21-04-2022
Bomben gegen Hazara: Schüler in Afghanistan gezielt getötet
Die Hazara sind die am stärksten gefährdete Minderheitengruppe in Afghanistan und seit Jahrhunderten Verfolgungen ausgesetzt.
Von Jan Diedrichsen
Am Dienstag erschütterten mehrere Explosionen die Ganztagsschule Abdul Rahim Shahid und das nahe gelegene Mumtaz Education Centre, die sich beide im Gebiet Dasht-e-Barchi in einem schiitischen Hazara-Viertel im Westen Kabuls befinden, und forderten Dutzende von Toten und Verletzten.
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Dasht-e-Barchi und insbesondere die dortigen Schülerinnen und Schüler werden immer wieder von Terroranschlägen heimgesucht; allein in den letzten vier Jahren wurden fünf Anschläge auf die Schulen des Viertels verübt, bei denen mehr als 150 Kinder getötet und Hunderte verletzt wurden. Beim jüngsten Anschlag am Dienstag hinterließ ein mutmaßliches Mitglied von ISIS-K, einem lokalen Ableger von ISIS, improvisierte Sprengsätze vor einer Jungenschule und einem nahe gelegenen Nachhilfezentrum.
Die Taliban, Afghanistans neue Regierung, haben den Anschlag verurteilt und zur nationalen Einheit aufgerufen. Viele Afghanen bezweifeln jedoch zu Recht das Engagement der neuen Machthaber. Bevor die Taliban die Macht übernahm, schien die Vorstellung, dass sie die Hazara beschützen würden, unmöglich – denn über viele Jahre lang waren es just die Taliban, vor denen sie geschützt werden mussten.
In der Tat sind solche Angriffe auf Hazara in Afghanistan nicht neu. So wurden beispielsweise am 8. Mai 2021 bei Explosionen vor einer Schule in Kabul mindestens 85 Menschen getötet und über 240 verwundet. Bei diesem Anschlag waren die meisten Opfer Mädchen, die die Syed Al-Shahda-Schule für Mädchen im Kabuler Stadtteil Dasht-e-Barchi besuchten. Am 12. Mai 2020 verübten drei bewaffnete Männer einen weiteren Anschlag auf eine Entbindungsklinik in einem schiitischen Hazara-Viertel in Kabul. Sie töteten 24 Mütter, Neugeborene und eine medizinische Fachkraft. Am 6. März 2020 wurden 32 Mitglieder der Gemeinschaft bei einer Zeremonie getötet. Am 24. Oktober 2020 tötete ein Bombenleger 40 Personen in einem Bildungszentrum in einem Hazara-Viertel von Kabul. Der IS-K bekannte sich dazu. Über 70 Personen wurden verletzt. Die Liste lässt sich fortsetzen.
Trotz der anhaltenden gezielten Angriffe auf die Hazara in Afghanistan schenkt die internationale Gemeinschaft der leiderprobten Gruppe wenig Aufmerksamkeit. Um diesem Schweigen und dem Mangel an politischem Willen zum Handeln entgegenzuwirken, haben britische Parlamentarier im April 2022 eine parlamentarische Untersuchung über die Lage der Hazaras in Afghanistan und Pakistan eingeleitet. Ziel der Untersuchung ist es, die Situation der Hazaras in Afghanistan und Pakistan zu untersuchen und die gegen die Gruppe verübten Verbrechen aufzuzeichnen, insbesondere wenn es sich um Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord handelt.
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