Vom Wühlen in der Provinz

In Südtirol agieren ungeniert Putins Freunde

Von Wolfgang Mayr

Im Verbund mit italienischen Rechten besuchte 2015 der ehemalige Landeshauptmann Luis Durnwalder den russisch besetzten Donbas. Er brachte das Südtiroler Autonomiestatut mit, als ob das die russischen Besatzer interessieren würde.

Nicht nur Durnwalder biederte sich dem russischen Kriegspräsidenten an, auch noch weitere Südtiroler Kreise. Sie drängten regelrecht in Putins Arsch. Der russische Kulturverein Borodina in Meran versteht sich trotz des russischen Eroberungskrieges in der Ukraine weiterhin als Putins Sprachrohr.

Auch die raffinierte Plattform “Voices of Europe”, dezidiert anti-ukrainisch und sehr nah dran an den europäischen Rechtsradikalen, fischte in Südtirol. Ein ehemaliger Politiker der rechten Lega, inzwischen bei der Berlusconi-Partei Forza Italia, keine bei “Voices of Europa” seine Statements loswerden. Die tschechische Regierung nahm wegen seiner pro-russischen Umtriebe “Voices of Europe” vom Netz, weil Putins Sprachrohr. 

Letzthin spannten sich auch die protestierenden Bauern freiwillig vor Putins Karren. Getreide aus der Ukraine wurde massenhaft auf Bahngeleise und Straßen gekippt. Illegale Freibeuterei, übelste Wegelagerei. Diese Bauern machten die Ukraine für viele ihrer angeblichen Probleme verantwortlich. 

Dem nicht genug, am 12. April will das italienischsprachige Cineforum in Bozen einen Pro-Putin-Film präsentieren. Die ukrainische Asylsuchende Iryna Panchencho kritisierte auf der Plattform salto die geplante Filmvorführung, gibt es die Freiheit der Lüge, fragte Panchenko. Die Gemeinde Bozen, die das Cineforum unterstützt, drückt sich vor einer Entscheidung. Es werde trotz des Propagandafilms keine Zensur geben, kündigte der mittelinke Bürgermeister Renzo Caramaschi an.

Simon Constantini griff auf brennerbasisdemokratie die Kritik von Panchenko auf. Sein Kommentar:

Russisches Propagandaforum

Von Simon Constantini

Im Bozner Cineforum soll am 12. April der vom russischen Staat großzügig finanzierte, antiukrainische Propagandafilm Свиде́тель (Swidétel, Der Zeuge, 2023) gezeigt werden. Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit der souveränistisch-kommunistischen Abspaltung Democrazia Sovrana e Popolare (DSP) von Marco Rizzo organisiert, die als ideologischer Außenposten von Wladimir Putin und Xi Jinping in Italien gilt.

Der nach allgemeiner — auch russischer — Lesart handwerklich schlecht gemachte Spielfilm, der selbst auf dem Heimatmarkt ein totaler Kassenflop war, gibt ungeschminkt das Weltbild und die Lügen von Wladimir Putin und seines Regimes wieder und versucht auf plumpe Weise, den völkerrechtswidrigen, imperialistischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu legitimieren.

Italien ist eines der wenigen westlichen Länder (womöglich sogar das einzige), wo der Streifen öffentlich vorgeführt wird. Beim Internet Movie Database (IMDb) erreicht Putins Kriegspropaganda derzeit 1,4 von 10 Punkten.

DESINFORMATIONSKAMPAGNE

Die unkritische — im Gegenteil: sogar begeisterte — Wiedergabe eines Films, der bewusst als Sprachrohr eines autoritären Regimes gedacht ist, das seit Jahren massive Anstrengungen unternimmt, demokratische Länder zu unterwandern und zu destabilisieren, spricht Bände, ist aber für den zweifelhaften Bozner Club keine Überraschung. 

Präsident und Direktor Andreas Perugini, der für seine Nähe zum Rechtsextremismus bekannt ist und früher bei der 5SB war, kandidierte bei der Landtagswahl 2023 für Italexit auf der Enzian-Liste von Josef UnterholznerItalexit wiederum dient auf Staatsebene auch Mitgliedern von CasaPound und Forza Nuova als Wahlplattform.

Perugini, der dem Club seit 2003 vorsitzt2, hatte schon 2012 den bekennenden Faschisten Andrea Bonazza in »sein« Cineforum eingeladen, wo er an einer von Alberto Faustini (Direktor der Tageszeitung A. Adige) moderierten Diskussion teilnehmen durfte. Der Verein war unter den Ersten in Südtirol, die den Neofaschisten von CPI gleichberechtigt eine Plattform boten und so zu ihrer Verharmlosung beitrugen.

Die Wiedergabe von Свиде́тель ist nicht nur eine Ohrfeige für ukrainische Menschen in Südtirol, die aufgrund des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs zu uns geflüchtet sind, sondern auch ein Angriff auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung und eine Unterstützungserklärung für das Regime von Wladimir Putin. Dies umso mehr, als im Cineforum am 12. April auch begleitende Stellungnahmen der kremlnahen italienischen Propagandisten Vincenzo Lorusso und Andrea Lucidi vorgesehen sind.

Kombinierten Angaben des Vereins und des Landes zufolge wurde das Cineforum zwischen 2003 und 2024 mit rund einer Million Euro vom Land Südtirol und noch einmal rund 100.000 Euro von der Gemeinde Bozen gefördert.

In Bologna hatte die Stadtverwaltung im Jänner die Vorführung der Kremlpropaganda in einem öffentlichen Veranstaltungsraum und im Beisein von Lorusso und Lucidi als inakzeptabel bezeichnet und die Absage gefordert.

Siehe auch: “Der verstörende Frieden des Bozner Friedenszentrums”, “Die Upad als russische Propagandaplattform”, “Putins Freunde bleiben Putins Freunde”, “Wenn ungefragt der General kommt”, “Freunde Putins”, “Wenn der Aggressor siegt”.

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