.org

Karte: Free Nations Post Russia Forum, www.freenationsrf.org

Tjan Zaotschnaja vom Internationalen Komitee der indigenen Völker Russland ICIPR hat auf diesen Seiten immer wieder über Forderungen nicht-russischer Völker berichtet, Russland endlich zu entkolonialisieren. So drängt das Forum der freien Nationen auf die Selbstbestimmung, auf das Recht, eigene Staaten zu gründen.

Das Forum wirbt für eine Entmilitarisierung Russlands, für eine De-Putinisierung und für eine Demokratisierung eines der letzten Kolonialreiche. Notwendige Schritte, um eine Normalisierung zu erreichen. Fernziel ist aber die Auflösung des russischen Kolonialreiches.

Auch der russische Journalist Arkadi Babtschenko plädiert in seinem Buch “Im Rausch” für die Auflösung des Zentralstaates Russlands. Babtschenko wirbt für einen Freistaat Moskau, für ein freies und demokratisches Moskowien. „Und – ein freies Tatarstan. Ein freies Baschkirien und Burjatien. Einen freien Kaukasus. Eine Volksrepublik Primorje … Einen gesonderten Staat Sacha-Jakutien“. Freiheit auch für Pomorje, für Karelien, Adygeja, Kalmückien und Tscherkessien.

Das Putin-Regime schaffte es, die Baschkiren, Burjaten, Udmurten, Kalmycken, Tuwiner, Tschetschenen, Tataren, Jakuten und andere Völker als „Wilde am Rande“ auszugrenzen. Im russischen Eroberungskrieg gegen die Ukraine dienen diese genannten Völker als Reservoir für zu verheizendes Kanonenfutter.

 

Zerschlagt das Imperium

Zerschlagt das Imperium, schreibt Babtschenko, davon träumen neben dem Forum noch weitere Organisationen. Sie wollen nicht weiter russische Untertanen sein, in einem russischen Kolonialreich. Deshalb die Ent-Kolonialisierung. Es sind ihre Regionen, die die russischen Energiekonzerne plündern, lange die Reserve für Billig-Gas und Billig-Öl für die deutsche und die österreichische Wirtschaft. Deutsche und Österreicher sind tief verstrickt in den Machenschaften Putins.

Den leisen Protest von Aktivist:innen nicht-russischer Völker kanzeln rechts- und linksradikale Medien im Westen als abenteuerlich ab. Diese nützlichen Idioten des Kremls schreiben indigenes Aufbegehren als westlich gesteuert ab. Das geht schon gar nicht. Dafür ist das Verständnis für den russischen Eroberungskrieg in der Ukraine unvergleichlich hoch.

 

Europarat für Entkolonialisierung

Aber ja, der “Westen” hat die Forderungen nach Ent-Kolonialisierung Russlands aufgegriffen. 2024 sprach sich die parlamentarische Versammlung des Europarates für eine Entkolonialisierung der russischen Föderation aus. Der Europarat geißelte auch die Russifizierung der nicht-russischen Völker.

Auch die Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Thema. Marina Gerber vom Institut für Slavistik der Universität Hamburg organisiert seit 2021 die Seminarreihe „Osteuropa Dekolonisieren“ in Hamburg. Auf dekoder setzte Gerber die mittel- und osteuropäische Opposition gegen die russisch dominierte Sowjetunion in Verbindung mit den indigenen und nicht-russischen Nationalitäten und ihrem Widerstand gegen Putin-Russland.

 

Russischer Vorhof Osteuropa?

In manchen osteuropäischen Staaten, besonders in Ungarn, in der Slowakei, in Bulgarien und in Rumänien, scheint sich eine pro-russische Stimmung breit zu machen. Bei den nächsten Wahlen könnte in Tschechien die rechtsradikale pro-russische Partei des slowakischstämmigen Unternehmers Andrej Babiš an die Macht zurückkehren. Die Wiederauferstehung des Ostblocks, demokratisch legitimiert.

In ihrem Dekoder-Text “Russland und der Kolonialismus” erzählt Gerber die Geschichte des brutalen russischen Kolonialismus, der im “Internationalismus” der Sowjetunion raffiniert weitergeführt wurde. Die Länder des “Warschauer Pakts” sowie des “Comecons” – der russisch dominierten osteuropäischen Wirtschaftsgemeinschaft – waren Kolonien, die sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion “absetzen” konnten.

In den östlichen EU-Staaten wächst das Verständnis für Russland, in Russland war die Zustimmung zum Krieg gegen die Ukraine immer sehr hoch. Den überschaubaren Protest ließ das Regime niederknüppeln, der Widerstand scheint inzwischen gebrochen zu sein.

 

Indigener Widerstand

Gerber verweist auf mögliche Widerstandsnester, auf die im Zuge der jahrhundertelangen Geschichte der Kolonisierung und Sowjetisierung unterdrückten Völker. Gerber zitiert den ukrainischen Filmemacher Oleksiy Radynski, der als einer der ersten auf dieses Potential hinweis: Die indigene Bevölkerung und die 180 Ethnien haben Radynski zufolge das Potential, sich an ihre Geschichten der Unterdrückung zu erinnern, sich mit den Ukrainern zu solidarisieren und sich zu wehren.

Fakt ist auch, dass für das russische Militär die indigene Bevölkerung ein Soldaten-“Reservoir” ist, dass Angehörige dieser Völker in russische Kriegsverbrechen verwickelt sind.

Für Radynski ist die Ukraine ein Modell für die Dekolonisierung der Russländischen Föderation. Die Ukrainer trügen eine historische Verantwortung, denn einst seien sie selbst Kolonisatoren gewesen. Damit meint er die Ausweitung des russischen Reiches von Kyjiw aus und den Einsatz der ukrainischen Kosaken bei der Kolonisierung Sibiriens.

Deshalb sei die Ukraine nun in der Pflicht, sich an der Dekolonisierung Russlands zu beteiligen. So verstanden wäre der ersehnte Sieg des ukrainischen Widerstandes gegen die russische Invasion ein erster Schritt auf diesem Weg.

Filmemacher Radynski ruft er Baschkiren und Burjaten auf, sich gegen die kolonialen Ansprüche der russländischen Herrschaft zu wehren. Burjatien ist eine der ärmsten Republiken Russlands. Viele burjatische Männer flüchten aus der Armut ihrer Heimat in die Invasionsarmee in die Ukraine.

„Konsequent zu Ende gedacht, würde der Zusammenschluss all jener russländischen ´Anderen´ womöglich zum Zerfall Russlands führen. Ein solcher wäre radikal genug, um der langen Geschichte der russischen Kolonisierung ein Ende zu setzen. Das wäre ein Film, den mittlerweile viele sehen wollen,” vermutet die Slawistin Marina Gerber.

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